Tour de France: 13. Etappe:Haussler weint

Während sich die Klassement-Fahrer erstaunlich passiv zeigen, gewinnt der Deutsch-Australier Heinrich Haussler die schwere Regenetappe nach Colmar.

Andreas Burkert

Heinrich Haussler kämpfte mit dem Wasser, als er in Colmar eintraf, es handelte sich aber nicht um den lästigen Dauerregen. Haussler weinte, es waren die Tränen eines junges Mannes, der sich einen Kindheitstraum erfülle: einen Etappensieg bei der Tour.

Tour de France: 13. Etappe: Heinrich Haussler bejubelt seinen Sieg auf der 13. Etappe.

Heinrich Haussler bejubelt seinen Sieg auf der 13. Etappe.

(Foto: Foto: AP)

Dieses Jahr hat der Deutsch-Australier seinen Durchbruch geschafft, Zweiter in Flandern und San Remo ist er geworden, zwischenzeitlich führte er die Weltrangliste ein. Doch der Sieg in Frankreich überwältigte Haussler sichtbar. Denn wohl wenige Fahrer haben in ihrem Leben so viel auf sich genommen wie Haussler, 25, um dorthin zu gelangen, wo er in Colmar ankam. "Ich habe so viele Emotionen", sagte er im Ziel, "ich kann es gar nicht glauben."

Wenige Kilometer von der deutschen Grenze und seinem Wohnort Freiburg ist die Frage, wem dieser Sieg zu gelten hat. Denn aufgewachsen ist Haussler in Inverell, North South Wales. Der Vater ist Deutscher und ein Anlass gewesen, weshalb der Junior mit 15 übersiedelte, erst zur Oma nach Saarbrücken, später nach Cottbus. Das Ziel: Radprofi werden.

Bei Gerolsteiner erhielt er 2005 einen Vertrag, es glückte dem Sprinter gleich ein Etappensieg bei der Vuelta. Danach stagnierte die Karriere etwas, und erst jetzt, nachdem Gerolsteiner schließen musste, ist er beim neuen Schweizer Team Cervélo erstmals bei der Tour dabei; als Helfer für Sprinter Thor Hushovd.

Doch Haussler wird Deutschland nun wieder den Rücken kehren, ab 2010 startet er für Australien. Die lockere Mentalität "liegt mir mehr", sagt er, doch Teammanager Thomas Campana nennt andere Beweggründe: "Ihm geht das ständige Doping-Gequatsche in Deutschland auf den Geist." Dabei hat auch Haussler zuletzt im Fachblatt Radsport eine klare Linie zu überführten Ex-Kollegen wie Schumacher oder Kohl vertreten: "Für mich sind das Idioten, sie gehören ins Gefängnis."

Nun hat sich Haussler entschädigt für sein Heimweh und den Ärger, auf dem schweren Abschnitt durch die Vogesen fuhr er 48 km vor Colmar dem französischen Fluchtgefährten Sylvain Chavanel davon. Milram-Profi Linus Gerdemann hatte zwischenzeitlich nachgesetzt, wurde jedoch wieder eingeholt vom Feld. Dort war der Führende Rinaldo Nocentini vor dem Einstieg in die Alpen nicht gefährdet vom Team Astana, das am Morgen den Ausfall des bisherigen Vierten Levi Leipheimer (Handbruch) hinnehmen musste.

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