Süddeutsche Zeitung

Theo Zwanziger versus Bayern-Boss:"Hoeneß? Eine kleinkarierte Seele"

Kaum ein Tag ohne Wortmeldung der Protagonisten. Heute: Theo Zwanziger. Der frühere DFB-Präsident legt in einem Interview im Streit mit Bayern-Boss Uli Hoeneß nach. Auch Zwanzigers Nachfolger Wolfgang Niersbach ist verärgert - Ex-Nationalcoach Klinsmann hat nur ein Schmunzeln übrig.

Ring frei zur nächsten Runde. Der, ja nun, wievielten Runde eigentlich? Seit Tagen duellieren sich der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger und Bayern-Boss Uli Hoeneß wortstark über die Medien und stellen ihre gegenseitige Abneigung zur Schau.

Nun ist Zwanziger wieder an der Reihe. In einem Interview mit dem Kicker erklärte Zwanziger: "Wenn Uli Hoeneß als Meinungsbildner in unserer Gesellschaft sich zum Beispiel über Frauen-Fußball so despektierlich äußert wie mit einer Bemerkung 'Wir reden jetzt mal über Fußball', muss er erwarten, dass das auch einmal thematisiert wird. Wenn er sich deshalb so aufregt, tut er mir leid. Dann ist Hoeneß eine kleinkarierte Seele."

Zwanziger sagte weiter: "Über die Qualität von Meinung entscheidet in einer Streitkultur nicht allein Uli Hoeneß. Das lässt mich eiskalt." Hoeneß hatte am Samstag auf die Zwanziger-Kritik in dessen Buch reagiert und erklärt: "Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation treiben."

Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ("Eigentlich ist jedes Wort zuviel, aber ich würde Uli Hoeneß nicht widersprechen"), der in einem WamS-Interview von seinem Vorgänger harsch kritisiert wurde, reagierte nochmals auf die Zwanziger-Vorwürfe, wonach er nur halbherzig das soziale Engagement betreibe. So sei der Besuch der Gedenkstätte in Auschwitz vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine "zu schnell abgetan" worden sei.

Dazu Niersbach in der Bild: "Wichtiger als die exklusive Wahrnehmung meines Vorgängers ist mir in diesem Zusammenhang das Dankesschreiben des Internationalen Auschwitz-Komitees an den DFB." Zwanziger hatte geäußert: "Wer etwas Soziales macht, sollte das tun, weil er sich wirklich verpflichtet fühlt. Das muss man sichtbar machen. Das ist vor allem Sache des Präsidenten."

Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff betonte am Montag in Amsterdam, Zwanzigers Zeilen hätten ihn "nicht groß getroffen. Man braucht es nicht mehr groß kommentieren, es steht für sich. Wichtig für uns ist, nach vorne, nicht zurückzuschauen". Bierhoff war selbst kürzlich unter die Autoren gegangen. "Jeder muss es für sich selbst ausmachen, wie er ein Buch schreibt. Für mich war es wichtig, dass es keine Abrechnung wird, keiner beleidigt sein muss", sagte er.

Jürgen Klinsmann hat am Montag gelassen auf die Zwanziger-Aussage reagiert, dass der Weltmeister von 1990 kurz vor der WM 2006 in Deutschland vor dem Rauswurf als Fußball-Bundestrainer gestanden habe. "Dafür habe ich nur ein Schmunzeln übrig. Es ist so, dass manche Leute gerne über andere urteilen. Ich habe viel durchgeboxt und für vieles meinen Kopf hinhalten müssen. Für mich war es eine super Zeit", sagte der 48-jährige Klinsmann.

Zwanziger hatte in seiner Autobiographie zugegeben, dass der DFB nach der 1:4-Länderspielniederlage im März 2006 in Italien bereits einen Plan B in der Tasche gehabt hatte: Matthias Sammer hätte als Bundestrainer die Nationalmannschaft übernommen und damit die Nachfolge des aktuellen US-amerikanischen Nationalcoaches Klinsmann angetreten.

Kein Verständnis für Buchautor Zwanziger brachte Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh auf. "Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso der ein Buch schreibt. Er ist Präsident des DFB gewesen. Jetzt bringt er Dinge daher, die geheim bleiben müssen. Wo kommen wir da hin?", sagte Veh bei Sky90, "man sollte schon fähige Leute da vorne haben. Man sollte die Klasse und Größe haben, dass sie nicht nachtreten, wenn sie aufhören. Das verlange ich von jemandem, der diese Position und dieses Alter hat. Was er hier macht, finde ich ganz, ganz schwach."

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