Tennisspieler Nick Kyrgios:"Kokkinakis hat deine Freundin geknallt"

Rogers Cup Montreal - Day 3

Beleidigt seinen Gegner: Nick Kyrgios in Montréal

(Foto: AFP)
  • Der junge Tennisspieler Nick Kyrgios geht mal wieder zu weit - und beleidigt seinen Gegner Stan Wawrinka heftig.
  • Einen Grund zur Entschuldigung sieht der Lump nicht.
  • Zu den Ergebnissen aus dem Tennis geht es hier.

Von Lisa Sonnabend

Nick Kyrgios hat es mal wieder geschafft aufzufallen. Aber nicht etwa, weil er die Haare nun auf einer Seite rosarot gefärbt hat, auf der anderen Seite knallgelb. Nein, extravagantes Aussehen sind die Tennisfans von dem jungen Australier inzwischen gewöhnt. Exzentrisches Auftreten eigentlich ebenso. Doch was der 20-Jährige beim Turnier in Montréal abzog, erreichte selbst für Kyrgios-Ausmaße eine neue Dimension.

Als der Weltranglisten-41. bei einem Seitenwechsel im zweiten Satz zu seinem Stuhl schlenderte, zog er eine Augenbraue hoch, dann zischte er in Richtung seines Gegners Stan Wawrinka: "Kokkinakis banged your girlfriend." Sein australischer Kollege Thanasi Kokkinakis habe also Sex mit Wawrinkas Freundin gehabt. "Sorry, dir das sagen zu müssen", schickte er noch hinterher. Ein heftiger, derber Kommentar - und ein extrem unfairer.

Wawrinka hörte die Beleidigung während des Matches offenbar nicht. Der Schweizer meldete sich erst ein paar Stunden, nachdem er die Partie beim Stand von 7:6, 3:6, 0:4 wegen einer Verletzung aufgegeben hatte, per Twitter zu Wort. "Ich bin so enttäuscht, einen Athleten und Kollegen so respektlos in einer Art und Weise zu erleben, wie ich sie mir nie hätte vorstellen können", schrieb Wawrinka. Der Weltranglisten-Fünfte forderte die ATP-Tour sogar auf, Maßnahmen zu ergreifen. Kyrgios sei zwar noch jung, aber das sei keine Entschuldigung, findet Wawrinka. "Er hat jedes Spiel Probleme, benimmt sich sehr schlecht."

Tatsächlich polarisiert Kyrgios derzeit wie kein anderer Tennisspieler. Der Australier schlägt nicht nur auf, er returniert nicht nur und feuert nicht nur scharfe Grundlinienschläge übers Netz, sondern er heizt das Publikum auf, er redet mit sich selbst - und er pöbelt oft.

Beim Davis-Cup-Einsatz vor drei Wochen etwa fluchte er immer wieder laut, zertrümmerte zwei Schläger, im dritten Satz rief er dann entnervt: "Ich will gar nicht hier sein!" In Wimbledon wurde über keinen anderen Profi so viel gesprochen wie über den jungen Australier, obwohl der bereits im Achtelfinale scheiterte. Beim vornehmsten Tennisturnier der Welt schmiss Kyrgios seinen Schläger auf den Boden, so dass er im Zuschauerbereich landete, er beleidigte den Schiedsrichter, ging Journalisten harsch an. Gegen Richard Gasquet schenkte er aus Ärger ein Spiel her, er stand einfach nur kerzengerade da, weigerte sich zu returnieren.

Wie einst John McEnroe

Wawrinka ist nun der erste Spieler, der Kyrgios wegen seines Verhaltens verbal angreift. Bislang äußerten Profis wie Roger Federer stets Verständnis für den jungen Kollegen, denn sie wissen: Es braucht Typen wie Kyrgios, den Proll, um wieder mehr neue Zuschauer für den Sport zu begeistern. Die ATP-Tour wirbt gerne mit den jungen Wilden, die die Etablierten nun herausfordern. Auf den Postern und in den Werbespots ist stets der junge Australier mit dem markanten Ohrring zu sehen. Boris Becker sagte in Wimbledon über Kyrgios: "Ich bin froh, dass wir so einen talentierten und frechen Charakterkopf haben." Dann schob er hinterher: "Sie hätten mal John McEnroe in dem Alter sehen sollen."

Ein Turniersieg ist Kyrgios in seiner Karriere bislang nicht gelungen, doch viele sagen ihm eine große Zukunft voraus. Der 1,93-Meter-Hüne hat einen gewaltigen Aufschlag und eine Vorhand, die so wuchtig ist wie seine Sprüche. Bei den Australian Open erreichte er Anfang des Jahres immerhin das Viertelfinale, beim Sandplatzturnier in Estoril verlor er erst im Endspiel.

Sein Mentor ist auch ein Rüpel

In dieser Woche wurde nun eine neue Liaison von Kyrgios bekannt. Er engagierte seinen Landsmann Lleyton Hewitt als Mentor. Der ehemalige Weltranglistenerste war als junger Spieler einst genauso unberechenbar wie Kyrgios, er pöbelte auf dem Platz und legte sich mit den Gegnern an. Das Magazin GQ kürte ihn einst zu einem der zehn meistgehassten Sportler der Welt. Ob Hewitt der Richtige ist, um Kyrgios beizubringen, ruhiger und milder auf dem Platz zu agieren?

Im Achtelfinale in Montréal trifft Kyrgios nun auf den Amerikaner John Isner. Es bleibt abzuwarten, was der Lump sich diesmal ausdenkt, um aufzufallen. Nach der Partie gegen Wawrinka sah Kyrgios jedenfalls nicht ein, dass er einen Fehler gemacht hatte. "Wawrinka war die ganze Zeit schnippisch", meinte er nur. "Und dann habe ich's halt einfach gesagt." Kyrgios entschuldigte sich nicht einmal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: