Finale der US-Open:Die „USA“-Rufe verstummen

Lesezeit: 2 Min.

Auch in New York die Nummer eins: Jannik Sinner bezwingt den US-Amerikaner Taylor Fritz. (Foto: Robert Deutsch/USA Today Sports via Reuters)

Jannik Sinner bezwingt Taylor Fritz und verhindert so den ersten US-Open-Erfolg eines Amerikaners seit 21 Jahren. Auch wenn reichlich Prominenz zur Unterstützung beim Heim-Finale erscheint – inklusive Taylor Swift.

Von Gerald Kleffmann, New York

Taylor Fritz, 26, aus Rancho Santa Fe hatte sich so sehr Hoffnungen gemacht. Der Tennisprofi aus Kalifornien, der Weltranglistenzwölfte, hätte am Sonntagnachmittag in New York der erste amerikanische Grand-Slam-Sieger im Männereinzel seit 2003 werden können. Damals hatte Andy Roddick die US Open gewonnen. Doch in einem erschreckend einseitigen Endspiel verlor Fritz, der im Viertelfinale den Deutschen Alexander Zverev besiegt hatte, mit 3:6, 4:6, 5:7 gegen den Weltranglistenersten Jannik Sinner.

Nun ist der 23 Jahre alte Südtiroler aus dem beschaulichen Innichen im Pustertal der Mann mit der Bestleistung: Er siegte als erster Italiener in New York. Er tat es somit Landsfrau Flavia Penetta gleich, die als erste und einzige Italienerin 2015 den US-Open-Titel errang. Für Sinner ist es der zweite Grand-Slam-Triumph seiner Karriere. Im vergangenen Januar hatte er die Australian Open gewonnen.

Das Finale war natürlich wieder eine Showbühne vom Feinsten, bei keiner anderen Partie während der US Open sind so viele prominente Zuschauer anwesend wie beim letzten Match. Unternehmer Elon Musk, Soulbarde Usher und Schauspieler Matthew McConaughey tauchten in Logen auf, kurz vor dem Start kam das Königspaar der VIPs, die Sängerin Taylor Swift mit ihrem Freund, dem Footballprofi Travis Kelce. Da drehten die sozialen Medien durch. Ansonsten waren wahrscheinlich zwischen 50 und 100 Menschen aus dem amerikanischen Fernseh- und Entertainmentgeschäft zu Gast, hübsch verteilt auf alle Logen, die kreisförmig im Mittelrang um den Tennisplatz angelegt sind. 

Das kann ja nicht wahr sein! Taylor Swift regt sich während des Endspiels auf, auch Freund Travis Kelce (neben ihr) fiebert mit. (Foto: Andrew Kelly/Reuters)

Fritz kassierte sofort das Break, er verlor sein erstes Aufschlagspiel, aber glich rasch zum 2:2 aus. Da jubelten sofort die meisten der 24 000 Besucher im Stadion. Die Unterstützung für Fritz hatte Auswirkungen, Sinner fing an, Nerven zu zeigen. Aber nur kurz. Er blieb der offensivere und sicherte sich souverän den ersten Satz. Im zweiten Durchgang wurde Fritz aktiver.

Anfangs passierte nicht viel, Frau Swift ging einmal raus, sie scheint auch ein Mensch zu sein mit gewissen Bedürfnissen. Jon Bon Jovi lächelte auf der Videowand. Von oben hallten „USA, USA“- Rufe herunter. Die Stimmung hätte aber besser sein können. Vielleicht sitzen bei solchen Partien manchmal zu viele Menschen in der Arena, die mit Tennis nichts zu tun haben.

SZ PlusSabalenka gewinnt die US Open
:Großmeisterin im Karachotennis

Im Finale der US Open spielt Aryna Sabalenka nicht nur gegen ihre Gegnerin, sondern auch gegen sich selbst. Die Belarussin rettet sich mit Gedanken an die Vergangenheit – und einem erweiterten Repertoire.

Von Gerald Kleffmann

Bei 5:4 schlug wieder Sinner zu. Er kann tatsächlich, wenn es sein muss, noch mal etwas zulegen in seinen Schlägen. Er setzte Fritz unter Druck und schaffte das Break zum 6:4. Jetzt musste, wollte Fritz gewinnen, drei Sätze in Serie für sich entscheiden. Dreimal in seiner Karriere war ihm dieses schwere Unterfangen schon gelungen. Im dritten Satz war Fritz der Niederlage nahe, er wehrte zwei Breakbälle bei 2:3 ab und nahm Sinner plötzlich das Aufschlagspiel ab.

Sinner ließ Fritz zurück ins Match, doch glich wieder aus, 5:5. Nach 2:16 Stunden der erste Matchball. Fritz schlug den Ball ins Netz. Kurz darauf erhielt Sinner aus den Händen von Ex-Profi Andre Agassi den Pokal. Fritz darf sich mit 1,8 Millionen Dollar Preisgeld trösten, Sinner erhält 3,6 Millionen Dollar. 

Der Sieg Sinners hat einen Beigeschmack. Zum Start der US Open stand er mächtig unter Druck. Er hatte sich wegen zweier positiver Dopingproben im März erklären müssen, erst in der Woche vor dem Turnier war sein Vergehen publik geworden. Mit der Bekanntgabe des Falles wurde gleichzeitig verkündet, dass er gerade erst freigesprochen wurde, sein gefeuerter Physiotherapeut hatte ihm, so das offizielle Urteil, die positiven Tests eingebrockt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTennis-Analyse
:„Zverev weiß nicht, wer er auf dem Platz ist“

Wieder und wieder scheitert Alexander Zverev in den wichtigen Matches. Datenanalyst Craig O’Shannessy erklärt, was der deutsche Tennisprofi gegen die weltbesten Gegner falsch macht und warum er nicht genügend Vorteile aus seinem Körper zieht.

Interview von Gerald Kleffmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: