Süddeutsche Zeitung

Alexander Zverev:"Schockiert, traurig und enttäuscht"

  • Alexander Zverev, die Nummer drei der Tenniswelt, bricht mit seinem langjährigen Manager.
  • Nach SZ-Informationen steht er bereits mit Team 8 in Verbindung, der Agentur von Roger Federer.
  • Darauf angesprochen gibt sich Federer ungewohnt schmallippig.

Von Gerald Kleffmann

Die Sache mit Pop immerhin ist entschieden. Wobei Alexander Zverev am Wochenende einräumte: "Im Grunde hat er mich gewählt", verriet er. "Er kam auf mich zu und wich nicht von der Seite, er war einfach glücklich, und ich bin auch ziemlich glücklich." Seit wenigen Tagen also haben die Zverevs zwei Hunde: den kleinen Pudel Lövik - und nun den Mischlingsterrier Pop, den Alexander Zverev in Miami bei einem Besuch mit einigen Tenniskollegen in einem Tierheim kennenlernte - und adoptierte. Womöglich sind schon alle vereint in Monte Carlo, dem Wohnsitz des besten deutschen Tennisspielers. Zverevs Turnierbesuch in Florida endete ja viel früher, als von ihm erhofft.

Er verlor gleich, noch geschwächt von einer überstandenen Grippe, gegen den spanischen Dauerrenner David Ferrer, der im Mai zurücktreten wird. Pop, ja, das war wenigstens ein Höhepunkt in 2019. Ansonsten läuft die Saison eher rumpelig für die Nummer drei der Weltrangliste, von einer Finalteilnahme in Acapulco abgesehen. Und als wäre es nicht Herausforderung genug, sich sportlich zu stabilisieren, überlagert neuerdings ein anderes Thema Zverevs Alltag: ein juristischer Streit mit seinem Manager.

Oder man darf wohl betonen: mit seinem alten Manager. Exakt so hatte Zverev Patricio Apey am Rande des Turniers gegenüber dem Tennis-Magazin bezeichnet. Zverev selbst war es, der bestätigte, dass er sich mit Apey im Rechtsstreit befindet - und ihn demnach loshaben will. Über die Gründe schweigt er noch.

Angesprochen auf Zverev, wurde Federer schmallippig

Nun gehört es im Profisport zum Alltag, dass sich Sportler und Manager trennen und neue Liaisons bilden. Zverev und Apey galten allerdings als lange funktionierendes Team, anhand der Reaktion des Chilenen mit Agentursitz in London ließ sich erkennen, wie überrascht er war. Er sei "schockiert, traurig und enttäuscht, dass solche Maßnahmen ergriffen worden sind", teilte Apey auf Anfrage in einem Statement mit und verwies darauf, er habe einen "bindenden Vertrag bis mindestens 2023" und habe überdies beträchtliche finanzielle und sonstige Hilfe geleistet, um Zverevs Karriere aufzubauen.

Nun muss man mit Apey vielleicht kein Mitleid haben, der frühere Manager von Gabriela Sabatini und Nicolas Kiefer ist ein cleverer Stratege, der herrlich distinguiert auftreten kann und sich sicher schon gute Geschäfte gesichert hat.

Seinen Job als Manager machte er in jedem Fall exzellent. Zverev, den er 2012 als 15-Jährigen entdeckte und auf eigenes Risiko auch mit Eigenmitteln förderte, entwickelte sich Jahr für Jahr, und auch das Konto schoss hoch, dank Werbeeinnahmen. Apey war der stille, aufgeräumte Dirigent im Hintergrund, der um den Wert seines Schatzes wusste und ihn eisern verteidigte. "Ich wäre schockiert, wenn andere Manager Sascha nicht gerne betreuen würden", sagte Apey 2016 der SZ, "er hat das, was Stars ausmacht."

Damals hatte Max Eisenbud, Maria Scharapovas Manager, um Zverev gebuhlt. Zverevs Trennung von Apey, auf die es hinausläuft, ist für beide zunächst das Ende eines persönlichen Kapitels, das veranschaulicht, bei wem die Macht liegt. Wenn ein Sportler eine andere Perspektive sieht, wirken Verträge oft nur wie eine Diskussionsgrundlage. Und Zverev, das lässt sich annehmen, zieht einen anderen Weg in Erwägung. Es geht womöglich um eine Anbindung an Roger Federers Management, Team 8. Nach SZ-Informationen soll es bereits zu einer Kontaktaufnahme seitens Federers Umfeld mit Zverev gekommen sein, zumindest kursiert diese Darstellung hinter den Kulissen.

Sollte es so kommen, dass sich Zverev der Agentur Team 8 anschließt, die Federers langjähriger Manager Tony Godsick leitet, würde das einiges über Zverevs Ambitionen erzählen. Auch würde klarer werden, wie die Karriere des 20-maligen Grand-Slam-Siegers aus der Schweiz nach der aktiven Karriere aussehen könnte. Federer könnte als Mentor auf einen Spieler einwirken, dem die Zukunft gehört - und der zu seinem Erfolgskosmos passt.

Die Spekulationen dazu wurden auch durch Federer genährt, der in Miami, sonst auskunftsfreudig, beim Thema Zverev schmallippig wurde und sagte: "Ich bin ein Spieler und ein Klient. Ich weiß, Sie denken, ich bin viel mehr bei Team 8, aber ich konzentriere mich auf das Tennisspielen. Ich hoffe, dass sich für ihn und seine Psyche die Dinge regeln werden. Aber ich kann nichts kommentieren."

Dass er ihn oft genug beraten hat, ist aber kein Geheimnis. Zverev, ehrgeizig wie wenige, hört nicht auf viele, auf Federer wohl immer. Noch aber muss sich Zverev, für wen er sich entscheidet, von Apey trennen. Der 52-Jährige machte klar, dass er bereit ist für den Kampf. Es bleibe ihm "keine andere Option übrig als diesen rechtlichen Schritten mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4383858
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.03.2019/ebc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.