Torjäger in der Bundesliga:Schon fast in Müller'schen Sphären

Zeiten wie Ende der achtziger Jahre, als 17 Treffer zum Gewinn der Torjägerkanone reichten, sind längst vorbei. Stürmer wie Mario Gomez, Klaas-Jan Huntelaar oder Lukas Podolski treffen rund einmal pro Spiel - und das liegt nicht an der Qualität des Innenverteidigerwesens.

Boris Herrmann

Gegen Ende der Achtziger wurde in Deutschland die Kunst der sparsamen Torjägerei ergründet. Der Pionier hieß, wie so oft, Jürgen Klinsmann. Der damals noch weißblonde Bäckersohn durfte sich im Frühsommer 1988 als erster Torschützenkönig feiern lassen, der für diesen Preis nicht einmal 20 Treffer benötigt hatte.

Mario Gomez

Treffsicherer Mann: Bayern-Stürmer Mario Gomez.

(Foto: dpa)

Dem Sparfuchs Klinsmann genügten 19. Es folgte eine Minimalisten-Ära, in der nacheinander Thomas Allofs (17) Roland Wohlfarth (17) und Jörn Andersen (18) mit kleinstem Treffer-Aufwand zu größten Torkanonen-Ehren kamen. Etwa zu jener Zeit muss sich eine der unerschütterlichsten Wahrheiten der Fußballwelt verfestigt haben: Einen wie Gerd Müller wird es nie wieder geben!

Das ist auch in den letzten Atemzügen des Stürmer-Jahres 2011 nicht zu widerlegen. Andererseits hat Lukas Podolski gerade sein 14. Tor im 15. Ligaspiel erzielt. Er zog mit Klaas-Jan Huntelaar gleich, liegt aber immer noch hinter Mario Gomez, der statistisch in jedem Spiel einmal zu treffen pflegt. Das muss nun nicht heißen, dass die drei bis zum Ende der Saison so weitermachen und tatsächlich in Müller'schen Sphären zwischen 30 und 40 Toren landen. Es zeigt aber, dass es möglich ist.

Natürlich wäre es jetzt naheliegend, über die nachlassende Qualität des Innenverteidigerwesens in der Bundesliga zu klagen. Der Blick in andere Länder illustriert jedoch, dass es sich hier keineswegs um ein deutsches Phänomen handelt. In Spanien brechen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo mit großem Eifer jeden Torrekord, der ihnen in die Quere kommt.

Der Jüngling Messi hat Anfang November sein 200. Tor für Barcelona geschossen, Cristiano Ronaldo zur selben Zeit sein 100. für Real - im 105. Pflichtspiel! In England schickt sich derweil Arsenals Robin van Persie (33 Tore in diesem Kalenderjahr) an, die Bestmarke der altehrwürdigen Premier League (36) zu verbessern. Kurzum: Klinsmann und Wohlfahrt sind global widerlegt.

Podolski, Huntelaar und Gomez sollten nun darauf achten, dass sie bei der Gelegenheit auch Theofanis Gekas widerlegen. Der hat in der zurückliegenden Hinrunde 14 Tore für Frankfurt erzielt. Am Ende ist er bekanntlich mit 16 Treffern (und samt der Eintracht) abgestiegen.

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