Tod des Skicrossers Nick Zoricic:Zweiter Todesfall binnen weniger Wochen

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Zumal es jetzt der zweite Todesfall in einer jungen Sportart binnen zwei Monaten ist. Mitte Januar starb das kanadische Freeski-Idol Sarah Burke an den Folgen eines Sturzes in der Halfpipe. Ganz so einfach aber ist die Debatte nicht, denn dazu gehört auch die Frage, was Schicksal ist und was Fahrlässigkeit. Ist an jedem Unfall im Sport auf Schnee und Eis jemand schuld? Abgesehen von der Tatsache, dass man jedem Risiko vorbeugen kann, auf das man sich erst gar nicht einlässt?

Trauer und Entsetzen nach Tod des Kanadiers Zoricic

Der kanadische Skicrosser Nick Zoricic (Foto vom 15.09.09) verunglückte tödlich.

(Foto: dapd)

Die Tragödie der Sarah Burke zum Beispiel wirkt eher wie eine besonders böse Laune der Natur. Sie stürzte beim Halfpipe-Training in Park City bei einem Trick, der für sie als Profi im Grunde keine Herausforderung war. Bei diesem Todesfall verfing noch nicht einmal so richtig der Verweis auf die Tatsache, dass die Freestyle-Szene seit einigen Jahren einen atemlosen Wettbewerb um die spektakulärste Trickabfolge ausficht.

Bei Nick Zoricic liegt der Fall ein bisschen anders, schon weil seine Disziplin ganz anders ist als die von Sarah Burke, auch wenn die Fis Ski-Halfpipe und Skicross, also Trickcontest und Rennen, unter Ski-Freestyle führt. Aber er liegt auch anders, weil der Unfall sich im Wettkampf ereignete, bei der atemlosen Jagd auf eine bessere Platzierung, und dieser Umstand automatisch die Frage nach den Sicherheitsstandards aufwirft.

Wirkte der Zielraum nicht sehr eng? Muss nicht jede Strecke so konzipiert sein, dass man gefahrlos einen Fahrfehler begehen kann? DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier sagt im Sportinformationsdienst: "Mit ein bisschen Weitsicht hätte das verhindert werden können. Es musste leider erst einer sterben, damit jetzt alle schreien." Die Sicherheitsvorkehrungen im Skicross gehörten überdacht.

Die Polizei untersucht den Fall. Heli Herdt findet es noch zu früh, Vorwürfe zu erheben. Es stimme schon, der Sport habe sich entwickelt. "Die Athleten werden immer besser, immer fitter, da entstehen immer höhere Geschwindigkeiten. Die Risikobereitschaft steigt, weil man sich mehr vertraut."

Aber die Strecken seien eher sicherer geworden, sorgfältig geprüft und ausjustiert, damit alle Sprünge und Kurven gut zu befahren sind. "Aufgrund der Strecke haben wir keine Stürze mehr." Fehler der Veranstalter in Grindelwald? "Ich sehe keinen." Und Heli Herdt findet auch nicht, dass der Wettbewerb durch den olympischen Status ungesund geworden ist. "Da wird nicht auf Teufel komm' raus gefightet."

Die ganz harten Diskussionen um die Zukunft des Mediensports Skicross werden später kommen. Was auch immer wer sagte am Tag nach der Tragödie - es wirkte klein neben der Trauer um den Verlust. Nach dem Tod von Nick Zoricic war das Weltcup-Programm von Grindelwald beendet.

Am Sonntag gab es einen Lauf zum Gedenken an ihn. Die Weltcup-Starter fuhren einzeln in Jeans die Strecke hinunter, weil Nick Zoricic sein erstes Skicross-Rennen in Jeans bestritten hatte. Es gab ein Kondolenzbuch, Blumen und eine traurige Ansprache, in der auch die Rede davon war, dass es irgendwie weitergehen müsse.

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