Tommy Haas gewinnt in Halle:Besser als Federer

Sein Weltranglistenplatz war so schlecht, dass er eine Wildcard benötigte. Dann gewann Tommy Haas das Rasenturnier in Halle gegen Roger Federer. Ein Olympiastart ist aber fraglich.

René Hofmann

Er war der älteste Teilnehmer, und dass er am Sonntag als Sieger geehrt wurde, konnte er selbst kaum glauben. "Wie ein kleiner Traum", so kam Tommy Haas, 34, das 7:6 (5), 6:4 gegen Roger Federer, 30, vor. Der Schweizer ist immer noch die Nummer drei der Weltrangliste. Und: Er hat bei der Rasenveranstaltung in Halle selbst fünfmal triumphiert. Eine Woche gutes Tennis, "aber heute war Tommy einfach besser" - so fiel Federers Bilanz der Woche aus, in der er vor der Begegnung mit Haas den Bayreuther Florian Mayer, den Kanadier Milos Raonic und den Russen Michail Juschni bezwungen hatte.

ATP-Turnier in Halle

Zwei, die sich gut verstehen: Der Schweizer Roger Federer (links) gönnt seinem deutschen Rivalen Tommy Haas ganz offensichtlich den Erfolg auf dem Rasen von Halle/ Westfalen. Haas sicherte sich mit einem 7:6 (5), 6:4 im Finale seinen insgesamt 13. Turniersieg auf der ATP-Tour und den ersten seit 2009.

(Foto: dpa)

Haas, dessen Weltranglistennotierung wegen seiner langen Verletzungspause noch immer so schlecht ist, dass er eine Wildcard benötigt hatte, um direkt im Hauptfeld zu stehen, hatte sich mit Siegen gegen den Australier Bernard Tomic, den Spanier Marcel Granollers, den Tschechen Tomas Berdych und den Augsburger Philipp Kohlschreiber (7:6, 7:5) ins Finale gespielt.

In der letzten Runde erwischte Federer den besseren Start: Er breakte Haas bei erster Gelegenheit. Beim Stand von 3:1 bot sich ihm erneut eine Breakmöglichkeit und damit die Chance, entscheidend davonzuziehen. Doch Federer ließ sie ungenutzt. Im sechsten Spiel des ersten Satzes holte er Haas mit einem Vorhandfehler bei einem wichtigen Punkt zurück ins Match. Fortan glänzte Haas mit seiner starken Rückhand - und Federer unterliefen für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele Fehler: beim Aufschlag, bei Volleys und mit der Vorhand. Im zweiten Durchgang glückte Haas das Break zum 5:4. Nach 1:34 Stunden verwandelte er den ersten Matchball.

Für Haas ist es der 13. Turniersieg. In Halle in Westfalen hat er schon einmal triumphiert: vor drei Jahren war das, durch einen Erfolg im Finale gegen den Serben Novak Djokovic. Der Erfolg bringt Haas 250 Weltranglistenpunkte und 119 800 Euro Preisgeld. Trotz des Aufschwungs - bei den French Open hatte Haas sich als Qualifikant ins Hauptfeld gekämpft und dort als einziger Deutscher die dritte Runde erreicht -, bleibt er bei den großen Turnieren auf die Milde der Veranstalter angewiesen; für Wimbledon hat er eine Wildcard erhalten, ob er noch einmal bei Olympia aufschlägt, ist ungewiss. Die Nominierungskriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erfüllt Haas nicht.

Ob Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer diese erfüllen - darüber gibt es aktuell Verhandlungen zwischen dem DOSB und dem Deutschen Tennis-Bund. Haas kann aber auch hier noch auf eine Wildcard hoffen. Bei Olympia vergibt diese der Welttennis-Verband. "Natürlich wäre ich bereit zu spielen, aber ich überlasse das denen", sagt Haas dazu.

12 000 Zuschauer sahen seinen Sieg, der dem ganzen Turnier gut tut. Ob aus den Plänen, 2014 in Halle auch Frauen spielen zu lassen, allerdings etwas wird, ist ungewiss. Soll das so kommen, müssen im Herbst Bauarbeiten beginnen. So schnell aber ist mit einer Zusage der Frauentour nicht zu rechnen.

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