Marc-André ter Stegen beim DFB:Endlich die Eins auf dem Rücken

Marc-André ter Stegen beim DFB: "Ich werde versuchen meine Chance zu nutzen": Marc-André ter Stegen in der Pressekonferenz.

"Ich werde versuchen meine Chance zu nutzen": Marc-André ter Stegen in der Pressekonferenz.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Es ist so weit: Marc-André ter Stegen, der Stammkeeper des FC Barcelona, steht für Deutschland im Tor - mindestens fünf Spiele lang. Auch danach soll Manuel Neuer kein automatisches Rückkehrrecht haben, wenn er fit ist.

Von Philipp Selldorf

Welche Empfindungen ihn bewegten, als er zu Wochenbeginn am DFB-Campus in Frankfurt das Trikot mit der Rückennummer eins in Gebrauch nahm, hat Marc-André ter Stegen noch nicht im Detail erläutert. "Ich wurde gefragt, ich habe okay gesagt - und jetzt habe ich die Nummer", verriet er am Donnerstag, "viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Möglich, dass er die Sache nebenbei zur Kenntnis genommen hat, weil es bloß um eine andere Nummer auf der Oberbekleidung geht. Möglich aber auch, dass er sich selbst zugelächelt hat oder gar innerlich ausgeflippt ist. Seit seinem bemerkenswert misslungenen Länderspieldebüt im Mai 2012 - am 3:5 gegen die Schweiz hatte er seinen Anteil - wurde ter Stegen all die Jahre immer die Nummer 22 zugeteilt. Die degradierende Zahl war bisher bei der Nationalelf sein Schicksal, obwohl seine DFB-Historie zuvor anderes verheißen hatte: Von der U 17 bis zur U 21 hatte ter Stegen trotz des starken Konkurrenten Bernd Leno immer im Rang der Nummer eins gestanden.

Nun ist es endlich so weit, dass der in Spanien vielgerühmte Stammkeeper des FC Barcelona auch in der Nationalelf die von Bundestrainer Hansi Flick amtlich bestätigte erste Wahl ist. Bei den anstehenden Partien gegen Peru am Samstag in Mainz und gegen Belgien am Dienstag in Köln soll er von Anfang an im Tor stehen. Auch bei der dreiteiligen Länderspielrunde im Juni steht ihm das Trikot mit der Eins zu. Und dann? Darüber habe er sich mit Flick "noch nicht ausgetauscht", sagte er.

Eine Festlegung hätte ihm der Bundestrainer ohnehin nicht versprechen können. Beim Lehrgang im September möchte Manuel Neuer, dann 37 Jahre alt, wieder in der Lage sein, um den Stammplatz im deutschen Tor mitzubieten. Flick versichert, eine automatische Rückkehr des langjährigen Throninhabers werde es nicht geben, die Leistung werde entscheiden: "Es ist nichts in Stein gemeißelt."

Hätte sich Neuer nicht bei der Skitour im vorigen Dezember das Bein gebrochen, müsste ter Stegen vermutlich immer noch auf seine Beförderung warten. Hier und da hat es Momente gegeben, in denen er das Kronprinzendasein bei der Nationalelf leid war, dann ließ er sich, wie im vorigen Sommer, von einem Treffen schon mal befreien. Aber er hat in der langen Zeit auch gelernt, geduldig und beharrlich zu bleiben und seinen früher durchaus gefürchteten Ehrgeiz zu beherrschen. Auf diese Weise hat sich auch das Verhältnis zu Neuer entspannt, wenngleich es trotz der Rivalität nie wirklich schlecht war. "Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder zurückkommt und sich trotzdem die Zeit nimmt, die er braucht. Das wünscht man ihm als Kollege, als Freund und als langer Wegbegleiter in der Nationalmannschaft", erklärte ter Stegen. Den Vorrang möchte er dennoch verteidigen. "Durch Manus Verletzung ist die Situation so, wie sie ist. Ich werde versuchen, meine Chance zu nutzen", versprach er. Der jahrelang ausgefallene Kampf ums deutsche Tor kann beginnen.

Zur SZ-Startseite
05.11.2022, Fussball 1. Bundesliga 2022/2023, 13. Spieltag, Hertha BSC Berlin - FC Bayern München, im Olympiastadion Ber; Manuel Neuer

SZ PlusExklusivManuel Neuer
:"Ich hatte das Gefühl: Mir wird mein Herz rausgerissen"

Erst das frühe WM-Aus in Katar, dann der Skiunfall am Tegernsee: FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer hat schwierige Wochen hinter sich. Aber es gibt Dinge, die ihn "wirklich umgehauen haben". Ein Gespräch über körperliche und andere Verletzungen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: