Tischtennis bei Olympia:Silberne Generation

Tokio 2020 - Tischtennis

Silber, zum siebten Mal: von links Timo Boll, Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov.

(Foto: Swen Pförtner/dpa)

Zum siebten Mal seit 2004 standen die deutschen Tischtennis-Spieler am Freitag in einem olympischen oder WM-Finale China gegenüber. Zum siebten Mal hieß der Sieger China.

Von Ulrich Hartmann

Timo Boll ist 40 Jahre alt, Dimitrij Ovtcharov 32, Patrick Franziska 29. Die drei bilden Deutschlands bislang beste Tischtennis-Generation. Man spricht im Sportlerjargon gern von einer goldenen Generation. Deutschlands goldene Tischtennis-Generation gelangt zudem so langsam in ihren goldenen Herbst. Doch all die goldenen Adjektive versagten wieder einmal ihre Wirkung. Deutschlands goldene Tischtennis-Generation wird damit leben müssen, als silberne Generation in die Historie einzugehen. Das darf man ihr aber nicht ankreiden.

Das Endspiel Deutschland - China ist seit 2004 ein Running Gag, halt bloß keiner zum Lachen. Eher einer zum Zähneknirschen. Zum siebten Mal binnen 18 Jahren ist am Freitag in Tokio ein deutsches Tischtennis-Männerteam gegen China in eine finale Partie gezogen. Zum siebten Mal gab es eine klare Niederlage.

Das höchste der Gefühle war zwei Mal je ein deutscher Punktgewinn: 2010 im WM-Finale durch Timo Boll (3:2 gegen Ma Long) zum 1:3-Endstand sowie 2014 im WM-Finale durch Dimitrij Ovtcharov (3:0 gegen Zhang Jike) zum 1:3-Endstand. Die anderen fünf Endspiele gingen 0:3 verloren. Auch das am Freitag im Metropolitan Gymnasium von Tokio.

Dass die Deutschen gegen China überhaupt fünf Mal bei Weltmeisterschaften und nun zwei Mal bei Olympia im Endspiel gestanden haben, ist höchst respektabel. Auch Japan, Südkorea und Taiwan waren Anwärter auf die Thronfolge. Doch den meisten Respekt hatten die Chinesen stets vor Deutschland.

Boll und Ovtcharov als bestes Duo der deutschen Tischtennis-Geschichte noch vor den 1989er-Doppelweltmeistern Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner haben das Pech, in eine Ära hineingeboren worden zu sein, in der den Chinesen einfach nicht beizukommen ist. In den Neunzigerjahren war das noch anders. Damals traf die goldene schwedische Generation mit Jan-Ove Waldner, Jörgen Persson, Peter Karlsson und Mikael Appelgren nicht auf solch stählernen Widerstand aus China. Waldner wurde 1992 Olympiasieger sowie 1989 und 1997 Weltmeister. Persson gewann 1991 den WM-Titel. Und von 1989 bis 1993 drei Mal sowie 2000 ein viertes Mal wurde Schweden Mannschaftsweltmeister. Die schwedische Dominanz hat die Chinesen damals derart gewurmt, dass sie ihre Bemühungen intensivierten. Ausbaden mussten das in den vergangenen Jahren die Deutschen.

2022 bei der WM in China und womöglich sogar noch einmal bei Olympia 2024 in Paris könnten Boll, Ovtcharov und Franziska als Team zusammenspielen. Spätestens danach dürfte es eine Zäsur geben. Hinter den dreien tut sich im deutschen Tischtennis ein Loch auf. Aber das haben goldene Generationen so an sich.

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