Tour de France:Geschke fährt ins Bergtrikot

Tour de France: Mit letzter Kraft: Simon Geschke, hier hinter Tagessieger Bob Jungels.

Mit letzter Kraft: Simon Geschke, hier hinter Tagessieger Bob Jungels.

(Foto: Vincent Kalut/Imago/Panoramic International)

Der Berliner rollt in der ersten Alpenetappe ins Rampenlicht. Der Luxemburger Bob Jungels gewinnt, Tadej Pogacar bleibt Gesamtführender - und Corona-Sorgen das prägende Thema.

Erst schürte das Aus seines Kapitäns die Corona-Sorgen, dann eroberte Simon Geschke das Bergtrikot der Tour de France. Der Berliner nutzte auf der neunten Etappe die unerwarteten Freiheiten und fährt in der kommenden Woche im berühmten weißen Trikot mit den roten Punkten durch die Alpen. Den Etappensieg sicherte sich der Luxemburger Bob Jungels, während der ebenfalls von einem Corona-Fall in seinem Team betroffene Tadej Pogacar das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigte. Geschke ist damit der erste deutsche Radprofi im Bergtrikot seit 2016. Damals trug Paul Voß es für einen Tag. Insgesamt ist der 36-Jährige der achte Deutsche, der die Bergwertung anführt.

"Man kommt nicht immer in die Situation, ein Trikot bei der Tour zu haben. Für mich ist es das erste Mal. Ich bin ein paar Tode gestorben an der letzten Bergwertung. Es hat sich aber gelohnt", sagte Geschke, der mit mehr als vier Minuten Rückstand das Ziel erreichte, und ergänzte: "Die Tour ist noch lang. Ich genieße es jetzt, übermorgen im Bergtrikot an den Start zu gehen, wenn mir Corona nicht einen Strich durch die Rechnung macht."

Drei neue Corona-Fälle am Wochenende

Kurz vor dem Start in Aigle wurde bekannt, dass Geschkes Kapitän Guillaume Martin wegen eines positiven Coronatests das Rennen verlassen muss. Der studierte Philosoph lag als 14. aussichtsreich im Rennen. Geschke hatte ohnehin vor, in die Fluchtgruppe des Tages zu gehen und setzte seinen Plan in die Tat um. Eine 20 Fahrer starke Gruppe, zu der auch der deutsche Meister Nils Politt gehörte, setzte sich früh ab. Geschke gewann die vorletzte Bergwertung, rettete dann mit letzter Kraft am Schlussanstieg zwei Punkte und hat mit 19 Zählern einen mehr auf dem Konto als Jungels.

In der Gesamtwertung liegt Pogacar 39 Sekunden vor dem Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard aus Dänemark und 1:17 Minuten vor dem Waliser Geraint Thomas. Beim Etappensieg von Wout van Aert am Samstag in Lausanne hatte sich Pogacar mit seinem dritten Platz weitere vier Bonussekunden gesichert. Den Tagessieg am Sonntag, auf der ersten echten Alpenetappe, wollte der Dominator nicht. Sein UAE-Team verwaltete nur den Vorsprung der Ausreißer. Und im nicht allzu schweren Finale hinauf nach Chatel Les Portes du Soleil blieben Attacken der Favoriten aus.

Pogacar machen die Sorgen über das Coronavirus mehr zu schaffen als die Konkurrenz im Rennen. Der 23-Jährige sorgt sich vor allem um die Gefahr von außen. "Jeden Tag schreien einen die Leute an den Anstiegen an, was ich mag. Aber es steigert die Wahrscheinlichkeit, sich mit Viren anzustecken", sagte der Slowene. Drei neue Fälle gab es über das Wochenende.

Guillaume Martin ist der erste Kapitän, den es trifft

Neben Martin und Pogacars Teamkollegen Vegard Stake Laengen musste auch der Franzose Geoffrey Bouchard das Rennen verlassen. Vor dem ersten Ruhetag am Montag stieg die Nervosität im Peloton, wie viele Fahrer es bei den ersten verpflichtenden seit dem Start in Kopenhagen Tests erwischen würde. Nach über einer Woche Ruhe ist das Virus plötzlich zurück im Peloton, nachdem vor dem Start in Kopenhagen sechs Fahrer ihren Start zurückziehen mussten. Ironischerweise wurde Jungels vor dem Start ebenfalls positiv getestet, profitierte jedoch von einer neuen Regeln, nach der ein symptomfreier und nicht ansteckender Profi trotzdem fahren darf.

Das Cofidis-Team von Geschke und Max Walscheid war die erste Équipe, die ihren Kapitän verlor. "Man kann nur das Möglichste tun, um sich zu schützen. Ich denke, das haben wir auch gut gemacht. Das ist dann einfach Pech", sagte Walscheid vor dem Start der neunten Etappe und fügte hinzu: "Das ist schon blöd, weil wir uns alle so akribisch vorbereiten und einfach das Rennen so groß und so hart ist. Es lässt sich einfach nicht ändern. Das gehört jetzt leider dazu, damit müssen wir umgehen." Walscheid rechnet noch mit weiteren Fällen.

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