Tour de France:Auftritt der alten Männer

Die 97. Tour de France beginnt mit den altbekannten Gesichtern und den altbekannten Strippenziehern. Nichts hat sich nach den Dopingfällen der vergangenen Jahre geändert, die Tour bleibt eine bizarre Veranstaltung.

Andreas Burkert

Es hat schon stimmungsvollere Präsentationen gegeben als jene im Schatten der mächtigen Erasmusbrücke von Rotterdam. An Candy Dulfer hat es nicht gelegen, die blonde Saxofonistin aus Amsterdam ist immer noch eine Erscheinung des Mainstream-Funk und hätte ruhig ein wenig länger bleiben können als nur für ein paar Einlagen. Aber die Bühne gehört ja jetzt wieder den alten Männern des Radsports, die nun erneut ein dreiwöchiges Spektakel offerieren, das seinesgleichen sucht in der Welt des Sports, die Tour de France. Als Kompliment müssen und werden sie das nicht ausnahmslos verstehen, zu sehr entwerten Schurkenstücke und Kriminaldossiers die vermeintlichen Heldengeschichten aus dem Hochgebirge.

Le Tour 2010 - Previews

Lance Armstrong peilt seinen achten Tour-Sieg an.

(Foto: getty)

Den größten Beifall hat dennoch wieder Lance Armstrong erhalten vom Radsport-affinen Publikum in Holland, wo die Aura dieses in jedem Fall besonderen Athleten die nächsten Dopingvorwürfe gegen den Rekordsieger - diesmal geäußert vom einstigen Freund Floyd Landis - problemlos überstrahlte. Auch das heimische Team Rabobank wurde gefeiert, obwohl die holländische Nada demnächst Meldung machen will zur Verwicklung einiger Fahrer in den Wiener Blutbank-Skandal. Und so ging das weiter, die altbekannten Gesichter haben sich vier Jahre nach der wohl für immer rudimentär aufgeklärten Operación Puerto diesmal sogar in kompletter Mannschaftsstärke vorgestellt: Winokurow, Basso, Contador, Frank Schleck, diverse Kompagnons von Armstrong wie Leipheimer oder Klöden und besonders die Strippenzieher Riis, Bruyneel oder Lefévère stehen unverändert für die Weigerung des geschlossenen Systems zur Erneuerung.

Im Gefolge wartet die nächste Generation - mit vielen Profis aus Deutschland - auf ihre Chance, die von sich behauptet, mit einer anderen Mentalität ins Rennen zu gehen. Sie hat eine Chance verdient, obwohl sie leider chancenlos wirkt angesichts der alten Garde in ihrer Nähe und deren ungebrochener Dominanz im Peloton. Was diese mutmaßlich neue Mentalität nützt, könnte bald beim Milram-Team zu beobachten sein. Die Schlagzeilen der alten Garde, bei denen es sich überwiegend um unangenehme Enthüllungen handelt, verschrecken hierzulande Sponsoren, das Ende des einzigen deutschen Erstliga-Teams scheint bisher nicht abzuwenden zu sein. Zumal auch im Rennen der Knalleffekt ausbleibt, wofür Didi Thurau, der Altgardist a.D., zuletzt anmerkte, Milram fahre "garantiert sauber - so wie die fahren, die werden ja nur abgehängt". Ein bizarres Kompliment, so bizarr wie die Tour.

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