Süddeutsche Zeitung

Tischtennis:Vier Musketiere für die Champions League

Der TSV Bad Königshofen und der TTC Neu-Ulm treten unter unterschiedlichen Voraussetzungen in der Bundesliga an - wobei den Neu-Ulmern die deutsche Meisterschaft gar nicht so wichtig ist.

Von Karoline Kipper

"Hat am Ende glücklich, aber nicht unverdient mit großer kämpferischer Leistung das erste Spiel gewonnen" - so lautet das Fazit von Florian Ebner zum Bundesligarückkehrer Dimitrij Ovtcharov. Ebner ist der Vorsitzende und Gründer des TTC Neu-Ulm, Ovtcharov bestritt am Sonntag für ebendiesen Verein sein erstes Bundesligaspiel seit 2009. Der Olympiadritte des vergangenen Jahres, man erinnere sich an das spektakuläre Halbfinale gegen den Chinesen Ma Long, hatte durchaus Schwierigkeiten. Ovtcharov lag gegen Ricardo Walther vom ASV Grünwettersbach zunächst 0:2 zurück, drehte dann dank besagter kämpferischer Leistung das Spiel. Insgesamt gewannen die Neu-Ulmer drei der vier Partien.

Der unterfränkische Verein TSV Bad Königshofen war nur in zwei von vier Spielen siegreich und musste daher in das entscheidende Doppel. Es war ein Spiel, das den Geschäftsführer Andreas Albert frustriert zurückließ: "Nach 10:5-Führung haben wir das Ding nicht zugemacht und so ist das Spiel noch gekippt" - man habe es Werder Bremen "geschenkt", sagt Albert.

Dass Ovtcharov für Neu-Ulm in der Liga antritt, wird eher die Ausnahme bleiben. Nach dem Ausbruch von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hatte der in Kiew geborene Ovtcharov seinen langjährigen russischen Verein Fakel Orenburg verlassen. Von Neu-Ulm wurde er für kein geringeres Ziel verpflichtet, als die Champions League zu gewinnen.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach er im April über seinen Wechsel und den Austausch mit Florian Ebner: "Er war extrem begeistert und wollte gleich ein großes Projekt daraus machen. Er bat mich, die anderen zu fragen, ob sie auch Lust hätten, mit uns etwas Großes in Neu-Ulm aufzubauen." Die anderen sind der Japaner Tomokazu Harimoto (Platz vier der Weltrangliste, wird nur in der Champions League antreten), Lin Yun-Ju (Platz sieben) und der 20-jährige Schwede Truls Moregardh, der laut Ebner "abgebrüht wie ein Großer" sein soll.

Drei junge Russen sollen in der aus Neu-Ulmer Sicht zweitrangigen Bundesliga punkten

Während sich "die vier Musketiere", wie sie Ebner nennt, auf die Champions League und den Pokal konzentrieren, sollen drei junge Russen in der aus Neu-Ulmer Sicht zweitrangigen Bundesliga punkten. Lev Katsman, 21, Maksim Grebnev und Vladimir Sidorenko können wegen Sanktionen gegen den russischen Verband nicht in der Champions League spielen: "Deren Perspektive ist momentan relativ trostlos. Sie werden zu keinem internationalen Turnier zugelassen", sagt Ebner.

Bad Königshofens Geschäftsführer Albert hat genau das gegenteilige Problem: Sein bester Spieler spielt zu viele Turniere. Yukiya Uda verpasste den ersten Spieltag, weil er für die japanische Nationalmannschaft ein Olympia-Qualifikationsrurnier bestreiten musste. "Das wird öfters vorkommen", erklärt ein resignierter Andreas Albert. Grundsätzlich sei er aber zuversichtlich für diese Saison, der Kader sei "ausreichend und stärker als im letzten Jahr".

Da hatte Bad Königshofen mit nur vier Spielern die Saison bestritten. Ausfälle gab es wegen der Corona-Pandemie öfters, und so musste der 16-jährige Sohn des Trainers einspringen. Nun habe man mit fünf Spielern sogar taktischen Spielraum, sagt Albert. Eine Prognose für dieses Jahr wagt er trotzdem nicht: "Das wird eine ganz, ganz enge Saison, alle Mannschaften haben aufgerüstet. Da ist alles möglich."

Auch Ebner ist unsicher, wie die Bundesliga-Saison ausgehen wird. Im nächsten Spiel trifft sein Team auf den viermaligen Finalisten Saarbrücken, dann werden die drei Russen spielen: "Die wissen selber nicht, wo sie stehen, und wenn sie am Anfang keine Erfolgserlebnisse sammeln, dann befürchte ich da nichts Gutes", sagt Ebner.

Albert kann die Form der Spieler des TSV Bad Königshofen besser einschätzen. Nach dem ersten Spieltag wirkt vor allem Filip Zeljko beachtlich gefestigt: "Er ist sehr gefährlich mit seinen Aufschlägen, er hat die Rückhand stark verbessert, hat die Athletik verbessert." Wie sehr, wird sich am Montag, 5. September, ab 19 Uhr im nächsten Spiel bei den TTF Liebherr Ochsenhausen zeigen. Die Neu-Ulmer sind schon am Freitag (19 Uhr) beim 1. FC Saarbrücken zu Gast.

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