Tischtennis bei Olympia:Einspielen für die Chinesen

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Timo Boll und Dimitri Ovtcharov erreichen mit souveränen Siegen das Achtelfinale im Tischtennis - das bereits am Abend ausgetragen wird. Beide wartem nun auf knifflige Gegner, Ovtcharov trifft auf einen Österreicher namens Weixing Chen. Das größere Problem sind aber die echten Chinesen.

Jürgen Schmieder, London

Das Tischtennis-Turnier der Männer ist ein hundsgemeiner Wettbewerb bei diesen Olympischen Spielen. Es ist nämlich so, dass sich 68 Teilnehmer um eine einzige Medaille streiten müssen - und das ist dann auch noch die aus Bronze. Die beiden chinesischen Akteure absolvieren derweil ein paar Trainingsmatches spielen dann gegeneinander um den Olympiasieg.

Timo Boll gewinnt sein erstes Spiel gegen den Iraner Nashad Alamiyan. (Foto: dapd)

Das stimmt natürlich so nicht, selbstverständlich müssen sich auch Jike Zhang und Hao Wang erst einmal für das Endspiel qualifizieren, doch gelten die beiden als zu stark, um wirklich bezwungen werden zu können - weshalb Timo Boll bereits vor den Spielen ankündigte, dass eine Medaille in der Einzelkonkurrenz eine prima Sache wäre. Es wäre dann auch seine erste Einzelmedaille bei Olympia.

Boll qualifizierte sich am Morgen recht locker für das Achtelfinale, das am Abend ausgetragen wird. Er besiegte den Iraner Noshad Alamiyan deutlich in vier Sätzen. "Ich habe schon gemerkt, dass bei mir ein wenig das Adrenalin hochkommt und ich nervös bin", sagte Boll nach der Partie, "aber das ist für das erste Spiel bei Olympia auch nicht ungewöhnlich und ich habe mich gleich an die Bedingungen gewöhnt."

Kollege Dimitri Ovtcharov, für den eine Medaille übrigens auch eine prima Sache wäre, gewann souverän gegen den Briten Paul Drinkhall und trifft nun auf den Österreicher Weixing Chen. "Er hat nun zweieinhalb Monate mit der chinesischen Nationalmannschaft trainiert und ist ein kniffliger Gegner heute Abend."

Ja, Weixing Chen ist tatsächlich Österreicher. Hin und wieder lässt sich die Nation eines Athleten anhand seines Namens erraten: Paul Biedermann ist freilich ein Deutscher und Drinkhall ist ein einfach nur genialer Name für einen Briten. Beim Tischtennis ist dieses Ratespiel beinahe unmöglich. Da spielt einer wie Chen für Österreich und jemand mit dem Namen Zhiwen He agiert für Spanien.

Das liegt daran, dass es einfach zu viele gute chinesische Spieler gibt, um sie alle in einer Nationalmannschaft unterzubringen - und manche Nation hat gar keine guten Akteure und ist froh, wenn einer mit chinesischen Wurzeln für eine andere Nation starten möchte. China nämlich darf nur zwei Spieler nominieren - und genau das ist die Chance für die Spieler anderer Nationen, eine Medaille zu erreichen. Timo Boll sagte deshalb schon: Es ist einfacher, Olympiasieger zu werden als Weltmeister."

Boll trifft am Abend auf den Rumänen Adrian Crisan: "Das ist nun eine gefährliche Situation, ich muss bis Abend die Spannung hochhalten. Das hat vor vier Jahren in Peking nicht geklappt, das muss mir eine Lehre sein. Ich hoffe, dass das Spiel nicht an mir vorbeigeht, gegen Crisan ist es nämlich recht einfach: Wenn ich gut spiele, dann habe ich eine sehr gute Chance. Wenn ich schlecht spiele, dann werde ich verlieren."

Ovtcharov und Boll fahren mit Trainer Jörg Roßkopf zurück ins Olympische Dorf, wollen sich nach dem Essen ein wenig ausruhen und dann in die Halle zurückkehren. "Die beiden sind auch am Abend Favoriten, ich bin sehr zuversichtlich, dass sie das Viertelfinale erreichen", sagte Roßkopf.

Der Trainer übrigens hält den Wettbewerb nicht für so gemein wie viele andere. Auf die Frage, ob die beiden Chinesen denn zu schlagen wären, da sagte Roßkopf locker: "Klar! Timo und Dimitri wollen ins Halbfinale - und wer so weit gekommen ist, der kann jeden besiegen." Während er das sagte, lief im Fernseher hinter ihm das Spiel von Jike Zhang. Der Chinese gewann ohne Satzverlust.

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