Tennis bei den US OpenRaus mit Würde

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Coco Gauff
Coco Gauff (Foto: Robert Deutsch/USA TODAY Sports via Reuters)

Titelverteidigerin Coco Gauff scheitert unerwartet früh in New York – sie findet aber wie so oft die richtigen Worte zur richtigen Zeit.

Von Gerald Kleffmann

Da saß Coco Gauff, aufrechte Schultern, der Kopf oben, nein, sie war nicht geknickt, nicht erschüttert. Nur enttäuscht. 20 Jahre ist sie alt, immer noch erst, aber sie hat eine Bilanz als Profi trotz ihres jungen Alters, die ihr sofort half, diese Niederlage ins richtige Licht zu rücken. „Ich denke, für mich ist es nicht der Sommer, den ich will. Aber ich habe das Gefühl, dass es ungefähr 70 andere Spieler gibt, die den Sommer, den ich hatte, gerne hätten“, sagte Gauff. So viele Kolleginnen, fuhr sie fort, würden gerne „in die vierte Runde kommen. Es zu den Olympischen Spiele schaffen. So viele wollen Fahnenträger sein. Es ist die Perspektive.“

Die Amerikanerin Coco Gauff, die vor einem Jahr genau an diesem Ort, in New York, ihren ersten Grand-Slam-Titel gewonnen hatte, mochte ihr Achtelfinale am Sonntag gegen Landsfrau Emma Navarro, 23, mit 3:6, 6:4, 3:6 verloren haben. Aber Gauff, und das macht diese junge Persönlichkeit immer wieder so einzigartig, findet so oft die richtigen Worte. In Würde verlieren, das ist für Leistungssportler, zumal in einer Einzelsportart, keine so leichte Aufgabe, viele scheitern daran.

Rasch ging Gauff, ohne zu jammern und zu klagen, die sachliche Analyse ihres Scheiterns an, die diesmal nicht sonderlich schwer war. 19 Doppelfehler hatte sie fabriziert, so kann im Grunde kein Mensch ein Tennismatch gewinnen. „In Zukunft muss ich besser auf meinen Aufschlag aufpassen“, erkannte Gauff. Sie zeigte sich auch offen gegenüber der Idee, wie die letztjährige US-Open-Finalistin Aryna Sabalenka aus Belarus, die sie damals bezwang, einen Biomechaniker zurate zu ziehen. „Ich möchte andere Meinungen einholen“, verriet Gauff, allerdings könnte sie auch bei einem Spezialisten eines ganz anderen Gebietes landen. „Ich denke, es ist manchmal eher eine emotionale, mentale Sache“, sagte sie, „wenn ich jetzt auf den Übungsplatz gehen würde, würde ich wohl 30 Aufschläge hintereinander ins Feld schlagen.“

Navarro, in New York geboren und an Nummer 13 gesetzt, lobte Gauff ausdrücklich. „Sie hat alles gut gemacht“, sagte sie und ließ einen echten Gauff-Satz folgen: „Wenn ich schon verlieren muss, tue ich es am liebsten gegen einen guten Menschen außerhalb des Platzes.“ Navarro trifft im Viertelfinale nun auf die Spanierin Paula Badosa.

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