Der Airbus A380 ist sanft wie eine Feder auf der Rollbahn des Flughafens mit dem Kürzel JFK gelandet, rasch durch den Zoll, Gepäck, ab ins Taxi. Wie wird einen diese Metropole aufnehmen, für viele die Hauptstadt der Welt, gepriesen, besungen, verflucht. „Es ist fabelhaft, in New York zu leben, wenn man es sich leisten kann, die Stadt zu verlassen“, resümierte einst der Autor William R. Cole.
Das Erste, was man wahrnimmt: Man versteht nichts. Kein Wort. Paul, wie der Ausweis des Taxifahrers auf der Rückbank verrät, spricht einen Slang, der einen ratlos macht. Paul, Typ rüstiger Trompeter aus New Orleans, fragt leise, wohin es gehen soll, dann immer lauter, man schreibt die Adresse auf, das rettet die prekäre Lage nicht. Paul fährt rumpelnd los, er spricht die Adresse fünf-, zehn-, 15-mal in die Google-App, die App versteht ihn auch nicht. Pauls Slang hatten die Google-Menschen nicht auf dem Schirm.
Man wähnt sich schon gestrandet, irgendwo im Nirgendwo
Plötzlich verlässt er die Schnellstraße, die in Wahrheit eine Langsamstraße ist, von dem Stau kann München etwas lernen, hinten perlt der Angstschweiß, auf den Fahrpreis schaut man lieber nicht mehr, man wähnt sich schon gestrandet, irgendwo im Nirgendwo. Ja, wär’ schön gewesen, die US Open zu sehen. Next time.
Paul versucht es wieder mit der App. Hoffnungslos. Am Ende, ein Wunder, schafft es der Passagier, Paul zu lotsen, geradeaus, nein, nicht links. Noch fünf Blocks. Fünf! Derjenige, der 30 Jahre nicht in der Stadt war, lotst den, der hier mit dem Finden des Weges sein Geld verdient. Oder ist Paul ein besonders geschickter Schauspieler? Nach 40 Minuten ist das Ziel endlich erreicht, 68 Dollar, keine Abzocke, immerhin. Als Paul den Koffer reicht, lächelt er kurz, der Passagier auch. Beide sind erleichtert. Eine Freundschaft fürs Leben entsteht nicht. Wenn man zusammenhält, das zeigt die Stadt einem gleich, ist manches möglich – so verrückte Dinge etwa, wie von JFK nach Flushing zu reisen.