Tennisspielerin Kimiko Date:Attraktion aus den Neunzigern

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Kimiko Date mag mit 44 Jahren nicht auf Tennis verzichten. (Foto: Getty Images)
  • Die Japanerin Kimiko Date ist mit 44 Jahren die älteste Tennisspielerin in Wimbledon.
  • Sie spielte damals bereits gegen Steffi Graf - heute ist sie immer noch eine Attraktion.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Es war ein sonniger Juli-Nachmitttag im Jahr 1996, als Kimiko Date kurz vor dem größten Triumph ihrer Karriere stand. Sie spielte im Wimbledon-Halbfinale und zwang die Weltranglistenerste Steffi Graf in einen spannenden dritten Satz. Am Ende reichte es nicht ganz, die Japanerin verlor knapp mit 2:6, 6:2, 3:6. Sie lächelte tapfer.

19 Jahre später ist Kimiko Date noch immer da. Nicht als Trainerin, nicht als TV-Expertin, sondern als Tennisspielerin. Am Mittwoch betrat sie einen Platz im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Mit 44 Jahren. 26 Jahre nach ihrer ersten Teilnahme in Wimbledon.

Im Einzel taucht der Name Date diesmal zwar nicht im Hauptfeld auf. Sie war in der Qualifikation gescheitert, eine Verletzung hatte sie in den vergangenen Monaten zurückgeworfen. Im Doppel dagegen erreichte sie mit ihrer Partnerin Francesca Schiavone souverän die zweite Runde.

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Die Zuschauer drängelten sich auf Platz 8, um einen Blick auf die 44-jährige Tennisspelerin zu erhaschen, sie wedelten mit Japan-Fähnchen, filmten mit der Handykamera, wie sie aufschlug. Date ist eine Attraktion, ein Phänomen. Womöglich sogar noch mehr: "Bei uns ist sie eine Legende", sagte eine japanische Reporterin in Wimbledon.

Bis auf Platz vier der Weltrangliste arbeitete sich Date Mitte der neunziger Jahre vor, sie hielt dem Slice von Graf stand, triezte Martina Navratilova mit Passierschlägen und erlief ähnlich viele Bälle wie Arantxa Sanchez-Vicario. Die Konkurrentinnen von damals sind längst in Rente, Date spielt noch immer - und zwar gegen Gegnerinnen, die noch gar nicht geboren waren, als sie 1989 ihr erstes Match auf der WTA-Tour spielte. In einem Interview sagte Date vor kurzem: "Ich frage meine Gegnerin nie, wie alt sie ist. Ich frage gleich direkt, wie alt ihre Mutter ist."

Ans Aufhören denkt Date noch lange nicht. Sie habe "Probleme mit ihrem Ellenbogen, ihrer Schulter, ihrer Hüfte", sagte sie bei einer Pressekonferenz in Wimbledon. Doch seit ein paar Wochen sei sie schmerzfrei und wolle wieder angreifen. Die Motivation ist ungebrochen, ihre Freude am Sport ebenso. Der Trick? Früh ins Bett gehen, viel trinken.

Die Geschichte von Kimiko Date ist umso erstaunlicher, weil sie früh in ihrer Karriere plötzlich keine Lust mehr auf Tennis hatte. 1996 - im Alter von nur 26 Jahren - hörte sie auf. Sie heiratete den deutschen Rennfahrer Michael Krumm, lief 2004 den London-Marathon in dreieinhalb Stunden. Doch 2008 kehrte sie zurück, nach elf Jahren Pause. Nach einem Schaukampf gegen ihre gute Freundin Steffi Graf packte es sie plötzlich wieder.

Date wirkt in diesen Tagen in Wimbledon entspannt und gelöst. Statt eines dicken Stirnbands wie Anfang der Neunziger trägt sie nun eine Kappe. Sie ruht in sich auf dem Platz. Ihre Schläge sind nicht hart, dafür spielt sie die Bälle im richtigen Winkel oder mit der nötigen Finesse. Den Druck von damals hat sie nicht mehr, alles ist Zugabe. Finanziell erfolgreich ist Date ohnenhin, sie schließt fast so lukrative Werbeverträge mit japanischen Firmen ab wie der Weltranglistenfünfte Kei Nishikori.

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Doch auch sportlich gelingen ihr noch erstaunliche Resultate: Im vergangenen Jahr erreichte Date tatsächlich noch einmal ein Grand-Slam-Halbfinale im Doppel. Eine der beiden Gegnerinnen war ausgerechnet Martina Hingis. Die Schweizerin ist die einzige Spielerin auf der Tour, die Date von früher kennt. Hingis war 16 Jahre alt, als die beiden 1996 erstmals gegeneinander antraten.

In der zweiten Runde in Wimbledon kommt es am Freitag nun erneut zum Duell der beiden Spielerinnen aus der Tennis-Vergangenheit. Die Zuschauer werden sich in Wimbledon vorkommen wie in einer Zeitschleife gefangen. Doch für Date ist Hingis eine Gegnerin, kaum älter als alle anderen. "Wir unterscheiden uns sehr im Alter", sagte sie vor der Partie. Hingis sei schließlich erst 34. Eine andere Generation.

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