Zverev bei den French OpenMit Turbulenzen nach Paris

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Alexander Zverev will endlich diesen Titel bei einem Grand-Slam-Turnier – schafft er es diesmal in Paris?
Alexander Zverev will endlich diesen Titel bei einem Grand-Slam-Turnier – schafft er es diesmal in Paris? (Foto: Alessandra Tarantino/Alessandra Tarantino/AP/dpa)

Viermal nacheinander stand Alexander Zverev beim Sandplatzklassiker in Frankreich mindestens im Halbfinale. Nun beginnt die Titeljagd mit einem Match gegen einen US-Youngster. Hatte der Deutsche die beste Vorbereitung?

Von Barbara Klimke, Paris

Zum elften Mal verbringt Alexander Zverev, 28, als Tennisprofi einige Tage im Mai in Paris, die Juniorenzeit nicht eingerechnet. Jahr für Jahr klopft er sich den roten Sand, die Terre Battue, bei den French Open aus den Schuhen. Eine Kleinigkeit aber hat sich geändert, seit am Sonntagabend der Präsident des französischen Verbandes, Gilles Moretton, auf dem Centre Court zum Besen griff. Im Beisein von Rafael Nadal fegte Moretton schwungvoll Ziegelmehl vom Boden und legte ein Relief frei: einen Fußabdruck Nadals, des „größten Spielers in der Geschichte von Roland Garros“, wie er sagte. Eine Erinnerung an eine der erstaunlichsten Siegesserien im Sport, 14 Triumphe von 2005 bis 2022, die den Parisern bleiben wird, auch jetzt, da Nadal nicht mehr zurückkehren wird.

Für den spanischen Tenniskünstler, inzwischen 38 Jahre alt, bedeutete das nicht nur eine Ehre, die ihn, wie vieles an diesem Abend, schwer zu Tränen rührte. Es war auch ein stilvolles Adieu – besonders im Vergleich zu der lausigen Veranstaltung im November in Malaga zum Karriereende, als sich das Programm der spanischen Veranstalter des Davis Cups darauf beschränkte, dass Nadal seine eigene Abschieds- bzw. Trauerrede hielt.

Etwas Bleibendes im Sand: die Erinnerungsplakette an Rafael Nadals 14 French-Open-Siege.
Etwas Bleibendes im Sand: die Erinnerungsplakette an Rafael Nadals 14 French-Open-Siege. (Foto: Franck Fife/AFP)

Als Nadal vor nun einem Jahr in Paris seine 119. und letzte French-Open-Partie bestritt, war Alexander Zverev beteiligt: Er schlug den Rekordmann in der ersten Runde in drei Sätzen. Doch so unübersehbar wie die permanente Reminiszenz an die Fußsohle Nadals in der Terre Batteu ist, so auffällig ist auch der Fakt, dass Zverev in den Listen der Grand-Slam-Turniere bis heute höchstens eine Fußnote hinterlassen hat. Seine Titelbilanz steht noch immer bei null. Und das, obwohl der 1,98-Meter-Mann aus Hamburg, wohnhaft in Monte Carlo, seit Jahren zur Weltspitze zählt und dreimal im Finale von Grand Slams stand (2020 in New York, 2024 in Paris, 2025 in Melbourne). Sogar Nadal findet das kurios: Eine reine Kopfsache, vermutete er kürzlich in einem Interview mit L’Equipe: „Denn wenn man sein Tennis-Niveau sieht, hätte er schon eines gewinnen müssen.“

Am Dienstagnachmittag startet Zverev, der Weltranglistendritte, mit einem Match gegen den 19-jährigen Kalifornier Learner Tien ins Turnier, einen hoch verlangten Youngster, der sich schon bis auf Platz 67 des Rankings durchgeschlagen hat. Ob die Grand-Slam-Titelmission, die längst Zverevs Karriereziel geworden ist, diesmal gelingt, ist erneut fraglich. Seine Titelausbeute dieses Jahr beschränkt sich, trotz des Finaleinzugs in Melbourne, nur auf den Sieg in München, und die Leistungen schwankten. In Madrid und Rom verlor er früher als geplant jeweils gegen Kontrahenten, die ihm nicht liegen: Francisco Cerundolo und Lorenzo Musetti. In Hamburg bestritt er ein Match trotz eines Magenvirus. „Hatte ich die beste Vorbereitung? Wahrscheinlich nicht!“, sagte er bei seiner Ankunft in Paris. Zumal er vorher noch ein bisschen durchgeschüttelt wurde, als sein Flugzeug vom Blitz getroffen wurde und er kurzfristig des Nachts in eine andere Maschine umsteigen musste.

Die Big Four noch einmal vereint: die Großen Vier des Tennis, Roger Federer (links), Novak Djokovic und Andy Murray (rechts) bei der Zeremonie in Paris für Rafael Nadal.
Die Big Four noch einmal vereint: die Großen Vier des Tennis, Roger Federer (links), Novak Djokovic und Andy Murray (rechts) bei der Zeremonie in Paris für Rafael Nadal. (Foto: Franck Fife/AFP)

Leichtes Unverständnis löste der Umstand aus, dass er sich eine Woche vor Roland Garros noch mit Fieber, nach eigener Aussage 39,4 Grad, auf den Platz gestellt hatte. Ruhe wäre besser gewesen, lautete per Ferndiagnose der medizinische Rat von Boris Becker, der die French Open als Eurosport-Kommentator begleiten wird. Zverev argumentierte, dass er es ohnehin nie allen recht machen könne: Ein Verzicht auf das Match, so glaubt er, hätte ebenfalls Kritik nach sich gezogen. Titelfavorit in Paris sind diesmal sicher andere.

Dass ein Platz in der Weltspitze keinen Schutz vor Überraschungen garantiert, veranschaulichte am Montag Zverevs DTB-Kollege Daniel Altmaier: Er warf kurzerhand die Nummer vier, den US-Amerikaner Taylor Fritz, aus dem Turnier, 7:5, 3:6, 6:3 und 6:1. Altmaier, an Nummer 66 notiert, spielte druckvoll, offensiv und variabel auf dem Court Simonne-Mathieu mitten im Botanischen Garten: „Ich wusste, dass mir Taylors Spiel liegen würde“, sagte er, auch wenn sie sie nie zuvor am Netz duelliert hatten: Seiner Meinung nach ändern Topspieler nur selten ihre Taktik; sein Team nutzt Datenanalysen, um die Schwächen der Gegner aufzudecken.

Vor fünf Jahren stand Altmaier in Paris bereits im Achtelfinale, 2023 schlug er bei den French Open den Italiener Jannik Sinner in fünf Sätzen: „Ich mag das Turnier, ich spiele gern auf Sand“, sagte er. „Und ich bin bereit, gegen jeden anzutreten.“ In der nächsten Runde wird dies der Tscheche Vit Kopriva sein.

Ausgeschieden in der ersten Runde ist hingegen Jan-Lennard Struff. Der 35-Jährige aus Warstein unterlag dem Österreicher Sebastian Ofner 6:7 (5), 3:6, 7:6 (5), 2:6 und kassierte seine 13. Niederlage in den jüngsten 14 Spielen. Und beendet ist die Reise auch für die Hamburger Qualifikantin Tamara Korpatsch, die 6:2, 1:6, 4:6 gegen die Ukrainerin Julija Starodubzewa verlor, während Zverev sich und seinem Magen noch Ruhe gönnen konnte. Die Erwartungen sind hoch: In den vergangenen vier Jahren hat er in Paris stets mindestens das Halbfinale erreicht.

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