Tennis:Wie Angelique Kerber Wimbledon eroberte

Angstgegnerin, Altmeisterin, Landsfrau, Lokalmatadorin: Angelique Kerber hat sie alle besiegt. Nun wartet die auf Revanche sinnende Serena Williams. Der Weg ins Wimbledon-Finale.

Von Jan Geißler

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Wimbledon Championships

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1. Runde

Nachdem die Sandplatzsaison für Angelique Kerber noch eher durchschnittlich verlaufen war - bei den French Open scheiterte sie bereits in der ersten Runde - zeigte die Formkurve mit Beginn der Rasensaison wieder nach oben: Beim Vorbereitungsturnier in Birmingham erinnerte vieles schon wieder an die "alte" Kerber. Sie spielte sich bis ins Viertelfinale vor.

Eine Trainingswoche später stand der Auftakt in London an: Mit Laura Robson traf die Kielerin auf eine Lokalmatadorin, die schon häufiger bewiesen hatte, dass ihr der Londoner Rasen liegt. 2008 gewann die inzwischen 22-jährige Britin die Juniorenkonkurrenz an der Church Road. Für das Turnier hatte Robson eine Wildcard erhalten, da sie wegen zahlreicher Verletzungen während der letzten Jahre in der Weltrangliste weit abgesackt war.

Day One: The Championships - Wimbledon 2016

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Eine wirklich harte Prüfung sollte Robson für Kerber dennoch nicht werden: 6:2, 6:2 hieß es nach 69 Minuten Spielzeit. Ein Auftakt nach Maß für die Deutsche. Für Kerber war der Erfolg gleichzeitig das erste gewonnene Grand-Slam-Match seit dem Triumph bei den Australian Open. "Ich war ein wenig nervös vor dem Match, aber ich bin glücklich mit meinem Spiel", sagte die Deutsche anschließend: "Die erste Runde bei einem Grand Slam ist immer hart. Ich habe mich gut bewegt und nicht so schlecht aufgeschlagen, das waren die Schlüssel zum Sieg."

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2. Runde

In Runde zwei wartete mit der US-Amerikanerin Varvara Lepchenko die Nummer 64 der Weltrangliste. Auch hier: keinerlei Probleme. Gerade einmal 52 Minuten benötigte Kerber für ihren 6:1, 6:4-Erfolg.

Wimbledon Championships

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Viel nerviger als die Gegnerin dieses Zweitrundenspiels war das Regenchaos, das die ersten Tage des Turniers prägte und immer wieder dazu führte, dass die Spieler stundenlang auf ihren Einsatz warten mussten: "Die Wartezeit war auf jeden Fall das Schwerste", sagte Kerber, die froh war, eine Runde weiter zu sein. Dort erwartete die 28-Jährige ein rein deutsches Duell.

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3. Runde

Gegen Carina Witthöft hatte Kerber vor allem im ersten Durchgang gewaltig zu kämpfen: Vier Satzbälle musste sie abwehren, ehe sie ihren sechsten selbst zum 13:11 im Tiebreak verwandelte und sich den ersten Satz mit 7:6 sicherte.

Wimbledon - All England Lawn Tennis & Croquet Club

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Nach einer langen (zwei Stunden) und einer kurzen (zehn Minuten) Regenpause steigerte sich Kerber nach der Satzpause deutlich und ließ der 21-jährigen Witthöft keine Gelegenheit mehr, noch einmal ins Spiel zurückzufinden: Nach einer Stunde und 39 Minuten Spielzeit verwandelte sie ihren ersten Matchball zum 7:6, 6:1.

Day Seven: The Championships - Wimbledon 2016

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Achtelfinale

Im Achtelfinale dann das Duell mit Misaki Doi, der Japanerin, die Kerber zu Beginn des Jahres beinahe um ihren ersten Grand-Slam-Titel gebracht hätte: Auf dem Weg zu ihrem Triumph bei den Australian Open hatte sich die Deutsche in der ersten Runde gegen Doi zum Sieg gezittert und sogar einen Matchball abgewehrt.

Das Spiel in Wimbledon sollte dennoch ein ganz anderes werden: Kerber trat mit dem Selbstverständnis einer Grand-Slam-Siegerin auf und fegte Doi vom Rasen.

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Der Jubel nach dem verwandelten Matchball zum 6:3, 6:1 fiel ungewöhnlich ekstatisch aus: Kerber ballte die Faust, legte ihren Kopf in den Nacken und schrie die Freude in den Londoner Himmel. Nach 2012 und 2014 stand die Deutsche zum dritten Mal im Viertelfinale von Wimbledon. Gegnerin dort: Simona Halep.

Day Eight: The Championships - Wimbledon 2016

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Viertelfinale

Die ersten drei Aufeinandertreffen mit Halep verlor Kerber allesamt, das vierte und vermutlich wichtigere Duell im Fed Cup in Cluj dafür gewann die Deutsche. Durch ihren zweiten Einzelsieg hatte sie entscheidenden Anteil am Klassenerhalt der deutschen Mannschaft.

Und auch das Viertelfinal-Duell mit der Rumänin sollte zugunsten von Kerber verlaufen. In einem hochklassigen Match demonstrierte die 28-Jährige eindrucksvoll, warum ihr Name inzwischen prominent gehandelt wird, wenn es um die populärsten Trophäen geht.

Day Eight: The Championships - Wimbledon 2016

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Nach genau 90 Minuten verwandelte sie ihren ersten Matchball zum 7:5, 7:6-Erfolg. Ungläubig ließ sie ihren Schläger fallen, fasste sich kurz an den Kopf, ballte dann die Fäuste und nahm die Glückwünsche Haleps entgegen.

"Es ist so toll, im Halbfinale zu stehen", sagte Kerber im Anschluss an ihren erfolgreichen Auftritt: "Ich fühle mich gut, bin fokussiert auf mein Spiel. Ich spiele mein bestes Tennis. Ich genieße hier jeden Tag."

Wimbledon - All England Lawn Tennis & Croquet Club

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Halbfinale

Mit Venus Williams ging es im Halbfinale gegen keine geringere als eine fünffache Wimbledon-Siegerin. Die 36-jährige US-Amerikanerin, die seit einigen Jahren an einer Autoimmunkrankheit leidet und deswegen schon seit längerer Zeit nicht mehr ihr volles Trainingspensum absolvieren kann, hatte im Viertelfinale die Ukrainierin Jaroslawa Schwedowa aus dem Wettbewerb geworfen.

Trotz ihres hohen Alters erwies sich die Schwester der Weltranglistenersten Serena Williams als unangenehme Gegnerin für die Deutsche. Zumal Kerber nicht ihren besten Tag erwischte und vor allem bei eigenem Aufschlag immer wieder Schwächen offenbarte. Weil aber auch Williams alles andere als fehlerfrei spielte - am Ende produzierte die US-Amerikanerin 21 sogenannte vermeidbarer Fehler - war der Finaleinzug Kerbers nie wirklich gefährdet.

Day Ten: The Championships - Wimbledon 2016

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Auf dem mit 15.000 Zuschauern vollbesetzten Center Court beendete die 28-jährige Deutsche nach 72 Minuten die Partie: 6:4, 6:4. Die Kielerin blieb damit auch im sechsten Spiel des Turniers ohne Satzverlust. Insgesamt benötigte sie für ihren Weg ins Finale 445 Minuten.

Am Samstag geht die Deutsche nun in ihr zweites großes Endspiel der Karriere. Die Gegnerin wird dann Branchenführerin Serena Williams sein, die Rollen scheinen klar verteilt.

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Quelle: AFP

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Finale

Es ist die Neuauflage des Finals der Australian Open im Januar diesen Jahres. Auch damals ging Kerber als klare Außenseiterin in die Partie, zeigte jedoch einen großen Kampf und zwang die 21-fache Grand-Slam-Siegerin Williams letztlich doch irgendwie. Und dennoch gilt die US-Amerikanerin auch dieses Mal wieder als Favoritin. Gelingt Kerber die Überraschung, so wäre es nach 20 Jahren der erste deutsche Erfolg auf dem heiligen Rasen. Damals sicherte sich Steffi Graf die Krone in Wimbledon.

© SZ.de/sid/jage/ebc
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