Torlinien-Kamera:Technik ist unbestechlich
Hätte das Wembley-Tor mit Einsatz von Torkameras nicht gezählt? Die Vereine der Ersten Bundesliga stimmen für den Einsatz der neuen Technologie. Für das komplizierte Milieu Fußball ist das nur ein erster Schritt.
Kommentar von Claudio Catuogno
Das "Wembley-Tor", jener umstrittene Treffer des Engländers Geoff Hurst im WM-Finale 1966 gegen Deutschland, wird bis heute von Befürwortern wie Gegnern moderner Torlinientechnik instrumentalisiert. Die Befürworter sagen: Hätte man schon damals - ein verwegener Gedanke - das Tor mit Kameras überwacht, wäre der Treffer wohl keiner gewesen.
Deutschland wäre womöglich Weltmeister geworden. Die Gegner erwidern: Aber was wäre der Fußball ohne Mysterien? Ohne den Charme der Fehlbarkeit? Ohne umstrittene Szenen, über die man noch Jahrzehnte später spricht?
Der Unterschied zu 1966 liegt aber auf der Hand. Tor? Kein Tor? Heute kann jeder Fan innerhalb von Sekunden die Kernfrage des Spiels beantworten, via HD- Zeitlupe auf dem Smartphone. Nur die Schiedsrichter wurden künstlich dumm gehalten - und dann gescholten, wenn sie irrten.
Nun, im zweiten Versuch, haben die Bundesliga-Klubs doch noch eine Mehrheit für Torlinien-Kameras zustande bekommen. Phantomtore wie jenes des Leverkuseners Stefan Kießling 2013, als der Ball durch ein Loch im Außennetz ins Tor gelangte, wird es bald nicht mehr geben. Sie sollten niemandem fehlen.
In einem Milieu wie dem Fußball, der weltweit mit Korruption kämpft, hat Technik einen Vorteil: Sie ist unbestechlich. Deshalb sollte die Torlinien-Kamera nur ein erster Schritt sein. Nötig wäre auch ein allgemeiner Videobeweis.