Doppel bei den US Open:Erst im Finale knapp besiegt

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Erst im Finale gab es kein Happy End: Kevin Krawietz (rechts) und Tim Pütz bei den US Open. (Foto: Andrew Kelly/Reuters)

Das deutsche Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz verliert bei den US Open im Endspiel gegen zwei Australier. Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen.

Von Gerald Kleffmann, New York

Möglicherweise hätten Kevin Krawietz und Tim Pütz die Wende geschafft, wenn dieser eine Punkt gelungen wäre. Krawietz hatte die große Chance, zwei Satzbälle zu erspielen. 6:5 und 30:15 hatten er und Pütz im zweiten Satz im Doppelfinale dieser US Open geführt. Dem Australier Max Purcell geriet ein Volley nicht optimal, Krawietz sauste nach vorn und hatte den Punkt quasi auf dem Schläger. Er schob den Ball mit der beidhändigen Rückhand aber ins Netz. 30:30 statt 40:15.

Tennis ist ein Sport, in dem einzelne Aktionen über Sieger und Verlierer entscheiden. Krawietz und Pütz mussten den Ausgleich zum 6:6 hinnehmen, kurz darauf jubelten Purcell und sein Landsmann Jordan Thompson, die mit 6:4, 7:6 (4) siegten. In Wimbledon hatten die beiden noch drei Matchbälle im Finale vergeben und verloren – so eng geht es immer wieder in Doppelmatches zu. „Vielleicht ist das der Moment des Matches gewesen“, sagte Krawietz rückblickend über seinen missglückten Schlag. „Wir hatten das Momentum in der Phase auf jeden Fall auf unserer Seite.“

Eine Silberplakette gab's für Kevin Krawietz (links) und Tim Pütz nach dem verlorenen Finale, und eine Menge Geld. (Foto: Al Bello/Getty Images via AFP)

Für Krawietz und Pütz war das Erreichen des Endspiels natürlich trotzdem ein schöner Erfolg, ein lukrativer dazu. 375 000 Dollar teilen sie sich. Im zweiten Jahr ihrer Zusammenarbeit haben sie es erstmals ins Finale einer Grand-Slam-Veranstaltung geschafft. Für den Coburger Krawietz, 32, war es die dritte Endspielteilnahme im Doppel, 2019 und 2020 hatte er mit dem Kölner Andreas Mies bei den French Open triumphiert. Der erste Erfolg der beiden in Paris vor sechs Jahren war der erste deutsche Doppelerfolg seit 1937 gewesen. Der gebürtige Frankfurter Pütz, 36, stand nun in seinem ersten Doppelendspiel, 2023 hatte er bei den French Open mit der Japanerin Miyo Kato den Mixed-Wettbewerb gewonnen. Das beste Ergebnis von Krawietz und Pütz zusammen war bislang das Erreichen des Wimbledon-Halbfinales 2023.

„Wir haben es genossen, zum ersten Mal im Arthur Ashe zu spielen“, sagte Krawietz bei der Siegerehrung. „Es war eine großartige Atmosphäre“, befand Pütz: „Wir sind enttäuscht, dass wir beide verloren haben. Und gleichzeitig stolz, dass wir so weit gekommen sind.“

Für sie geht es direkt weiter nach China. In Zhuhai findet die Gruppenphase jener Gruppe statt, in die das deutsche Davis-Cup-Team gelost wurde. Am Dienstag schon trifft die Auswahl von Bundestrainer und Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann auf die Slowakei. Nach den Absagen von Alexander Zverev, Jan-Lennard Struff, Dominik Koepfer und Daniel Altmaier bestreiten Yannick Hanfmann, 32, und Maximilian Marterer, 29, die Einzelpartien. Die weiteren Gegner sind die USA und Chile.

Dass die Profis dieser vier Nationen nun so weit reisen müssen zur Gruppenphase, an der das gastgebende Land China nicht mal teilnimmt, wurde bereits von Kohlmann kritisch gesehen. Der Tennis-Weltverband ITF hatte so entschieden, es ist offenbar eine Frage des Geldes gewesen. „Wir versuchen, am Dienstag so frisch wie möglich auf dem Platz zu stehen“, sagte Krawietz, dem mit Pütz ein 16-Stunden-Flug nach Hongkong bevorstand. Hat der Davis Cup so Zukunft? „Man muss sagen, die Planung ist eine Katastrophe“, sagte Krawietz, er hat seine Familie seit fünf Wochen zudem nicht gesehen. „Wir können es leider nicht ändern. Natürlich ist es aus Spielersicht schlecht, aber wir nehmen es trotzdem an. Wir haben Bock aufs Team, keine Frage. Wir spielen gerne für Deutschland und Davis Cup. Wir wollen irgendwann das Ding holen, mit Sascha dann hoffentlich.“ Er meinte Zverev. 2025 wollen Krawitz und Pütz dann einen neuen Versuch starten, um einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Sie bestätigten, dass sie zusammen weiterspielen werden.

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