Thomas Helmer im Interview:"Der Trainer, der kommt, muss mit Uli Hoeneß klarkommen"

Thomas Helmer

Thomas Helmer in seiner aktiven Zeit beim FC Bayern.

(Foto: Imago/Bernd Müller)

Der "Doppelpass"-Moderator Thomas Helmer erklärt, was ein Bayern-Trainer mitbringen sollte - und warum Jürgen Klopp der Richtige für den Job wäre.

Von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Der ehemalige FC-Bayern-Profi Thomas Helmer hat sich für Jürgen Klopp als neuen Bayern-Trainer ausgesprochen. "Er wäre die Ideallösung", sagt Helmer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Klopp sei als Trainer sehr reif, auch im öffentlichen Auftreten, und man brauche beim FC Bayern nun einmal einen Trainer "mit ein bisschen Glamour". Einzig für "die Elefanten aus dem Vorstand wäre Kloppo vielleicht nicht so gut, weil sie dann nicht mehr so oft zu Wort kommen würden".

Den Einwand, dass Klopp als sogenannter Gegen-den-Ball-Trainer nicht so gut zu den dominanten Bayern passen könnte, lässt Helmer nicht gelten. "Das wichtigste Prinzip bei Bayern war doch immer: Wir müssen die bestmöglichen Spieler auf den Platz stellen", sagt er. Angesichts des nahenden Umbruchs im Team müsse man "die Spielweise vielleicht eh wieder ein bisschen umstellen". Auch Ralph Hasenhüttl ("er hat sich überall in seiner Karriere gut geschlagen") und Niko Kovac ("er ist smart und trotzdem sehr direkt in seinen Aussagen, er ruht in sich und hat außerdem eine gewisse Schlitzohrigkeit") hält der ehemalige Nationalspieler für taugliche Kandidaten.

Die Machtverhältnisse in München seien "wie sie immer waren"

Helmer, 52, der heute die Fußball-Talkshow "Doppelpass" moderiert, leitet das Anforderungsprofil des neuen Bayern-Trainer aus seiner eigenen Profizeit her. Für einen Bayern-Trainer gelten demnach bis heute besondere Regeln, was er mit einer Episode aus der Zeit Ottmar Hitzfelds verdeutlicht. "Als er in München Trainer wurde, hat er mich gefragt, worauf er in diesem Klub besonders achten müsse. Ich habe gesagt: Solange Uli Hoeneß Ihnen den Kaffee bringt, ist alles okay. Aber wenn Sie ihn mal selber holen müssen, dann wird's eng für Sie!"

Die Machtverhältnisse in München seien "wie sie immer waren", meint Helmer, "der Trainer, der kommt, muss mit Uli Hoeneß klarkommen". Außerdem sei es beim FC Bayern wichtiger als bei jedem anderen Klub, die Spieler bei Laune zu halten. Das von Ottmar Hitzfeld erfundene Rotationsmodell - "damals eine Weltsensation" - spiele bis heute eine zentrale Rolle im Klub.

Den Dortmundern, für die er ebenfalls viele Jahre spielte, empfiehlt Helmer hingegen, sich vor einer möglichen Trainerfrage erst einmal eine Grundsatzfrage zu stellen: "Wie wollen wir in Zukunft Fußball spielen?" Der aktuelle Trainer Peter Stöger stehe eher für defensiveren Fußball, vom offensiven Echte-Liebe-Fußball sei gerade nicht viel zu sehen. Hinzu komme, dass Dortmund dringend wieder einen besseren Kader brauche. Die Lücken, die Führungsspieler wie Kehl oder Hummels, aber auch Lewandowski, Gündogan, Mkhitaryan oder Aubameyang gerissen hätten, habe der Verein noch immer nicht schließen können. Und auch mit Rückhol-Aktionen wie bei Sahin, Kagawa oder Götze müsse Schluss sein, sagt Helmer.

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