Süddeutsche Zeitung

Tischtennis:Werbung auf der Autobahn

In seiner dritten Saison in der Bundesliga will sich der TSV Bad Königshofen weiter professionalisieren und strebt das Playoff-Halbfinale an. Bastian Steger soll dabei zur Identifikationsfigur werden.

Von Johannes Kirchmeier

Die erste Veränderung beim TSV Bad Königshofen haben die erfahrenen Zuschauer der Unterfranken längst bemerkt. Zumindest wenn sie sich ihre Eintrittskarten für das erste Heimspiel in der Tischtennis-Bundesliga am Samstag gegen den TTC Zugbrücke Grenzau (19 Uhr) schon genauer angeschaut haben, dürfte ihnen aufgefallen sein: Auf jeder Karte stehen nun Sitzplatznummern. "Die Dauerkarten-Inhaber sitzen künftig also immer auf dem gleichen Platz", sagt der TSV-Teammanager Andreas Albert. Für die Königshöfer ist das ein Novum, aber da sie in ihren beiden ersten Bundesliga-Saisons jeweils mehr als 500 Zuschauer im Schnitt angelockt haben, wohl auch ein wichtiger Schritt, um sich nach dem ersten Etablieren in der höchsten Liga weiter zu professionalisieren. Und es war beileibe nicht der einzige Schritt dafür in der Sommerpause.

Der gebürtige Oberviechtacher holte 2012 und 2016 Bronze bei den Olympischen Spielen

Einen anderen werden die Fans am Samstag erst leibhaftig an der Platte und bald in Überlebensgröße auf den Autobahnen des Landes sehen: Bastian Steger, 38. Welche Strahlkraft er besitzt, zeigt das Beispiel, dass sich ein TSV-Sponsor dieser Tage entschloss, Steger als Werbefigur auf seine LKW-Planen zu drucken. Was auch dem Klub noch mehr Bekanntheit in Deutschland bringt.

Der gebürtige Oberviechtacher, der mit der deutschen Mannschaft 2012 und 2016 die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen gewann, spielt erstmals für ein Bundesliga-Team im Freistaat nach den Stationen Düsseldorf, Frickenhausen, Saarbrücken und Bremen. "Basti war unser absoluter Wunschspieler", sagt Albert. Er erhofft sich mit dem Top-Spieler, der in der vergangenen Saison 23 seiner 33 Einzel gewann, noch mehr bayerische Tischtennis-Fans in der Halle. Der Oberpfälzer Steger soll aber nicht nur eine weitere Identifikationsfigur neben dem Eigengewächs Kilian Ort, 23, sein, sondern auch als Führungsspieler vorangehen und dem ansonsten jungen Team Ruhe mitgeben.

Große Erfahrung in Schlüsselspielen hat der Mannschaft um Ort, Mizuki Oikawa, 22, dem nach Frankreich gewechselten Bence Majoros, 22, und Ersatzmann Filip Zeljko, 22, zuletzt gefehlt. Sechs Partien verloren die Unterfranken in der vergangenen Spielzeit im entscheidenden Doppel 2:3. "Nun können wir viel besser variieren", findet Albert. Anders als in der Vorsaison mit Majoros gibt es im neuen Trio, das auch gemeinsam am Bundesstützpunkt Düsseldorf trainiert, nicht zwangsläufig eine Nummer drei. Steger könnte so entweder an Position eins oder im Doppel wichtig werden.

Albert ist trotz der Veränderungen aber wichtig zu unterstreichen, dass er immer noch auf Kontinuität setze: "Der Großteil ist schließlich geblieben." Damit meint er Oikawa, Ort und Zeljko. Sie haben in ihrem zweiten Jahr zuletzt weitere Bundesliga-Erfahrung gesammelt, der Japaner Oikawa war mit einer 18:9-Bilanz einer der stärksten Spieler der Liga und von der Konkurrenz umworben. Doch die Perspektive, mit Steger zu spielen, überzeugte ihn vom Verbleib. Geändert hat sich daher die Zielsetzung. Nachdem die Königshöfer erst Neunter und dann Achter wurden, streben sie jetzt nach mehr: "Wenn wir die knappen Spiele der vergangenen Saison gewinnen, dann können wir schon in den Kampf um Platz vier bis sechs eingreifen."

Ein neuer Gegner aus Bayern ist der TTC Neu-Ulm, der per Wildcard startet

Rang vier (wohl hinter den Favoriten Düsseldorf, Meister Ochsenhausen und Saarbrücken) würde den Einzug ins Playoff-Halbfinale bedeuten. Auf dem Weg dahin wartet ein neuer Gegner aus Bayern in der auf zwölf Teams aufgestockten Liga: der TTC Neu-Ulm, der per Wildcard (aber noch als TTC Ebner Ulm beantragt) startet und mit Hilfe des Ulmer Sponsors Ebner Media Group auf Anhieb auf prominente Bundesliga-Spieler wie Gustavo Tsuboi oder Tiago Apolonia setzt. Das ist auch ein Grund, wieso Albert sicher ist: "Die Liga ist so stark wie lange nicht mehr."

Ein gutes Omen könnte daher sein, dass zum Start Grenzau nach Unterfranken kommt. Denn die Rheinland-Pfälzer waren zuletzt der Lieblingsgegner des TSV: Sie sind das einzige Team, gegen das Bad Königshofen in beiden Erstliga-Jahren ungeschlagen blieb. Und das soll sich im dritten Jahr natürlich auch nicht ändern, wenn es nach Albert geht.

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Quelle:
SZ vom 16.08.2019
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