Tour de France: 3. Etappe:Armstrong: Revolte gegen eigenen Kapitän

Während Mark Cavendish seine zweite Etappe gewinnt und Tony Martin ins weiße Trikot schlüpft, verpassen Alberto Contador und einige andere Favoriten den Anschluss.

Die große deutsche Tour-Hoffnung Tony Martin ist ins weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers gefahren und sein Team-Kollege Mark Cavendish hat seinen zweiten Etappensieg innerhalb von 24 Stunden perfekt gemacht: Die dritte Etappe der 96. Tour de France zwischen Marseille und La Grande Motte über 196,5 Kilometer war aber am Montag vor allem von einer offenen Lance Armstrong-Revolte gegen seinen Kapitän Alberto Contador geprägt.

Tour de France: 3. Etappe: Überraschender Zeitverlust: Alberto Contador kam rund eine halbe Minute nach der Spitzengruppe ins Ziel.

Überraschender Zeitverlust: Alberto Contador kam rund eine halbe Minute nach der Spitzengruppe ins Ziel.

(Foto: Foto: AP)

Das komplette US-Team Columbia HTC hatte 32 Kilometer vor dem Ziel angetreten, als wollte es schon für das 39 Kilometer lange Team-Zeitfahren am Dienstag in Montpellier üben. Nur wenige, unter anderem Armstrong und der Mann in Gelb, Fabian Cancellara, konnten folgen. Die so entstandene 26-köpfige Spitzengruppe rettete 39 Sekunden ins Ziel. Martin, jetzt hinter Cancellara Zweiter im Gesamtklassement, war im Ziel völlig fertig - die Teamchefs Bob Stapleton und Rolf Aldag grinsten und freuten sich über ihren gelungenen Coup.

Cavendish hatte keine Mühe, vor dem Norweger Thor Hushovd zum zweiten Sieg zu vollenden und sein grünes Trikot zu verteidigen. Cancellara bleibt in Gelb und führt nun mit 33 Sekunden vor Martin und 40 Sekunden vor dem wie entfesselt fahrenden Armstrong, dem in Montpellier vier Jahre nach seinem letzten Tour-Auftritt in Gelb wieder das Maillot Jaune winkt - ein Sieg im Team-Zeitfahren mit großem Vorsprung vorausgesetzt.

Mark Cavendish hat bei der Tour sein Abonnement auf Spurtsiege unterstrichen. Zweite Massen-Ankunft, zweiter Sieg: Das ist die makellose Bilanz des zur Zeit weltbesten Sprinters, der am Montag seinen insgesamt sechsten Tour-Etappenerfolg perfekt machte. Eine solche Bilanz wie der 24-jährige Brite vom Columbia-HTC-Team konnte in den letzten 20 Jahren kein Sprinter in diesem Alter vorweisen.

Nach dem fünften Renn-Kilometer bestimmten vier Ausreißer das Geschehen. Das Quartett hatte maximal fast 13 Minuten Vorsprung. Doch wie am Vortag war die Flucht vor dem Finale beendet, so dass sich die Sprinter in Position bringen konnten. Allerdings ging es für die Konkurrenz von Cavendish wieder nur um die Plätze. Der famose Brite von der Isle of Man überließ nach seinem Sieg in Brignoles diesmal Hushovd und dem Franzosen Cyrille Lemoine die Trostpreise und schraubte die beispiellose Erfolgsbilanz seines US-Teams in diesem Jahr auf 52 Saisonsiege.

Armstrong, der am Start mit 100 Schweizer Franken bestraft wurde, weil er sich nicht eingeschrieben hatte, nahm den Zeitfahr-Kurs eine Woche vor dem Tour-Start unter die Lupe und war beeindruckt: "Rauf, runter, links, rechts - eine richtige Achterbahnfahrt", beschrieb der siebenmalige Tour-Sieger den Parcours.

Das Reglement verschärft die Situation für die schwächeren Teams. Eine Zeitdeckelung gibt es nicht mehr, die tatsächlichen Rückstände fließen in die Gesamtwertung ein. Das letzte Team-Zeitfahren bei der Tour fand 2005 statt. Discovery Channel gewann und Armstrong schlüpfte ins gelbe Trikot.

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