Leichtathletik:"Wir verlieren einen großartigen Menschen"

Leichtathletik: Die Sportwelt trauert um den ehemaligen Stabhochspringer Tim Lobinger.

Die Sportwelt trauert um den ehemaligen Stabhochspringer Tim Lobinger.

(Foto: FrankHoermann/Sven Simon/Imago)

Der frühere Stabhochspringer Tim Lobinger erliegt seinem schweren Krebsleiden im Alter von 50 Jahren. Über seine Erkrankung sprach er offen. Sein Tod sorgt im deutschen Sport für Bestürzung.

Der frühere Stabhochspringer Tim Lobinger ist tot. Im Alter von 50 Jahren erlag der einstige Weltklasse-Athlet seinem schweren Krebsleiden. Seine Familie bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod am Donnerstagabend. Zuvor hatten die Rheinische Post und RTL berichtet.

Lobinger sei "am 16. Februar in München verstorben", hieß es in einem Statement, er sei "im engen Kreise friedlich eingeschlafen, er hat den Kampf nicht verloren, sondern auf seine Weise gewonnen". Lobinger hatte im März 2017 erstmals die Diagnose Leukämie erhalten. Nach Chemotherapien, Stammzellspenden, zwischenzeitlichen Rückfällen und einem kurzzeitigen Leberversagen im Sommer 2018 galt er zwischenzeitlich wieder als gesund. 2020 erlitt er aber einen Rückfall, eine neuartige Therapie schlug zuletzt nicht an.

Die Nachricht über seinen Tod sorgte im deutschen Sport für große Bestürzung. "Jetzt hast Du keine Schmerzen mehr", schrieb die Leichtathletin Sabrina Mockenhaupt. "Viel Kraft Deiner ganzen Familie." Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, sagte laut einer Mitteilung: "Es ist ein sehr, sehr trauriger Tag für die Leichtathletik, was mich auch persönlich trifft, denn mit Tim, den ich seit seiner Jugend kannte, verlieren wir nicht nur einen großartigen Menschen, sondern auch einen Sportler, der sich immer für die Leichtathletik eingesetzt hat."

DLV-Vorstandschef Idriss Gonschinska sprach über den Hallen-Weltmeister von 2003 als "großartigen" Menschen und "begnadeten" Stabhochspringer. "Bis zuletzt haben wir gehofft, dass er den Kampf gegen den Krebs gewinnt", sagte Gonschinska. "Stabhochsprung ohne Tim Lobinger war über viele Jahre undenkbar. In seinem Herzen war immer Platz für seine Leichtathletik, für die er national und international immer ein hervorragender Botschafter gewesen ist." Bei den deutschen Hallen-Meisterschaften am Wochenende in Dortmund wird es eine Schweigeminute für Lobinger geben.

Europameister, Weltmeister und der erste Deutsche über sechs Meter im Freien

Lobinger entwickelte sich gegen Ende der 1990er-Jahre zu einem der besten Stabhochspringer des Landes. Als erster Deutscher übersprang er im Freien die Sechs-Meter-Marke. Seine größten Erfolge errang er in der Halle: 1998 wurde er in Valencia Europameister, 2003 krönte er sich in Birmingham zum Weltmeister. Im Freien stand er bei der EM zweimal auf dem Podest: 2002 gewann Lobinger in München Bronze, 2006 in Göteborg holte er Silber. Er startete unter anderem für Bayer Leverkusen, den ASV Köln und die Stadtwerke München.

Nach seiner Karriere arbeitete Lobinger vier Jahre lang als Athletiktrainer bei den Fußballern von RB Leipzig. "Ruhe in Frieden mein Freund", schrieb RB-Stürmer Emil Forsberg bei Twitter. Der Bundesliga-Klub wird im Spiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag mit Trauerflor auflaufen. "Wir sind alle sehr traurig und betroffen. Wir drücken der Familie unser tiefes Mitgefühl aus und wünschen ihr viel Kraft. Das wichtigste aber ist, dass die Familie jetzt zur Ruhe kommt", sagte der RB-Trainer Marco Rose am Freitag. Auch Nationalspieler Joshua Kimmich hat mit tiefer Betroffenheit reagiert. Lobinger war sein Personal Coach. "Es ist nicht einfach in Worte zu fassen, was du für mich warst und bleibst. Ich habe dich mehr bewundert als jeden anderen", schrieb der 28 Jahre alte Bayern-Profi auf Instagram. "Ich habe immer zu dir aufgesehen, weil du in allen Bereichen des Lebens eine Inspiration und ein Vorbild für mich bist. Du warst und bleibst mein Antrieb, mein Motor und meine Motivation."

Lobinger sprach sehr offen über seine Erkrankung. Im Oktober 2022 ging er nicht mehr von einer Heilung aus. "Mein Krebs ist zu aggressiv", sagte er der Bild-Zeitung. Ans Aufgeben dachte er nach eigenen Angaben aber nicht: "Für jeden Tag, den ich lebe und mit meiner Familie verbringen darf, lohnt es sich zu kämpfen." Schon im Februar 2022 hätten ihm die Ärzte gesagt, dass sein Tod näher rücke. Er solle Verfügungen treffen, sich mit seiner Beerdigung befassen und sich von seinen Liebsten verabschieden. "Die Gespräche mit meinen Kindern waren hart. Sie wissen, wie schlecht es um mich steht", sagte er.

In den vergangenen Wochen zeigte Lobinger sich auf zahlreichen lebensfrohen Fotos in sozialen Medien - mal nachdenklich, oft mit einem Lächeln und doch schon schwer gezeichnet. Unter Lobingers letztem, vor einer Woche auf Instagram veröffentlichten Bild drückten viele Nutzer ihr Beileid aus.

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