Tour de FrancePogacar versetzt Vingegaard den ersten Stich

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Tadej Pogacar überquert den Galibier in Führung liegend und fährt in der Abfahrt weitere Sekunden raus.
Tadej Pogacar überquert den Galibier in Führung liegend und fährt in der Abfahrt weitere Sekunden raus. (Foto: Thomas Samson/AFP)

Der Slowene gewinnt die erste große Alpenetappe der Frankreich-Rundfahrt, sichert sich das Gelbe Trikot und lässt erahnen, dass nach 26 Jahren wieder das große Radsportdouble aus Giro und Tour möglich ist.

Von Korbinian Eisenberger

Diese letzten gut 800 Meter hinauf zum Col du Galibier erinnerten an einen gefürchteten alten Meister. Fast wie einst Marco Pantani raste der Slowene Tadej Pogacar der Konkurrenz davon und stürmte über den Alpenpass, ehe er sich hinabstürzte Richtung Ziel, um seinen Verfolgern alle Hoffnung zu rauben. Statt wie der 2004 verstorbene Il pirata Pantani das Bandana-Tuch zu tragen, behielt Pogacar aber lieber seinen Schutzhelm auf, was angesichts der bevorstehenden 20 Abfahrtskilometer ins Ziel ratsam war. Und wer dachte, der Hoffnungsräuber Pogacar habe sein Kanonenpulver im Anstieg verballert, der wurde eines Besseren belehrt.

Bei der Fußball-WM sind die Slowenen unlängst dramatisch gescheitert, es verdichten sich jedoch die Hinweise, dass ein Landsmann der unglücklichen Kicker im Radsport noch weiter an Größe gewinnt. Der 25 Jahre alte Pogacar sicherte sich am Dienstagnachmittag den Tagessieg bei der vierten Etappe der Tour de France und übernahm zum zweiten Mal bei der diesjährigen Rundfahrt das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. 2022 und 2023 war er Jonas Vingegaard, 27, im Duell um den Gesamtsieg bei der schwersten Radrundfahrt der Welt unterlegen. Nun verpasste Pogacar seinem drei Jahre älteren dänischen Widersacher einen ersten Säbelstich.

„Es war eine Traumetappe für mich. Ich wollte heute hart zuschlagen, ich habe dafür viel trainiert“, sagt Pogacar

Der Slowene hängte den Dänen am Dienstag in 2642 Metern Höhe erstmals bei dieser Rundfahrt ab, ehe er seinen Vorsprung in der vom Schmelzwasser des Altschnees nassen Abfahrt bis Valloire noch ausbaute. Am Ende dieser vierten Etappe – der Grenzüberschreitung zwischen dem Startpunkt Italien und dem originären Austragungsgebiet Frankreich – hatte der Slowene 35 Sekunden Vorsprung auf den Belgier Remco Evenepoel herausgefahren, Vingegaard verlor als Fünfter noch weitere Sekunden. Addiert mit den Bonussekunden für den Tagessieg liegt Pogacar im Gesamtklassement nun 45 Sekunden vor Evenepoel und 50 Sekunden vor Vingegaard. Im Ziel sah Pogacar sichtlich gelöst aus, gar nicht wie einer, der gerade 140 Kilometer und 3600 Höhenmeter bewältigt hat. „Es war eine Traumetappe für mich“, erklärte er. „Ich wollte heute hart zuschlagen, ich habe dafür viel trainiert.“

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Eine große sportliche Frage vor dieser Etappe war die nach dem Fitnesszustand von Jonas Vingegaard, der Anfang April schwer gestürzt war. Erst kurz vor Beginn der Tour de France ließ sein Team Visma Lease-a-Bike wissen, dass er in Form sei und starten könne. Und seine Form, so wirkte es am Dienstag, ist erstaunlich respektabel für einen, der sich noch vor drei Monaten mehrere Knochen brach und unter anderem die Lunge quetschte. Am Ende der Passstraße hinauf zum Galibier verdichteten sich jedenfalls die Hinweise, dass diesem Pogacar am Berg aus dem Fahrerfeld lediglich Vingegaard einigermaßen Paroli bieten kann. Pogacars Landsmann Primoz Roglic aus dem deutschen Red-Bull-Team war am Berg nach dem Antritt seines Landsmannes chancenlos. Der 34-Jährige hielt den Rückstand aber – wie Zeitfahr-Weltmeister Evenepoel – dank einer starken Abfahrt in Grenzen. Und so bleibt zumindest die Hoffnung aufs Podium bestehen.

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