Alle guten Dinge kommen eines Tages zu einem Ende, und wer die nun ausklingende USA-Reise des Basketballers Daniel Theis betrachtet, der kann sagen: Da hat einer vieles richtig gemacht in acht Jahren als Angestellter bei diversen NBA-Profiklubs. Nicht nur in finanzieller Hinsicht lohnt sich bekanntlich jeder noch so kurze Aufenthalt im gelobten Land der Basketball-Dollars. Auch sportlich lief es für den 2,04-Meter-Mann aus Salzgitter mehr als passabel in dieser Zeit, die ihm 411 Einsätze in den Hallen zwischen Los Angeles und Boston bescherte. Etwas über sieben Punkte und fast fünf Rebounds im Durchschnitt, unzählige ausgeteilte und kassierte Ellbogen, gelegentlich ein schmetternder Dunk – es gibt schlechtere Bilanzen.
In einer Liga, deren Titelträger sich in aller Bescheidenheit „World Champion“ nennen, war der 32-Jährige in den vergangenen Jahren einer der wenigen richtigen Weltmeister. 2023 in Manila feierte Theis seinen größten Erfolg mit dem deutschen Nationalteam – sein Streit samt Versöhnung nach einer Auszeit mit seinem besten Kumpel Dennis Schröder zählt zu den Gründungsmythen des besonderen deutschen WM-Spirits. Da geriet fast in Vergessenheit, dass Theis im Jahr zuvor sogar nah dran war, mit den Celtics NBA-Meister zu werden. 2:4 verlor Boston damals das Finale gegen die Golden State Warriors, beinahe wäre er also der zweite Deutsche mit Meisterehren nach Dirk Nowitzki 2011 geworden (bei den Frauen gibt es mit Marlies Askamp, Leonie Fiebich und Nyara Sabally bereits drei WNBA-Champions).

Basketballer Daniel Theis:"Wenn jemand wie LeBron James etwas sagt, hören die Leute zu"
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Beim Blick auf die Amerika-Vergangenheit des Daniel Theis geht es aber auch um die Gegenwart, und die liegt dem Anschein nach am Mittelmeer: Wie das Nachrichtenportal basketnews und die französische Sportzeitung L’Equipe übereinstimmend berichten, soll er seine Karriere in Europa fortsetzen, beim Euroleague-Klub AS Monaco Basket. Zuletzt war Theis im komplizierten Trade-System der NBA wieder einmal verschifft worden. Von den New Orleans Pelicans, wo er diese Saison 38 Partien absolvierte, ging es zu den Oklahoma City Thunder. Doch die hatten keine Verwendung für einen defensivstarken „Big Man“ wie ihn. Diese Rolle erfüllt beim derzeit obersten Titelanwärter der NBA ein anderer Deutscher: Isaiah Hartenstein, 26.
Theis will Spielzeit und Monaco, derzeit viertbestes Euroleague-Team, bietet sie ihm
Es gehört zu den Gepflogenheiten des US-Sports, dass Spieler wie Theis in solchen Fällen einfach entlassen werden können – weshalb er als „Free Agent“ kurzfristig verfügbar war. Dass er sich unter einigen Angeboten (offenbar aus der NBA, aber auch von Panathinaikos Athen) für jenes aus Monte-Carlo entschied, mag etwas überraschen. Keiner gibt schließlich gerne die Annehmlichkeiten im Glitzergeschäft des US-Sports auf. Aber Theis hat gute Gründe: Er peilt nach einigen Jahren als Teilzeitkraft bei Klubs wie den Indiana Pacers, den LA Clippers oder in New Orleans endlich wieder eine prägende Rolle auf dem Feld an. So wie im Nationalteam, wo er immer gesetzt ist, wenn seine Gesundheit es zulässt. Möglich, dass ihn sein im Jahr 2022 arg lädiertes Knie eine größere NBA-Karriere gekostet hat.
Andererseits, das ist lange her und außerdem längst verheilt, siehe seine starken Auftritte im WM-Sommer, als er am Korb wühlte, als sei nie etwas gewesen. Deshalb gibt es für ihn keinen Grund, die Schlussrunde seiner Laufbahn auf Auswechselbänken zu verbringen. Oder im Niemandsland der NBA, ohne Playoff-Aussichten. Der Center möchte Spielzeit – Monaco, derzeit viertbestes Euroleague-Team, bietet sie ihm. Obendrein trifft Theis, der zuletzt in den USA etwas über zwei Millionen Dollar pro Saison verdiente, dort auf einen Vertrauten, den er aus seiner Anfangszeit als Profi in Bamberg kennt: Ilias Kantzouris, Co-Trainer von Vassilis Spanoulis.
Und auch in Deutschland warten Projekte auf den gebürtigen Niedersachsen, er ist schließlich seit einem Monat Markenbotschafter des Fußballvereins VfL Wolfsburg. „Ich bin schon lange ein großer Fan des VfL, als Kind bin ich alle zwei Wochen in die Arena gegangen“, sagte Theis im Januar. Tatsächlich sah man ihn immer wieder im Umfeld der Fußballer – und einen regional verbundenen Weltmeister mit Strahlkraft können sie am Mittellandkanal gut gebrauchen. Monaco ist schließlich näher als New Orleans.