WM-2006-Skandal:Erfolg für Theo Zwanziger im „Sommermärchen“-Verfahren

Lesezeit: 1 Min.

Ankunft im Frankfurter Langericht: Theo Zwanziger (links), ehemaliger DFB-Präsident. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Nach fast sechs Stunden Aussage: Das Frankfurter Landgericht folgt den Ausführungen des ehemaligen DFB-Präsidenten in wesentlichen Punkten.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Im Steuerprozess um Millionenschiebereien rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat der Angeklagte Theo Zwanziger, 79, einen wichtigen Erfolg verbucht. Während und nach seiner fast sechsstündigen Befragung am Montag gab die Kammer des Landgerichts Frankfurt zu verstehen, dass sie den Ausführungen des früheren DFB-Präsidenten in wesentlichen Punkten folge. Auch hielt die Kammer wenigstens vorläufig fest, dass sie nicht die These vertrete, wonach es sich bei der entscheidenden Zahlung um eine „Legendierung“ gehandelt habe.

Den steuerlichen Kern des Prozesses bildet eine Überweisung aus dem April 2005. Damals transferierten die WM-Verantwortlichen 6,7 Millionen Euro an den Fußball-Weltverband Fifa. Offiziell deklariert war diese Summe als Beteiligung an der später abgesagten WM-Gala. Tatsächlich leitete die Fifa das Geld an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus weiter – und wurde so in der Folge ein Kredit getilgt, den der deutsche WM-Chef Franz Beckenbauer drei Jahre zuvor für einen bis heute ungeklärten Zweck von Louis-Dreyfus erhalten hatte. Deswegen, so der Vorwurf in diesem Verfahren, sei die Verbuchung als Betriebsausgabe nicht korrekt gewesen und liege eine Steuerhinterziehung vor.

Zwanziger ist der letzte verbliebene Angeklagte in dem Verfahren

Zwanziger führte vor Gericht das aus, was er in den vergangenen fast zehn Jahren seit dem Ausbruch der Affäre betont hat: Er habe vor der Überweisung der 6,7 Millionen Euro keine Kenntnis davon gehabt, dass diese Zahlung der Entschuldung von Beckenbauer diente; er habe dies erst wenige Wochen später im Mai 2005 erfahren. Auch legte er dar, dass er mit der Steuererklärung damals nichts zu tun gehabt habe.

Zwanziger ist der letzte verbliebene Angeklagte in dem Verfahren. Das gegen den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach, 74, wurde gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt, das gegen  den einstigen Generalsekretär Horst R. Schmidt, 83, aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Dem DFB droht als sogenanntem Nebenbeteiligten eine millionenschwere Geldstrafe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ExklusivSommermärchen-Affäre
:DFB: 24-Millionen-Euro-Klage gegen Ex-Präsident

Es ist ein einmaliger Vorgang in der 125-jährigen Geschichte des DFB: Der Verband geht gerichtlich gegen seinen ehemaligen Präsidenten Theo Zwanziger vor – wegen finanzieller Schäden, die ihm im Zuge des Skandals um die WM 2006 entstanden sind.

SZ PlusVon Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: