Tiger Woods und sein Sohn Charlie:Das Erbe von Opa Earl

Tiger Woods und sein Sohn Charlie: Eindeutig Vater und Sohn: Tiger Woods hilft Charlie beim Studieren der Putt-Linie.

Eindeutig Vater und Sohn: Tiger Woods hilft Charlie beim Studieren der Putt-Linie.

(Foto: Mike Ehrmann/Getty Images via AFP)

Beim alljährlichen Familien-Turnier spielen Tiger und Charlie Woods im Duo. Den Sieg verpassen sie zwar - für den 15-maligen Major-Sieger erfüllt sich aber ein kleiner Traum.

Von Felix Haselsteiner

Letztens wurde Tiger Woods für ein Werbevideo eine Frage gestellt: Mit welchen drei Personen er am liebsten eine Runde spielen würde. Woods wusste sofort eine Antwort, womöglich weil er sich die Situation schon häufig selbst ausgemalt hatte. "Ich bräuchte gar keine drei Leute. Mit Charlie und meinem Vater", sagte Woods über seine Traumrunde auf einem Golfplatz, die so nie zustande kommen wird - weil Earl Woods im Jahr 2006 verstarb, drei Jahre bevor Tigers Sohn Charlie auf die Welt kam.

Für Woods ist es deshalb ein ausdrücklicher Höhepunkt jedes Jahres, wenn im Dezember die PNC Championship in Orlando stattfindet - und für zwei Tage lang zumindest ein Teil seines Traumes in Erfüllung geht. Bis vor einigen Jahren war die PNC als Father/Son-Challenge bekannt. Die Kriterien zur Qualifikation: Einer von beiden muss ein Major Turnier oder die Players Championship gewonnen haben, dann darf man Vater beziehungsweise Sohn hinzunominieren und als Zweier-Team antreten.

Woods erfüllt diese Kriterien selbstverständlich mit Leichtigkeit und trat nun zum zweiten Mal im Team mit seinem Sohn Charlie, 13, an, dem im vergangenen Jahr schon die größte Aufmerksamkeit zuteil geworden war. Der damals 12-Jährige spielte live im Fernsehen ein Eagle (zwei Schläge unter Par), lochte Putts mit coolen Gesten im Stile seines Vaters und lieferte sich ein Trash-Talk-Duell mit Justin Thomas und dessen Vater Mike - Tiger stand bei all dem hinter ihm, schmunzelte und konnte seinen Stolz kaum verbergen.

Charlie ist nun in der Pubertät - er wird kräftiger und kann mithalten

Die Bilder in diesem Jahr waren kaum anders, wenngleich man inzwischen weiß, dass Charlie nicht einfach nur ein talentierter Nachwuchsspieler mit einem sehr berühmten Vater ist - sondern möglicherweise auch die Fähigkeiten hat, um eines Tages Profi zu werden. Inzwischen schlägt er den Ball zumindest ab und an weiter als sein Vater: "Ich hasse es, das sagen zu müssen, (...) aber er hat es tatsächlich geschafft", sagte Woods, der auch als Profi in den vergangenen Jahren damit zurechtkommen musste, dass jüngeren Profis weitere Abschläge gelingen als ihm. 46 Jahre alt ist er inzwischen.

Nun also auch Charlie, der in Orlando vor allem dadurch auffiel, dass er deutlich erwachsener und kräftiger wirkte. Er ist unverkennbar in der Pubertät und reift zum Mann. Er hatte keine Schwierigkeiten, mit seinem Vater mitzuhalten - auch wenn es nicht zum Ergebnis vom vergangenen Jahr reichte. Damals wurde das Duo Woods/Woods nur vom Duo John Daly/John Daly II auf den zweiten Platz verwiesen, diesmal landeten beide auf dem geteilten achten Platz, einen Schlag hinter Team Langer mit Bernhard, 65, und dessen Sohn Jason, 22. Langer hat das Turnier bereits fünfmal gewonnen, anders als die diesjährigen Turniersieger, Vijah Singh, 59, und sein Sohn Qass, 32, die bereits seit 16 Jahren antreten und nun endlich den Erfolg schafften.

Sportlich fehlte Team Woods nicht viel, um mitzuhalten: Tiger zeigte, dass seine mutige Ankündigung vor einigen Wochen, er könne spielerisch mit der Weltspitze mithalten, keine leeren Worte waren. Er spielte traumhafte Schläge wie zu seinen besten Zeiten, es hapert nur daran, dass er mit seinem lädierten Knie weiterhin Schwierigkeiten beim Gehen hat. Genauso wie Charlie, der ebenfalls mit einer Knöchelverletzung humpelte, dafür aber erneut ein Eagle spielte - was allerdings nicht mehr allzu sensationell war: Gute Resultate sind inzwischen keine Überraschung mehr bei ihm, er gilt als einer der talentiertesten Spieler in seiner Altersklasse in den USA.

Er solle sich den Schwung lieber von Rory McIlroy aus Nordirland abschauen, sagte Papa Woods seinem Sohn zwar, der sei besser als sein eigener. Aber was Arbeitsethos und Mentalität angeht, dürfte Tiger Charlie doch einiges mit auf den Weg geben. Kaum einer weiß besser, wie wichtig ein Vater als Mentor sein kann. Opa Earl war es, der einst den Weg von Tiger ebnete. Nun liegt es ganz offensichtlich an Tiger, das golferische Erbe an Charlie weiterzugeben.

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