Tour de France 2009:Gute Nachricht für Tine

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Team Milrams Sponsor gibt eine Bestandsgarantie für 2010: Auch im kommenden Jahr wird der einzige deutsche ProTour-Rennstall im Profi-Geschäft dabei sein.

Andreas Burkert

Tine aus Göttingen ist erst 13, aber wenn sie sich neben Fabian Wegmann mit seinen 176 Zentimetern stellt, unterhält sie sich mit dem Milram-Profi auf Augenhöhe. Groß sind zurzeit auch die Augen der Gymnasiastin, die als Gewinnerin eines "Ferienkind"-Castings den einzigen deutschen ProTour-Rennstall bei der Tour de France begleiten darf. Bislang wusste allerdings auch sie nicht recht, ob es sich bei der Reise um einen Abschiedsbesuch in Frankreich handelt.

Die Zukunft von Team Milram und seinen Fahrern wie Gerald Ciolek ist zumindest bis zum nächsten Jahr gesichert. (Foto: Foto: dpa)

Zum Jahresende werde das Engagement "überprüft", so lautete bisher die Ansage des Sponsors, der Bremer Nordmilch AG, der angesichts der Turbulenzen im Radsport und auch auf dem eigenen Terrain, dem Milchmarkt, eine Neigung zur Beendigung des Vertrags nachgesagt wurde; auch im Peloton hielten sich zuletzt derlei Gerüchte. Und so wird auch Tine sicher froh sein über die Neuigkeit aus der Zentrale der Großmolkerei: Team Milram mit seinem Budget von rund 8,8 Millionen Euro wird es auch 2010 geben.

Engagement bis einschließlich 2010 gesichert

Die Entscheidungsträger des Sponsors besuchen die Mannschaft erst in den kommenden Tagen, doch Marketing-Direktor Claus P. Fischer schickt vor seinem Besuch am Sonntag in Paris eine aufmunternde Grußbotschaft nach Frankreich. "Unser Engagement wird, wie vertraglich vereinbart, einschließlich 2010 fortgesetzt", sagte Fischer am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. Mit Wohlwollen wird in Bremen offenbar in den Fernseher geschaut, in der Teamwertung belegt Milram bislang Platz vier. "Noch liegen uns keine finalen Medienzahlen zur Tour vor", sagt Vertriebschef Fischer, "doch bisher sind wir mit den medialen und sportlichen Ergebnissen zufrieden."

Als Teammanager Gerry van Gerwen am Mittwoch vor dem Start von der Bestandsgarantie für kommende Saison hörte, war er einerseits erleichtert: "Das ist sehr schön und wirklich erfreulich, denn mir hatte das bislang vom Sponsor niemand bestätigt." Der Niederländer indes hatte stets zuversichtlich auf den bis 2010 gültigen Vertrag verwiesen, den er nun angesichts der Resonanz gerne um ein Jahr bis 2011 verlängert sähe. "Denn ich bin zurzeit blockiert", sagte van Gerwen und kreuzte seine Hände, als steckten sie in Handschellen. Bei der Tour de France werden die Verträge gemacht mit Fahrern, "und das ist nicht ganz so toll für sie, wenn ich nur ein Jahr anbieten kann".

Zwei Profis hat er deswegen soeben verloren, den slowakischen Tour-Teilnehmer Peter Velits, U23-Weltmeister 2008, und dessen Bruder Martin. "Sie gehen leider zu Columbia - der Hauptgrund ist, dass ich ihnen nicht zwei Jahre anbieten kann." Derzeit vermag sich Fischer zur möglicherweise längeren Bindung nicht äußern, unter Umständen liegt das an internen Umstrukturierungen nach der Neugründung einer Vertriebsgemeinschaft mit einem Mitbewerber (Humana). Van Gerwen, 56, will dennoch offen auf Fischer und den Vorstand zugehen mit seinem Anliegen, der Vorsitzende Josef Schweiger kommt am Donnerstag zur Tour.

Falls Dopingfälle auftreten, wird reagiert

Zu möglichen Altlasten, die mit diversen früheren Gerolsteiner-Fahrern und Betreuern ins Team geholt worden sein könnten, gebe es bislang keine weiteren Verdachtsmomente, betonte van Gerwen - trotz der Andeutungen des im Wiener Dopingskandal verstrickten Sportmanagers Stefan Matschiner (siehe Meldung unten). Während Nordmilch-Direktor Fischer betont, im Falle "einer Schädigung unserer Marke" selbstverständlich "reagieren" zu wollen, versichert der Teamchef: "Ich kann ruhig schlafen. Wir sind Milram, nicht Gerolsteiner."

Dass es van Gerwen ein Anliegen sein müsste, den Familienbetrieb - Tochter Marlies und der Schwiegersohn arbeiten mit im Team - mit sauberen Mitteln voranzubringen, würde seine Gattin wohl als Erste bestätigen. Sie heißt übrigens ebenfalls Gerrie mit Vornamen, "aber mit ie!", betont van Gerwen, "und sie hat fürchterlich geweint" - damals vor gut drei Jahren, "als ich meinen kompletten Privatbesitz, Häuser und Wohnungen in der Nähe von Eindhoven, als Sicherheit bei den Banken für die Übernahme der Mannschaft eingebracht habe". Sonst gäbe es Team Milram vermutlich gar nicht. Und sein Ferienkind Tine hätte daheim bleiben müssen.

© SZ vom 23.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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