Tennis:Unbehelligt

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Wieder in der Form des Frühjahrs, als er die Australian Open gewann: Jannik Sinner. (Foto: Adam Hunger/AP)

Die US Open begannen für den Italiener Jannik Sinner wegen zweier positiver Dopingbefunde unangenehm. Der Weltranglistenerste hat dennoch den Weg ins Viertelfinale gefunden – dort trifft er auf den notorischen Schleicher Daniil Medwedew.

Von Gerald Kleffmann, New York

Es war spät in der Nacht, als Jannik Sinner im tristen „Room 1“ des Medienzentrums saß und einen Rückblende erlebte. „Ich komme vom Skifahren“, erinnerte er sich, da sei es so: Ein Fehler, „und das Rennen ist vorbei“. Sinner wusste bestens, wovon er sprach, der Südtiroler war als Kind Mitglied beim ASC Drei Zinnen und talentiert. 2012 wurde er in seiner Altersklasse Zweiter bei der italienischen Meisterschaft. Weniger gut lief es in seinem letzten Jahr auf den Pisten, in neun Rennen fiel er sieben Mal aus, 2014 beschloss er, sich nur noch einem Sport zu widmen. „Im Tennis“, berichtete Sinner in New York, „kann man eine etwas andere Einstellung haben.“

Wie wahr. Zeigt man beim Tennis Phasen der Schwächen, muss das Match ja nicht sofort beendet sein. An diesem Montagabend etwa hatte Sinner schlecht gegen Tommy Paul begonnen, zwei eigene Aufschlagspiele verloren, 1:4 zurückgelegen, reihenweise traf er Bälle mit der Kante des Schlägers. Im zweiten Satz war der Amerikaner, der laut von teils sichtlich angetrunkenen Zuschauern im Arthur Ashe Stadium mit „USA!, USA!“-Rufen angefeuert wurde, der Bessere – doch Sinner gewann die zu zwei Dritteln knappe Partie 7:6 (3), 7:6 (5), 6:1 und steht nun in der Runde der letzten Acht. „Wahrscheinlich trifft er den Ball so gut wie keiner auf der Tour“, lobte Paul, immerhin 14. der Weltrangliste. Sinner ist bekanntlich die Nummer eins.

Zum Start der US Open stand der Italiener noch mächtig unter Druck, als er sich wegen zweier positiver Dopingproben im März erklären musste, was vor zwei Wochen erst publik geworden war. Sinner war freigesprochen worden, sein inzwischen gefeuerter Physiotherapeut hatte ihm, so das Urteil, das Vergehen eingebrockt. Offenbar hat Sinner das Thema gut verarbeitet, nun ist er der Einzige, der 2024 bei allen vier Grand-Slam-Turnieren mindestens das Viertelfinale erreichte; die Australian Open gewann er. Am Mittwoch trifft Sinner auf seinen Finalgegner von Melbourne, den Russen Daniil Medwedew. Der hat 2021 das Turnier gewonnen und ist diesmal fast unbemerkt unter die letzten Acht vorgestoßen.

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