Tour de France in den Pyrenäen:Die Schwächen des Alberto Contador

Der umstrittene Titelverteidiger Alberto Contador verliert bei der ersten Bergetappe der Tour de France den Kontakt zu den Konkurrenten um den Gesamtsieg und wirkt angeschlagen. Ein anderer Spanier gewinnt die Etappe, ein Franzose bleibt im gelben Trikot, die deutschen Fahrer erleben einen miserablen Tag.

Der Spanier Samuel Sanchez hat die erste schwere Bergetappe der 98. Tour de France gewonnen. Der Olympiasieger setzte sich auf dem zwölften Teilstück über 209 km von Cugnaux nach Luz-Ardiden durch die Pyrenäen vor dem Belgier Jelle Vanendert durch.

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Noch so stark wie in den Jahren zuvor? Alberto Contador büßt einige Sekunden auf die Konkurrenz ein.

(Foto: AFP)

Sanchez fährt für das Team Euskatel aus dem benachbarten Baskenland, von wo sehr viele Fans nach Frankreich herüberkamen und die Fahrer anfeuerte. "Es ist für die Mannschaft sehr wichtig, wir sind keine Großverdiener", sagte Sanchez.

Der Franzose Thomas Voeckler wuchs am Französischen Nationalfeiertag über sich hinaus und verteidigte sein Gelbes Trikot überraschend. Im Gesamtklassement liegt er jetzt 1:49 Minuten vor dem neuen Zweiten Frank Schleck, der auf der Pyrenäen-Tour vor allem von der enormen Arbeit des Berliners Jens Voigt profitiert hatte, der das Leopard-Team den gesamten Tourmalet hochgezogen hatte. Dem 31-jährigen Frank Schleck wurde 2008 die Kundschaft beim Dopingarzt Fuentes nachgewiesen, das hatte aber keine sportrechtlichen Konsequenzen. Hinter dem Australier Cadel Evans (2:06) folgt Andy Schleck (2:17) auf dem vierten Platz. Contador muss sich 4:00 Minuten hinter Voeckler derzeit mit dem siebten Platz begnügen.

Der Start des Spaniers ist sehr umstritten, weil noch immer ein Dopingverfahren gegen den Tour-Sieger beim Internationalen Sportgerichtshof Cas gegen ihn läuft.

Andy Schleck, Evans und der Italiener Ivan Basso erreichten das Ziel gemeinsam knapp vor Contador, der auf den letzten Metern die entscheidenden Sekunden einbüßte und längst nicht mehr so souverän wirkt, wie noch zuletzt bei seinem überragenden Erfolg beim Giro d'Italia. Der Spanier als Achter verlor 33 Sekunden auf Frank Schleck und 13 Sekunden auf dessen Bruder Andy.

Der sagte: "Es lief fast perfekt. Wir hatten einen unfassbar starken Jens Voigt heute." Die relativ schwache Vorstellung Contadors sieht Andy Schleck noch nicht als gravierend: "Vielleicht hat er heute nur einen schlechten Tag gehabt und dann hat er nur sehr wenig Zeit eingebüßt."

Die deutschen Hoffnungsträger Tony Martin und Andreas Klöden hatten mit dem Ausgang der Etappe nichts zu tun und verloren im Gesamtklassement viel Zeit. Bereits sieben Kilometer vor dem Gipfel des 2115 Meter hohen Col du Tourmalet konnte Martin, der unter einer Stirn- und Nasennebenhöhlenentzündung leidet, dem von Jens Voigt angeschlagenen Tempo der Favoritengruppe nicht mehr folgen. Schweren Trittes stapfte der Zeitfahrspezialist den 17,1 km langen und durchschnittlich 7,3 Prozent steilen Anstieg hinauf und erreichte das Ziel mit einem Rückstand von fast zehn Minuten.

Beim 26-Jährigen, der in diesem Jahr unter die besten Zehn fahren wollte, dürften Erinnerungen an das Vorjahr wach geworden sein. Auch 2010 wurde Martin bereits auf der ersten Bergetappe abgehängt. Nicht viel besser lief es für Klöden.

Wacker kämpfte sich der Wahl-Schweizer den Pyrenäen-Riesen hinauf, doch auch bei ihm war wenige Kilometer vor dem Gipfel die Luft raus. Zwar kämpfte sich der Routinier in der Abfahrt noch einmal heran, doch sobald es nach Luz Ardiden wieder bergauf ging, musste Klöden reißen lassen. Für Klöden hatte sich bereits auf der Abfahrt vom La Hourquette d'Ancizan, einem Berg der ersten Kategorie, die Tour der Leiden fortgesetzt. Der Tour-Zweite von 2004 und 2006 war erneut gestürzt und erlitt dabei Verletzungen am Arm und der Schulter. Bereits beim Massensturz auf der neunten Etappe am Sonntag hatte sich der frühere Tour-Zweite am Rücken schwer verletzt.

Nachdem das Feld am Donnerstag unter anderem den Col du Tourmalet gemeistert hatte, führt die ebenfalls schwere 13. Etappe am Freitag über 152,5 km von Pau in den Wallfahrtsort Lourdes. Auf dem Weg liegt der legendäre Col d'Aubisque. Die 16,4 km lange Auffahrt auf den 1709 Meter hohen Berg hat eine durchschnittliche Steigung von 7,1 Prozent.

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