Tennisprofi Tommy Haas:Rost und Rente können warten

Er ist das Stehaufmännchen des Tennissports: Tommy Haas galt lange als einer der talentiertesten Spieler auf der Welt - doch immer, wenn es für ihn lief, verletzte er sich. Aufgeben wollte Tommy Haas nie, auch mit mittlerweile 35 Jahren hat er nicht genug. Seine Karriere in Bildern.

Von Christopher Köster und Saskia Aleythe

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Tennisprofi Tommy Haas:Als Kind nach Florida

HAAS

Quelle: AP

Er ist das Stehaufmännchen des Tennissports: Tommy Haas galt lange als einer der talentiertesten Spieler auf der Welt - doch immer, wenn es für ihn lief, verletzte er sich. Aufgeben wollte Tommy Haas nie, auch mit mittlerweile 35 Jahren hat er nicht genug. Seine Karriere in Bildern.

Von Christopher Köster und Saskia Aleythe

Als Kind nach Florida: Schon die Kindheit von Tommy Haas war geprägt von der Sportart mit den gelben Filzbällen: Angefixt durch die Erfolge eines gewissen Boris Becker und einer Steffi Graf spielte Tennis in der Familie Haas eine besondere Rolle. Vater Peter förderte seine Kinder Sabine und Tommy schon früh. Bereits als 12-Jähriger siedelte Tommy ins Tenniscamp von Nick Bollettieri nach Florida über - der Startrainer hatte bereits André Agassi und Monica Seles geformt. Von Haas war er früh hellauf begeistert: "Er ist das größte Tennis-Talent, das ich je gesehen habe", sagte Bollettieri 1991.

Fünf Jahre später sollte Haas seine Profikarriere starten. Nach einem doppelten Bänderriss im Knöchel und einer längeren Auszeit feierte Haas 1997 bei den German Open in Hamburg (Foto) seinen bis dahin größten Erfolg. Als einziger Deutscher schaffte es der 19-Jährige ins Halbfinale, wo er sich jedoch Felix Mantilla Botella geschlagen geben musste.

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Tennisprofi Tommy Haas:Der erste große Coup

GERMAN TENNIS TEAM

Quelle: AP

Der erste große Coup: Weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 1998 konnte Haas in Wimbledon André Agassi besiegen und erreichte die dritte Runde. Beim World Team Cup in Düsseldorf siegte der Hamburger in jedem Einzel und hatte großen Anteil an dem Gewinn des Wettbewerbs. Ende des Jahres trennte er sich von seinem jahrelangen Trainer Bollettieri. Seine Begründung: "Das Verhältnis war zuletzt zur Routine geworden, irgendwie wurde nichts mehr richtig bewegt."

In der Weltrangliste schaffte es Haas bis auf Rang 16 und in Memphis feierte er seinen ersten Turniersieg, mit dem Davis-Cup-Team musste er allerdings in die Relegation. Die Trennung von seinem früheren Förderer sollte nur wenige Monate betragen, denn schon im Sommer vertraute Haas wieder auf die Fähigkeiten Bollettieris. "Ich wollte wieder richtig trainieren", sagte Haas.

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Tennisprofi Tommy Haas:Silber bei Olympia

HAAS

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Silber bei Olympia: 2000 standen die Olympischen Spiele in Sydney an, doch für Tommy Haas lief es zunächst nicht nach Wunsch. Bei den Grand-Slam-Turnieren schied er vorzeitig aus und auch bei den weiteren Veranstaltungen blieb er ohne Erfolg. Dazu kam eine Rückenverletzung, die Haas jedoch noch vor Olympia auskurieren konnte.

Dort lieferte er dann großartige Leistungen ab, schlug unter anderem Alex Corretja, den jungen Roger Federer und zog ins Finale ein. Im Endspiel musste er sich zwar nach fünf Sätzen dem Russen Jewgeni Kafelnikow geschlagen geben, war jedoch nicht enttäuscht über die verpasste Goldmedaille: "Olympia war die beste Erfahrung, die ich bisher gemacht habe. Ich werde diese zwei Wochen nicht vergessen."

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Tennisprofi Tommy Haas:Weltranglisten-Zweiter

TENNIS HAAS UND AGASSI

Quelle: DPA/DPAWEB

Weltranglisten-Zweiter: Nach einem zunächst frustrierenden Jahr 2001 ("So dreckig ging es mir noch nie") fing Haas sich gegen Ende der Saison wieder, gewann in Wien und Stuttgart und kletterte sogar bis auf Weltranglistenposition acht. Durch die Erfolge beflügelt gelang ihm bei den Australian Open 2002 nach Fünf-Satz-Krimis gegen Todd Martin und Roger Federer der Einzug ins Halbfinale.

Mit dem DTB überwarf sich Haas allerdings, da er sich kurzfristig aus dem Davis-Cup-Team zurückzog. Er begründete dies mit der Tatsache, dass sein "Spiel sowohl mental als auch physisch unter dieser Situation leidet". Auf der ATP-Tour spielte er aber weiter stark und belegte nach dem Finale in Rom im Mai plötzlich Rang zwei in der Weltrangliste - die beste Position in seiner langen Karriere.

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Tennisprofi Tommy Haas:Über ein Jahr Pause

Tennis US Open Tommy Haas

Quelle: dpa/dpaweb

Über ein Jahr Pause: Direkt nach dieser Hochphase folgte erneut eine schwere Zeit für Haas. Im Sommer 2002 verletzten sich seine Eltern bei einem Motorradunfall schwer - sein Vater lag sogar einige Wochen im Koma. Gerade auf den Court zurückgekehrt, riss Haas eine Sehne im Schultergelenk und zwang ihn zu einer 15-monatigen Pause. Nach einem "Knall in der Schulter", wusste der gebeutelte Profi sofort, "dass es jetzt erst mal vorbei ist mit Tennis". Erst im Februar 2004 folgte das lang ersehnte Comeback, nachdem er das Vorjahr auf einem für ihn frustrierenden Platz 385 beendet hatte.

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Tennisprofi Tommy Haas:Die Überraschung des Jahres

Tennis Gerry Weber Open Day 3

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Überraschung des Jahres: "Seit ich wegen der Operation 15 Monate pausieren musste, weiß ich erst, was mir Tennis bedeutet. Ich bin dankbarer und kann jetzt selbstverständliche Dinge des Lebens besser genießen", meinte Haas nach seinem Comeback 2004. Die veränderte Einstellung zum Sport und zum Leben befeuerte auch seine Karriere von Neuem. Nach nur wenigen Wochen spielte Haas wieder auf höchstem Niveau, gewann gegen Andy Roddick und Nicolas Kiefer die Turniere in Houston und Los Angeles. Nach seinen starken Leistungen war auch Deutschlands Davis-Cup-Kapitän Patrick Kühnen von Haas begeistert: "Tommys Comeback ist die größte Überraschung des Jahres."

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Tennisprofi Tommy Haas:Und wieder verletzt

Tommy Haas

Quelle: dpa/dpaweb

Und wieder verletzt: Kaum waren die guten Resultate wieder da, folgte der nächste Schock. Nachdem Haas in der ersten Saisonhälfte 2005 an die starken Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen konnte, gab es in Wimbledon ein schwieriges Frusterlebnis: Beim Aufwärmen trat Haas auf einen Ball und zog sich einen doppelten Bänderriss im Knöchel zu. Motiviert durch die vergangenen Comebacks wagte sich der damals 27-Jährige nach nur sieben Wochen wieder auf den Platz - zu früh: Er war einfach noch nicht fit, der Absturz auf Platz 45 in der Weltrangliste war die bittere Konsequenz.

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Tennisprofi Tommy Haas:Erneut auferstanden

Australian Open - Haas im Viertelfinale

Quelle: dpa

Erneut auferstanden: Haas wäre aber nicht Haas, wäre er nicht einmal mehr wieder gekommen. 2006 kämpfte er sich wieder auf Topniveau zurück, feierte in Los Angeles seinen ersten Turniersieg nach eineinhalb Jahren und zog wieder in die Top 20 der Welt ein. Bei den US Open zeigte er, dass er es noch drauf hat: Nach zwei Fünf-Satz-Matches, musste Haas auch im Viertelfinale gegen Nikolai Dawidenko über die volle Distanz gehen, doch diesmal reichte die Kraft nicht aus und er verlor. Einen kleinen Erfolg erlebte er im Davis-Cup: Dort schaffte Haas mit dem deutschen Team einen Sieg über Thailand und somit den Verbleib in der Weltgruppe.

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Tennisprofi Tommy Haas:"Der Arm ist rostig"

The Championships - Wimbledon 2007 Day One

Quelle: Getty Images

"Der Arm ist rostig": Halbfinale in Melbourne, erneuter Sprung in die Top 10, Schulterprobleme, Viertelfinale bei den US Open. Das Jahr 2007 stand exemplarisch für die Karriere des Tommy Haas - ein ständiges Auf und Ab. Tiefpunkt war gegen Ende der Saison der Rückzug vom deutschen Team während der Davis-Cup-Begegnung in Russland. "Haas hat das Team im Stich gelassen" titelten die Medien in der Heimat, doch es war wieder einmal die Schulter, die Haas zu schaffen machte.

Eine erneute Operation war unausweichlich. Die gesamte Saison 2008 war nicht zufriedenstellend für Haas, das Jahr beendete er auf Rang 82. "Der Arm ist langsam, fast ein bisschen rostig", beschrieb der mittlerweile 30-Jährige seinen Fitnesszustand nach seinem x-ten Comeback. Karriereende? Noch nicht. 

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Tennisprofi Tommy Haas:Heimsieg

Gerry Weber Open - Day 7

Quelle: Bongarts/Getty Images

Heimsieg: Sandplätze waren lange ein Graus für Tommy Haas, doch spätestens mit dem zweiten Achtelfinal-Einzug nach 2002 schloss er bei den French Open 2009 Frieden mit dem bisher ungeliebten Belag. Direkt im Anschluss ging es auf Rasen weiter und prompt feierte Haas in Halle gegen Novak Djokovic seinen zwölften Turniersieg. In Wimbledon gelang ihm der nächste Erfolg, als er Djokovic erneut ausschaltete und erst im Halbfinale am späteren Sieger Federer scheiterte. 

Haas war ein weiteres Mal zurück in der Weltspitze. Zurückzuführen war die neuerliche Leistungsexplosion vor allem auf die neue Stabilität im persönlichen Umfeld. Über seine neue Freundin Sara Foster schwärmte Haas: "Sara gibt mir die Stärke, sie treibt mich an, ist meine Motivationskanone."

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Tennisprofi Tommy Haas:Und wieder ein verschenktes Jahr

ATP-Masters-Series in Shanghai - Tommy Haas

Quelle: dpa

Und wieder ein verschenktes Jahr: Zurück in den Top 20, vom DTB als "Profi des Jahres 2009" ausgezeichnet - Haas wollte 2010 wieder richtig angreifen. Doch Hüftbeschwerden erforderten eine erneute Operation und zwangen ihn ins Reha-Zentrum. Wie schon 2002 führte der neuerliche Eingriff zu einer 15-monatigen Pause und niemand glaube, dass dieser geplagte Tennisspieler noch einmal zurückkommen würde. Doch auch mit 33 Jahren war noch längst nicht Schluss. Haas startete sein x-tes Comeback, motiviert auch durch die Geburt seines ersten Kindes Ende 2010.

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Tennisprofi Tommy Haas:Noch lange nicht genug

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Quelle: AFP

Noch lange nicht genug: "Einmal mehr aufstehen als hinfallen" - das war das Motto von Haas in den Jahren 1996, 2002, 2005, 2008 und 2010. Es gibt im Tennis wohl keinen Spieler auf diesem Niveau, der so viele Rückschläge verkraften musste und trotzdem immer wieder gestärkt zurück kam. Die Saison 2012 war wieder ein Höhepunkt in seiner Laufbahn: Halbfinale beim Sandplatzturnier in München, dann der große Sieg beim Turnier in Halle. Im Finale stand Haas ein gewisser Roger Federer gegenüber. Für die Olympischen Spiele in London verweigerte der DOSB Haas jedoch eine "Wildcard", was einen großen Aufschrei in Deutschland hervorrief .

Ungeachtet dieser Enttäuschung griff Haas auch 2013 wieder an, gewann zum ersten Mal in seiner Karriere das Turnier in München und schaffte es auch bei den French Open bis ins Viertelfinale. 35 Jahre, zig Rückschläge, aber Tommy Haas hat immer noch nicht genug.

© SZ.de/jbe
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