Thomas Bach bei der Schlussfeier:"Russland hat geliefert"

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Thomas Bach lobt bei der Schlussfeier die russischen Gastgeber der Olympischen Winterspiele und bedankt sich ausdrücklich bei Staatschef Wladimir Putin. Doch der Chef des Internationalen Olympischen Komitees sagt nicht, dass es die besten Spiele in der Geschichte waren.

Von René Hofmann und Holger Gertz, Sotschi

Seit dem 10. September 2013 ist Thomas Bach Präsident des IOC. Die Spiele in Sotschi waren die erste große Gelegenheit, bei der er sich in dieser Rolle beweisen musste. Viel war von Bach nicht zu hören gewesen. Zum Abschluss immerhin gewährte er eine 40-minütige Audienz, bei der er neun Fragen beantwortete.

Die Olympia-Gastgeber verteidigte Bach leidenschaftlich; die Kosten für die Spiele selbst hätten sich "im Rahmen der in Vancouver" bewegt. Wie viel an einem Olympia-Ort dann noch für die Infrastruktur investiert werden müsse, sei davon abhängig, wie es dort zuvor aussehe. Bach erinnerte sich an einen Besuch in Sotschi 1994, die Stadt habe "wie ein altes stalinistisches Sanatorium" auf ihn gewirkt. Dagegen jetzt: Athleten, Sponsoren, TV-Sender - "man hört viel Lob für diese Spiele", sagte Bach, dessen Fertigkeiten als Zuhörer ausbaufähig zu sein scheinen.

Kritikern, die dem IOC zu viel Nähe zu Staatspräsident Putin vorwerfen, hielt Bach entgegen: "Bei jedem Großereignis profitiert hoffentlich das ganze Land - und damit meine ich auch die politische Führung." Putin habe "eine sehr wichtige Rolle" bei der Vorbereitung gespielt. Und, an die Heimat gerichtet: "Ich glaube nicht, dass die Führung der deutschen Regierung sich darüber beschwert hat, mit der WM 2006 in Verbindung gebracht zu werden. Ich habe einige Bilder im Kopf, dass sie das sehr genossen hat."

Nicht die erste Spitze, die er in diese Richtung setzte. Seine Aufforderung bei der Eröffnungsfeier, politische Differenzen nicht auf dem Rücken der Athleten auszutragen, konnte ja als Replik auf Bundespräsident Gauck verstanden werden, der auf eine Reise nach Sotschi verzichtet hatte.

Bach kündigte an, er werde die Spiele in der Abschlussrede nicht als "die besten überhaupt" bezeichnen. Sein Englisch sei nicht gut genug, um für so ein großes Ereignis ein treffendes Adjektiv zu finden. Bei der Closing Ceremony im Fisht-Stadion trat er dann nach Ballett-Tänzern und einem Kinderchor auf, der die herrliche russische Hymne sang.

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Eine beeindruckende Show - hatte ja auch nie einer behauptet, die Russen könnten nicht inszenieren. Bachs Englisch reichte locker, um Sotschi und Putin zu preisen, er sprach davon, die Spiele hätten die Botschaft von Frieden, Toleranz und Respekt vermittelt. Als hätte es die Debatten der vergangenen zwei Wochen nicht gegeben. Am Ende sagte Thomas Bach: "Russland hat geliefert, was es versprochen hat." Und das was sicher nicht mal ironisch gemeint.

Die wichtigsten Auszüge aus der Rede von IOC-Präsident Thomas Bach während der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Sotschi:

"Danke an alle olympischen Athleten, sie haben uns in den letzten herrlichen 17 Tage inspiriert."

"Durch das Zusammenleben unter einem Dach im Olympischen Dorf haben Sie eine starke Botschaft aus Sotschi an die Welt gesandt: Die Botschaft von einer Gesellschaft des Friedens, der Toleranz und Respekt. Ich appelliere an alle, die von Konfrontation, Unterdrückung oder Gewalt betroffen sind: Handeln Sie nach der Olympischen Botschaft des Dialogs und des Friedens."

"Wir haben alle die außergewöhnlichen Bedingungen dieser Olympischen Winterspiele genossen."

"Unsere russischen Gastgeber hatten uns versprochen: Hervorragende Sportstätten, herausragende Olympischen Dörfer und eine tadellose Organisation. Heute können wir sagen: Russland hat alles geliefert, was es versprochen hatte. Was in anderen Teilen der Welt Jahrzehnte dauerte, wurde hier in nur sieben Jahren erreicht."

"Ich möchte dem Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin für seinen persönlichen Einsatz für den außerordentlichen Erfolg dieser Olympischen Winterspiele danken."

"Die russische Regierung, das Organisationskomitee, das Russische Nationale Olympische Komitee, die IOC-Mitglieder in Russland und alle Leute aus Sotschi und Russland verdienen unsere tiefe Dankbarkeit."

"Vielen Dank an die Freiwilligen! Sie haben mit Ihrem warmen Lächeln die Sonne jeden Tag scheinen lassen für uns. Ihr wunderbares Engagement wird das Vermächtnis einer stärkeren Zivilgesellschaft in Russland kreieren. Durch Sie konnte jeder Mensch mit einem offenen Geist das Gesicht des neuen Russlands sehen: effizient und freundlich, patriotisch und offen für die Welt."

"Es gibt kein größeres Kompliment, als im Namen aller Teilnehmer und im Namen aller meiner olympischen Athleten zu sagen: Das waren die Spiele der Athleten."

© SZ vom 24.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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