Reisen bei der Frankreich-Rundfahrt:Tour de Trains

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Bahnfahrten ermöglichen auch während der Tour de France eine ganz eigene Perspektive, sie können aber auch unfeine Züge haben. (Foto: Zac Williams/SW Pix/Imago)

Ein Peloton per Zug begleiten? Nachhaltig, ohne Stau, pünktlich am Start- und Zielort? Über eine Riesenidee, die sich spätestens am Bahnhof Bologna Centrale als Riesenherausforderung entpuppt.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Die Musiker der Band Wanda haben der Stadt Bologna einst eine Liebeserklärung komponiert. Doch die Stunden am Bahnhof Bologna Centrale sind Anlass für andere Überlegungen. Wenn jemand fragt, wofür du stehst? Sag für Amore, Amore – so singen es die Österreicher in ihrem Lied. Amore am A... Mit Wandas Hommage hat dieser völlig überfüllte Bahnhof gerade weniger zu tun, es geht nur noch um die Frage: Wann da?

Die Idee, das Peloton der Tour de France auf den ersten Etappen mit dem Zug zu begleiten, klingt so innovativ, so nachhaltig, so frei von Stau und Stress. So klug! Zumal der erste Teil in Italien ausgetragen werden sollte, also auf einem Terrain, wo Zugverbindungen als zuverlässig gelten. Allein diese Aussicht macht das Vorhaben so offensichtlich attraktiv. ItaliaRail, amore mio! Stellt sich nur die Frage, warum alle anderen Tour-Reporter das Auto wählen?

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Von Korbinian Eisenberger

Sechs Tage Reportage-Einsatz, es geht also mit dem Interrail-Ticket durch Italien: Brenner, Florenz, Rimini, Cesenatico, Bologna, Turin. Alles mit dem Zug, parallel zu den Etappen. Heißt auch: immer wieder Bologna. Ganz nach Wanda: Wenn jemand fragt, wohin du fährst? Sag nach Bologna; Hauptstadt der Region Emilia-Romagna – vor allem aber: Nadelöhr des dortigen Zugnetzes. Es bewahrheitet sich die Vermutung, dass Bahnfahrten eine ganz eigene Perspektive ermöglichen, sie können aber auch sehr unfeine Züge haben.

Statt als Erster den Zielort zu erreichen, fühlt die Reise sich an wie mit einem Reifenplatten

Mehrfach strandet das Gespann aus Reporter und Laptop in Bologna Centrale – etwa während Etappe Nummer eins: Der Zug nach Rimini besticht mit knapp drei Stunden Verspätung – und immerhin einem Getränkeautomaten. Das San Pellegrino frizzante: in einem Zug geleert. Ja, sind wir denn hier bei der Deutschen Bahn? Statt als Erster den Zielort zu erreichen, fühlt sich die Reise an wie mit einem Reifenplatten. In Rimini angekommen sind die Fahrer längst im Ziel, die Interviews verklungen – und sogar der letzte Zug zum Hotel nach Cesenatico: weg. Ziemlich abgefahren, dass immerhin noch ein Taxifahrer sich erbarmt. Sessanta Euro. Meint der sechzehn?

Er meint natürlich sechzig – wie sollte es auch anders sein: Der Autor wird verfolgt vom Münchner Chaotenkickerklub samt seinen Pleiten, Pech und Pannen. Immerhin: Am traumhaften Küstenort Cesenatico lassen sich die Fahrer wieder einfangen. Und am Abend nach Zeitungsandruck sind zwei Stunden am Strand drin, ganz ohne dort gestrandet zu sein. Kurz verdrängen, dass es am nächsten und übernächsten Tag wieder in einen Zug geht nach: Bologna Centrale.

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