Tour de France:Anschwitzen am Galibier

Tour de France: Vorsprung sicher ins Ziel gebracht: Der Kolumbianer Nairo Quintana am Galibier Pass bei der 18. Etappe der Tour de France.

Vorsprung sicher ins Ziel gebracht: Der Kolumbianer Nairo Quintana am Galibier Pass bei der 18. Etappe der Tour de France.

(Foto: Christophe Ena / AP)

Die Kletterer aus Kolumbien überzeugen bei der 18. Etappe in den Alpen, allen voran Tagessieger Nairo Quintana. Auch der Ravensburger Emanuel Buchmann präsentiert sich wieder stark.

Von Johannes Knuth

Wie geht man so was bloß an: Wenn sich drei Gipfel jenseits der 2000 Meter vor einem auftürmen - der Col de Vars (2109), der Izoard (2360) und als Dreingabe noch der Galibier (2642)? Wenn man 208 Kilometer und fünfeinhalb Stunden durch die Alpen klettert, aber die Hitze an die Sahara erinnert? Und an den nächsten zwei Tagen ja noch zwei knüppelharte Prüfungen warten? Nun, die Favoriten bei der Tour de France warteten am Donnerstag bis zum Galibier, aber dann war es vorbei mit dem Anschwitzen. Am Ende gab es gute Nachrichten für die zuletzt in die Defensive gerutschten Briten vom Team Ineos, und für die kolumbianischen Profis, allen voran Tagessieger Nairo Quintana. Und für Emanuel Buchmann, wieder einmal.

Die Gruppe der Ausreißer auf der 18. Etappe war zunächst deutsch geprägt: Lennard Kämna vom deutschen Team Sunweb war dabei, Simon Geschke, Nikias Arndt und Nils Politt, der in der vorigen Woche Vater geworden war. Vor allem Kämna, 22, fährt in diesen Tagen eine starke erste Tour: Er war am vergangenen Sonntag Sechster auf der schweren Pyrenäen-Etappe nach Foix geworden, nun hielt er sich bis zum Galibier an der Spitze des Feldes. Und auch wenn er da keine Chance hatte gegen die Attacken von Romain Bardet und Nairo Quintana: "Ich denke, das war die richtige Entscheidung - auf mein Gefühl zu hören und nicht voll mitzugehen", sagte Kämna im Ziel, als sein vierter Platz amtlich war. "Super happy" sei er darüber.

Im Hauptfeld war es die Ineos-Equipe, die das Tempo am Galibier forcierte. Buchmann hatte bald keine Helfer mehr aus seiner Bora-Equipe an der Seite, aber er hatte das vor der Tour ja geübt: ruhig bleiben, vor allem in der Höhe, wenn der Körper immer mehr nach Sauerstoff schnappt und immer weniger davon bekommt. Die Gruppe war bald auf den Kern der Favoriten geschrumpft, drei Kilometer vor dem Gipfel wagte Ineos-Fahrer Egan Bernal - ebenfalls Kolumbianer und an die dünne Höhenluft gewöhnt - tatsächlich die Attacke. Er setzte sich ab, sein Teamkollege Geraint Thomas, Zweiter im Klassement, wartete. Als keiner der Konkurrenten reagierte, sprang auch Thomas hinterher.

Es war Buchmann, der die Gruppe wieder an Thomas heranführte, zusammen mit dem Franzosen Thibaut Pinot. Dafür wehte es Julian Alaphilippe zurück, den Gelb-Träger, der auch diesmal im Gebirge mit den Besten mithielt. Er hatte Glück, dass noch eine Abfahrt anstand, dort drängelte er sich schnell wieder in die Gruppe zurück und wahrte seine Gesamtführung. Vorne trug Quintana seinen Vorsprung sicher ins Ziel, auch Bernal wahrte den Abstand zu seinen Verfolgern, 34 Sekunden waren es am Ende. Die Favoriten sind im Klassement noch immer eng beisammen, 44 Sekunden trennen den neuen Zweiten Bernal von Buchmann, dem Sechsten. Der Ravensburger war trotzdem zufrieden: "Heute lief's wieder ganz gut", sagte er, nur am Galibier sei er am Ende tief in den roten Bereich gerutscht. Es gebe jedenfalls nach wie vor keinen Grund, sagte Buchmann, "warum es für mich schlechter laufen sollte" - am Freitag etwa, wenn es auf das Dach der Tour geht, den 2770 Meter hohen Col de l'Iseran.

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