Tischtennis:Yu Fu macht den Unterschied

Table tennis Tischtennis ITTF Team EC 20219 NANTES FRANCE 06 SEP 19 TABLE TENNIS ITTF Europe

Die Kontrolle über das Spiel verloren: Die deutsche Spitzenspielerin Petrissa Solja gibt im EM-Viertelfinale die entscheidenden Punkte ab.

(Foto: Mario Kneisl/GEPA pictures)

Die deutschen Tischtennisspielerinnen bleiben erstmals seit 2011 ohne EM-Medaille.

Das vorolympische Sportjahr 2019 retteten die deutschen Tischtennisspielerinnen bereits am 29. Juni. Damals besiegten sie im Endspiel der European Games in Minsk den Europameister Rumänien souverän 3:0 und reservierten sich damit drei Startplätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio: einen für die Mannschaft und zwei im Einzelwettbewerb. Olympia ist das Maß aller Dinge, nur deshalb lässt sich einigermaßen verschmerzen, dass 2019 ansonsten als miserables Jahr in die Geschichte eingehen wird für das deutschen Frauenteam.

Nachdem bei der Individual-WM im April in Budapest schon keine der vier deutschen Spielerinnen auch nur die dritte Runde erreicht hatte, ist die deutsche Auswahl am Freitag auch noch bei der Mannschafts-Europameisterschaft in Nantes bereits im Viertelfinale gegen Portugal ausgeschieden. Erstmals seit 2011 blieb das Team bei einer EM damit ohne Medaille. Zuvor hatte es viermal nacheinander das Finale erreicht und dreimal gewonnen.

"Wir sind enttäuscht, da gibt es nichts zu diskutieren", sagte Richard Prause, der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes: "Wir sind hergekommen, um das Turnier zu gewinnen." Doch die Qualität und vor allem die Stabilität deutscher Tischtennisspielerinnen ist auf europäischer Ebene nicht zu vergleichen mit der Dominanz der deutschen Männer: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska sicherten sich am Sonntagabend in Nantes mit einem 3:0-Finalsieg über Portugal erneut den Mannschafts-Europameistertitel - zum achten Mal. Als ersten Team in der Geschichte der EM hat das Trio nicht eines seiner Matches verloren. "Bei den Frauen", hingegen, sagt Prause, "gibt es in Europa vier oder fünf Mannschaften, die alle in etwa auf einem Level spielen und den Titel holen können." Den Unterschied habe diesmal Portugals chinesisch-stämmige Spielerin Yu Fu gemacht: "Mit ihr in dieser Form und einer starken Shao Jieni muss man auch Portugal zu den Topnationen hinzuzählen." In der Setzliste war Deutschland auf Position zwei eingeordnet worden, hinter Rumänien und fünf Ränge vor den Portugiesinnen. Nach zwei glatten Gruppensiegen gegen Slowenien und Italien war im Viertelfinale unerwartet Schluss, weil Petrissa Solja beide Einzel verlor. Die chinesisch-stämmigen Deutschen Han Ying und Shan Xiaona hatten ihre Einzel gewonnen, Nina Mittelham, die Jüngste im Team, gegen Yu Fu verloren. Solja, Nummer 21 der Weltrangliste, hätte von ihren beiden Einzeln nur noch eines gewinnen müssen. Doch sie verlor 2:3 gegen Yu Fu (39. der Weltrangliste) und zum Ende auch noch 2:3 gegen Shao Jieni (Nummer 88). Nach einer 2:0-Satzführung entglitt Solja die Kontrolle über das Spiel. "Ich habe gut begonnen, aber dann ist sie stärker geworden, und ich habe den Faden verloren", haderte sie.

Han Ying versuchte zu trösten: "Wir haben ein starkes Team, aber gegen eine Mannschaft mit einer starken Spitzenspielerin wie Yu Fu kann so eine Niederlage mal passieren." Auch Bundestrainerin Jie Schöpp wollte die grundsätzliche Stärke ihrer Equipe nicht in Abrede stellen lassen: "Wir gehören nach wie vor zu den besten Teams Europas, hatten diesmal aber leider nicht die Topform wie bei den European Games." Nur der Erfolg dort bleibt Schöpp derzeit als gutes Argument. Ansonsten war 2019 für ihre Tischtennisspielerinnen ein eher düsteres Jahr.

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