Timo Werner:Nächstes Ziel: Stamford Bridge

RB Leipzig - Timo Werner

Timo Werner wechselt wohl nach London.

(Foto: dpa)

Vom FC Bayern fühlte er sich hingehalten - nun wechselt Timo Werner zum FC Chelsea. Dem Vernehmen nach verhandeln die Klubs nur noch über Zahlungsmodalitäten.

Von Javier Cáceres

Wer jüngst dabei war, als Julian Nagelsmann, der Trainer von RB Leipzig, über Timo Werner sprach, konnte kaum umhin, aus seinen Worten zu schließen, dass die Hoffnungen auf einen Verbleib des Nationalstürmers noch nicht einmal rudimentär waren.

Wobei Nagelsmann nur Realismus zu Markte trug. "Er hat diese Klausel, und wenn ein Verein kommt und er sich mit dem einig ist, können wir daran nichts ändern", sagte Nagelsmann. Er fügte hinzu, dass er Werner nur durch Taten, nicht aber durch Worte Wertschätzung zukommen lassen würde: "Wenn er das nicht spürt, bringt's auch nix, wenn ich ihn jeden Tag volllabern würde, er möge doch bitte hier bleiben. Es ist sein Leben, seine Karriere, er darf das entscheiden."

Nach Angaben von kicker und Bild hat sich Werner entschieden. Am Stichtag 15. Juni werde er die von Nagelsmann erwähnte Klausel ziehen und zur neuen Saison zum Premier-League-Klub FC Chelsea nach London wechseln, für mehr als 50 Millionen Euro Ablöse. Eine offizielle Bestätigung lag am Freitag von keiner der implizierten Parteien vor, dem Vernehmen nach verhandeln die Klubs aber nur noch über die Zahlungsmodalitäten.

RB Leipzig hat angeblich schon einen Nachfolger im Blick

Dass mit Werner einer der aufregendsten deutschen Stürmer (31 Pflichtspiel-Saisontore) die Bundesliga verlässt, hat nicht nur, aber auch damit zu tun, dass er sich im vergangenen Jahr vom FC Bayern hingehalten fühlte. Ein möglicher Transfer scheiterte, und er verlängerte noch einmal in Leipzig, bis 2023. Der FC Liverpool umgarnte ihn; dass die Gespräche mit Trainer Jürgen Klopp weit gediehen sein mussten, ließ sich daran ablesen, dass Werner den aktuellen Champions-League-Sieger und designierten englischen Meister öffentlich als den besten Klub der Welt adelte.

Nun aber zieht es ihn an die Stamford Bridge in London anstatt an Liverpools Anfield Road, zu Chelseas Trainer Frank Lampard anstatt zu Klopp. Gemunkelt wird, dass Liverpool die Ablöse im Lichte des pandemiebedingten Verlusts nicht aufbringen wollte - zumal die Planstellen im Angriff durch starke Stürmer wie Sadio Mané, Roberto Firmino und Mo Salah besetzt sind. Die Kasse des FC Chelsea hingegen ist gut gefüllt durch einträgliche Verkäufe wie die von Eden Hazard zu Real Madrid und David Luiz zum FC Arsenal: Wegen einer Transfersperre war der Klub zum Sparen gezwungen.

Die sportliche Konkurrenz bei Chelsea ist überschaubar. Dort stehen unter anderem der ehemalige Dortmunder Christian Pulisic und Englands Jung-Nationalspieler Callum Hudson-Odoi unter Vertrag, aber eben auch Altstars wie Olivier Giroud und Willian. Zurzeit ist Chelsea Vierter; sollte der Champions-League-Ausschluss von Manchester City rechtskräftig werden, reicht Platz fünf für die Königsklasse. Reichlich Geld gibt es für Werner selbst wohl auch, in Medienberichten ist von mehr als zehn Millionen Euro jährlich die Rede.

Für Leipzig dürfte der Transfer finanziell ein Segen sein, der dabei hilft, die Regularien des Financial Fairplay des europäischen Fußballverbandes Uefa zu erfüllen. Andererseits ist der sportliche Verlust nicht zu leugnen. Werner bringt eine Farbe ins Angriffsspiel der Leipziger, die weder Patrik Schick noch Yussuf Poulsen noch Christopher Nkunku auf der Palette haben. Angeblich soll Milot Rashica vom Abstiegskandidaten Werder Bremen kommen, möglichst als Ausverkaufs-Schnäppchen. Vermissen würde Trainer Nagelsmann seinen Stürmer so oder so. Sollte Werner gehen, würde er "eine große Lücke" reißen, "so wie es bei Bayern München wäre, wenn dort Lewandowski wegbräche".

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