Termin für Winter-WM 2022 in Katar:Das Christkind bringt den Pokal

Lesezeit: 3 Min.

  • Der Entschluss der Fifa-Task-Force, die umstrittene Wüsten-WM in Katar in die Wintermonate zu verlegen, hat schwerwiegende Konsequenzen.
  • Die Europäer befürchten große Schwierigkeiten dabei, ihre Spielpläne für die nationalen Ligen und die Champions League anzupassen.
  • Es geht um viel Geld - und unter Umständen auch um Schadenersatzklagen.

Von Carsten Eberts

Das Gerangel um den Termin der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 ist zu einem Kampf ums Geld geworden. Wer macht den ersten Schritt? Und wohin? Welche Folgen könnten daraus entstehen? Von Entschädigungszahlungen bis zu Schadenersatzklagen steht vieles im Raum, wenn es darum geht, wann sich die besten Fußball-Nationalmannschaften am Persischen Golf zu ihren Titelkämpfen treffen sollen.

Die umstrittene WM soll im Winter stattfinden, so hat es die eigens vom Weltverband Fifa gebildete Task-Force nun empfohlen. Konkret im November und Dezember. Endgültig wird zwar erst das Exekutivkomitee der Fifa am 19./20. März entscheiden. Doch Fifa-Generalsekretär Jérôme Valke wird am Rande der Sitzung von der BBC mit den Worten zitiert, es gebe "nur eine Lösung und diese lautet: November und Dezember 2022".

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In einer Verbandsmitteilung heißt es zudem, der Vorschlag habe "die Unterstützung aller sechs Kontinentalverbände". Auch einen möglichen Finaltermin will die BBC bereits erfahren haben: der 23. Dezember, also sehr kurz vor Weihnachten. Auch die französische AFP berichtet entsprechend, andere Quellen gehen vom 18. Dezember als Finaltag aus. Das Christkind bringt 2022 nicht nur Geschenke, sondern auch den Pokal.

Alle anderen Termine scheiden aus

Alle anderen Gedankenspiele scheinen vom Tisch zu sein. Der einstige Wunschtermin von Michel Platini, Chef der Europäischen Fußball-Union Uefa, die WM in den Januar/Februar vorzuverlegen, ist nicht praktikabel. Zu groß wäre die Konkurrenz zu den Olympischen Winterspielen 2022 (in Almaty oder Peking), allein was das Milliardengeschäft mit den Übertragungsrechten angeht. Die Fifa legt sich zwar gerne mit jedem an. Doch in direkte Konkurrenz mit dem Internationalen Olympischen Komitee zu treten, davor schreckt sogar der auf Krawall gebürstete Fifa-Boss Sepp Blatter zurück.

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Eine WM im April oder Mai, wie es die Europäische Klubvereinigung vorgeschlagen hat, würde mit dem Ramadan kollidieren - auch das ist nicht machbar, da die Vorbereitung aller gläubigen muslimischen Sportler leiden würde und im Gastgeberland Islam die Staatsreligion ist. Eine Verschiebung in den Juni brächte die bekannten Probleme mit der Hitze, wenn die Tagestemperaturen in Doha auf mehr als 40 Grad steigen. In den Sommermonaten - und bis in den Oktober hinein - kann in Katar kein Fußball gespielt werden, jedenfalls nicht, wenn Hunderttausende Fans gesund und stressfrei ins Stadion gelangen sollen. Darüber herrscht bei der Fifa mittlerweile Konsens.

Bleiben also vier Wochen im November und Dezember. Der mutmaßliche Termin würde vor allem für die Europäer zur Belastungsprobe. Die Ligen müssten mitten im Betrieb eine sieben- bis achtwöchige Pause einlegen, inklusive WM-Vorbereitung. Durch Auf- und Abstiege betrifft das wohl Spielklassen bis weit hinunter in die Amateurligen.

Auch das lukrativste Produkt im europäischen Fußball muss sich neu justieren: die Champions League. November und Dezember sind wichtige Monate für die europäische Königsklasse. Drei volle Spieltage finden in diesem Zeitraum statt, die Vorrundenspieltage vier bis sechs. So steht Ende des Jahres fest, wer für die K.-o.-Phase planen kann. Diesen Rahmenspielplan müsste die Uefa völlig umstellen. "Unglaublich kompliziert", werde die Situation, sagte Peter Coates von der englischen Premier League. Die Winter-WM "zerreiße" den Kalender geradezu. "Ein Desaster", so Coates.

Vermutlich geraten auch die Spielzeiten 2021/22 und 2023/24 in Mitleidenschaft, inklusive verkürzter Sommerpausen und Erholungsphasen für die Nationalspieler. Längst kämpfen die Klubs darum, zumindest finanzielle Entschädigungen herauszuschlagen. Den Klubs und Ligen könne "nicht zugemutet werden, allein den Preis für die Verlegung in den Winter zu bezahlen. Wir erwarten ebenso die seriöse Bereitschaft, den Schaden für die Klubs fair zu kompensieren", sagt etwa Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern. Die Fifa dürfte einige Zugeständnisse gemacht haben.

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Auch den Fernsehsendern wird der neue Termin wenig behagen. In Deutschland beträfe die Umstellung das komplette Wintersportprogramm von ARD und ZDF (sofern diese auch 2022 übertragen). Im November und Dezember läuft hierzulande Biathlon, Rodeln, Skispringen, diese Sportarten müssten dann mit deutlich weniger Fernsehpräsenz auskommen. Ebenso problematisch verhielte es sich in den USA, einem wichtigen Wachstumsmarkt für die Fifa. Für den übertragenden Sender Fox sind November und Dezember keine Fußballmonate - dann ist Football-Time.

Drohen Klagen gegen die Fifa?

All diese Auswirkungen sind immer noch geringer als jene, die drohen würden, hätte sich die Fifa für eine noch größere Lösung entschieden. Ein Entzug der WM würde wohl milliardenschwere Schadenersatzforderungen aus Katar nach sich ziehen, wo die Bauarbeiten an Stadien und Infrastruktur längst begonnen haben. Wohl deshalb hielt sich Blatter damit zurück, an Katar als Ausrichter generell zu zweifeln.

Mit der Verschiebung des Terminplans kommt aber ein neues Problem auf die Fifa zu: In der Ausschreibung für die WM 2022 stand, dass die WM im Juni/Juli auszurichten sei. Wird der Termin nun auf die Wintermonate verlegt, könnten die damals unterlegenen Mitbewerber klagen - die USA, Südkorea und Japan sowie Australien hatten bei der Wahl 2010 das Nachsehen. Schon werden Forderungen laut, auch diese Länder müssten die Chance erhalten, ihre Konzepte auf den Winter umzuschreiben - was eine neue Abstimmung zur Folge hätte. "Dann könnte die Fifa ein Problem haben", mutmaßte Sepp Blatter schon 2013.

Auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass sich die Kataris immer offen gezeigt haben, was eine Verlegung betrifft - diese aber nie selbst vorangetrieben haben. Würden sie selbst vertragsbrüchig, könnten die Ausrichter doch noch in Schwierigkeiten kommen. So heißt der gängige Satz aus dem Wüstenstaat: Kein Problem, "wir können die WM zu jeder Jahreszeit ausrichten". Die Kataris werden tun, was die Fifa im März final beschließt.

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