Tennis:Warten auf die Schulter

Fototermin BMW Open mit Tommy Haas

Will im Training weiter in sich und die Schulter hinein hören: Tennisprofi Tommy Haas.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Tennisprofi Tommy Haas weiß noch immer nicht, ob er kommende Woche beim Münchner ATP-Turnier an den Start gehen kann. Dieses Mal zwickt nicht die vermaledeite Schulter, sondern ein Wirbel oder Rippchen am Rücken.

Von David Weber

Bäumchen werden gegossen, Wege geharkt und schwer beladene Gabelstapler von A nach B manövriert. Die letzten Vorbereitungen auf das Münchner ATP-Turnier, die BMW Open sind in Gange; Turnierdirektor Patrick Kühnen, Notebook (digital) und Notizblock (analog) unter dem Arm, sieht auf der Anlage am Aumeisterweg hier und da nach dem Rechten. Und weiter hinten, auf Platz acht, warten die Besucher des Tages auf Tommy Haas. Der hatte für diesen Mittwoch ein öffentliches Training angekündigt, erscheint aber wenig später nicht in Sporthosen, sondern Jeans. Unter dem T-Shirt schimmern hellblaue Kinesio-Tapes durch. Kein Training heute.

Haas habe sich in der letzten Nacht "verlegen", sagt Kühnen, dieses Mal ist es nicht die vermaledeite Schulter, sondern ein Wirbel oder Rippchen am Rücken. Haas nennt es "eine Kleinigkeit. Ansonsten geht es in die richtige Richtung."

Die Verletzungsgeschichte des Tennisprofis Tommy Haas, 37, ist ein Fortsetzungsroman, dessen Einordnung ins Horrorgenre übertrieben wäre; denn "das Leben", sein Leben, "ist generell schön. Außer, dass ich gerade nicht das machen kann, was ich gerne machen würde", sagt Haas. Er würde gerne Tennis spielen, und beim Turnier in München besonders gerne, weil er damit "schöne Erinnerungen" verbindet, weil Turniere in Deutschland "immer etwas Besonderes" sind, weil Familie und Freunde vor Ort zusehen können und weil ihm hier die "tolle Unterstützung der Fans" sicher ist. "Aber meine Schulter hat leider eigene Gedanken", sagt Haas.

"Ich versuche alles, um hier dabei sein zu können", sagt Haas

Nun sind die komplexen Stränge, in denen in der Schulter, zwischen Arm und Hals, über die großen Fragen des Lebens sinniert wird, von der Wissenschaft noch nicht abschließend durchleuchtet; zumindest aber hegt Haas' Schulter offenbar Zweifel, ob sie schon Lust hat auf kraftzehrende Aufschlagsspiele, ob die Energie reicht. "Das ist die Sache, die am meisten hängt", erklärt er. Bis Donnerstag will Haas entscheiden, ob er kommenden Dienstag ins Turnier einsteigt.

Sein letzter Auftritt auf der Tour ist schon eine Weile her, das war bei den French Open im vergangenen Jahr. Haas gab in der ersten Runde auf, die Schmerzen in der Schulter machten eine Fortsetzung der Partie gegen Jürgen Zopp aus Estland unmöglich. Am Donnerstag wird Haas es wieder mit einer Trainingseinheit probieren. "Ich versuche alles, tue mein Bestes, um hier dabei sein zu können", versichert er. "Aber wenn ich auf den Platz gehe, will ich auch das abrufen können, was ich von mir gewohnt bin". Er sei hier nicht für ein Abschiedsspiel angereist. Das Starterfeld, das vom Schotten Andy Murray angeführt wird, sei "sehr, sehr stark. Das würde ich mir als Fan anschauen", sagt Tommy Haas und ergänzt: "In der Zukunft." Und wahrscheinlich in Absprache mit seiner Schulter.

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