Tour de France:"Es wäre falsch zu glauben, dass nur ein paar wenige im Peloton dopen"

Tour de France 2007 - 15. Etappe - Didi Senft und Rasmussen

Michael Rasmussen (2.v.l.): Erfolgreich bei der Tour 2007 - und dann ausgeschlossen

(Foto: dpa)

2007 wurde er als Führender von der Tour de France ausgeschlossen, nun spricht der Däne Michael Rasmussen im SZ-Interview über die Illusion von einem weitgehend sauberen Sport.

Von Johannes Knuth

Fast genau zehn Jahre ist es her, dass der dänische Radprofi Michael Rasmussen über Nacht vom gefeierten Träger des Gelben Trikots bei der Tour de France zu einem Sportler ohne Team und mit Suizidgedanken wurde. Heute begleitet er das bekannteste Radrennen der Welt als Journalist für eine dänische Zeitung und arbeitet als Sportmanager. "Die Wunde, die der Ausschluss vor zehn Jahren gerissen hat, wird immer kleiner", sagt Rasmussen im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Donnerstagsausgabe), "doch sie wird nie verschwinden."

Der ehemalige Mountainbiker lag bei der Tour 2007 so gut wie uneinholbar vor der Konkurrenz, als er von seinem Team entlassen wurde. Die Begründung: Rasmussen soll einen falschen Aufenthaltsort angegeben haben. Der Däne ist sich sicher, dass sein Team unter Druck gestanden habe, ihn rauszuschmeißen.

Wie man seine Doping-Vergangenheit aufarbeite, sei jedem selbst überlassen

Doping habe im gesamten Peloton dazugehört, sagt der 43-Jährige. Die Tour sei ein Event, das verrückte Menschen anziehe. Betrogen werde seit der ersten Austragung. Es sei falsch zu glauben, dass im heutigen Radsport nur ein paar wenige Fahrer im Peloton dopen, sagt Rasmussen. Er glaubt zwar, dass insgesamt weniger gedopt wird. Aber dass eben auch nur wenige Fahrer entdeckt werden: "Leistungen werden jetzt mit mehr Rückenwind, anderen Rennverläufen, besseren Kopfkissen und weniger Nutella zum Frühstück erklärt."

Trotz der Kontroversen liebt Rasmussen den Radsport noch immer. Das liegt auch daran, dass er mit seiner Doping-Vergangenheit im Reinen ist und darüber reden kann. Am 31. Januar 2013 hatte er gestanden, von 1998 bis 2010 fast ununterbrochen verbotene leistungssteigernde Substanzen eingenommen zu haben.

Wie man seine Doping-Vergangenheit aufarbeite, sei jedem selbst überlassen. Für Rasmussen ist das auch eine Frage der Kultur, weil Sportlern in Italien, Spanien oder Kolumbien mehr nachgesehen werde als in Deutschland oder Dänemark. "Ich hätte mich an Jan Ullrichs Stelle längst von den dunklen Schatten der Vergangenheit befreit", sagt er. Im Grunde wisse jeder, dass er und das Team Telekom dopten.

Lesen Sie das komplette Interview mit SZ Plus:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: