Toto-Pokal:Hiller als Held

Marco Hiller (Torwart, TSV 1860 München, 1) jubelt weil er einen Elfmeter gehalten hat, Freude, freundlich, fröhlich, st

„Am Ende hat es für drei Elfer gereicht, das waren zum Glück genug.“ – Marco Hiller hat Grund zum Brüllen.

(Foto: Sven Leifer/imago)

Der Ersatztorwart des TSV 1860 München sorgt im Elfmeterschießen für den Einzug ins Pokal-Halbfinale.

Von Markus Schäflein

Marco Hiller zählt ja zu den so genannten Aufstiegshelden des TSV 1860 München, zu den Gesichtern aus der fröhlich-unbeschwerten Regionalliga-Saison 2017/18, die mit dem Aufstieg in die dritte Fußball-Liga endete und mit einer Art Giesinger Sommermärchen. Mittlerweile herrscht der ganz und gar nicht märchenhafte Drittliga-Alltag, und Hiller ist Ersatztorwart. Am Freitagabend jedoch, im Toto-Pokal-Viertelfinale, durfte der 22-Jährige mal wieder ins Tor, und er wurde wieder zum Helden, bei einem Mini-Herbstmärchen. Nach einem öden 1:1 in der regulären Spielzeit parierte er gleich drei Versuche des Drittliga-Konkurrenten SpVgg Unterhaching und sorgte im Derby für Jubel beim Großteil der 11 100 Zuschauer. Diese bildeten - bei aller Enttäuschung darüber, dass das Derby im Stadion an der Grünwalder Straße nicht ausverkauft war - eine Rekordkulisse für ein Toto-Pokal-Spiel.

Held Hiller gab sich nach dem Elfmeterschießen selbstkritisch. "Ich war nicht an jedem Ball dran", stellte er bedauernd fest, "aber zumindest war ich immer in der richtigen Ecke. Am Ende hat es für drei Elfer gereicht, das waren zum Glück genug." Drei gehaltene Elfer sind selbstredend fast in jedem Elfmeterschießen genug, und so räumte Prince Owusu, der Sechzig-Torschütze zum 1:1 in der regulären Spielzeit, dann zwar ein, dass diese Art der Entscheidung "immer Glückssache" sei, er berichtete aber auch: "Wir wussten alle, dass wir ein gutes Gefühl haben können, wenn es soweit kommt. Wir haben einen sehr starken Keeper."

Zwei Siege fehlen den Löwen nur noch, um den bayerischen Verbandspokal zu gewinnen und sich damit für die DFB-Pokal-Hauptrunde zu qualifizieren - ausgelost wird Anfang Dezember, im Rennen sind noch Drittliga-Konkurrent Würzburger Kickers sowie die Regionalligisten Viktoria Aschaffenburg und FC Memmingen. Sechzig-Trainer Daniel Bierofka erinnerte aus gegebenem Anlass noch einmal an das mühselige Weiterkommen im Achtelfinale beim Bayernligisten TSV 1865 Dachau: "Es ist schon das zweite Elfmeterschießen, das Marco uns gewonnen hat", sagte er. "Er weiß, dass er Elfer halten kann. Mich freut es für ihn, dass er zum Helden avanciert ist." Denn im Liga-Alltag muss Hiller wieder zurück auf die Bank; im Toto-Pokal auf ihn zu setzen, hat sich nun aber schon zwei Mal ausgezahlt. "Es ist einfach so abgesprochen", meinte Hiller. "Ich weiß, dass ich im Pokal spielen darf, das muss ich so akzeptieren."

Sein Kollege Hendrik Bonmann wiederum musste dann akzeptieren, dass er am Samstag, nur gut 16 Stunden nach dem Elfmeterschießen von Giesing, in Rosenheim im Tor stand bzw. stehen musste. Im nicht mehr feierlichen Testspiel zum 100-jährigen Jubiläum der Fußballabteilung des örtlichen Regionalligisten, der ebenfalls TSV 1860 heißt. Gleich vier Mal musste Bonmann den Ball aus dem Tor holen, die Löwen verloren 1:4 (0:3), was unabhängig von der ungünstigen Ansetzung und des Einsatzes zahlreicher Ersatzspieler dann doch etwas blamabel war. Spieler wie Eric Weeger, Marco Vincenzo Raimondo-Metzger, Kristian Böhnlein oder Markus Ziereis konnten jedenfalls nicht beweisen, dass sie die Drittliga-Stammkräfte auf ihren Positionen herausfordern können.

Ganz im Gegensatz zu Marco Hiller am Abend zuvor. Das hatte wohl auch Investor Hasan Ismaik mitbekommen, auf seinem Facebook-Account wurde mitgeteilt: "Mein besonderer Dank gilt unserem Torwart Marco Hiller, der im Elfmeterschießen über sich hinaus gewachsen ist." Es sei ja, stellte Ismaik fest, "nicht selbstverständlich, gegen den Tabellenführer der dritten Liga zu bestehen".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: