Achteinhalb Monate dauerte die Suche des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) nach einem Nachfolger von Barbara Rittner, 51, als Frauenbundestrainer, nun ist der mitgliedergrößte Tennisverband der Welt fündig geworden. Am vergangenen Dienstagvormittag stellte DTB-Vorständin Veronika Rücker im DTB-Stützpunkt und Leistungszentrum des Bayerischen Tennis-Verbandes in Oberhaching den erfahrenen Torben Beltz als neuen verantwortlichen Coach für die Frauensparte vor. Der 48-Jährige aus Itzhoe hatte Angelique Kerber zu zwei ihrer drei Grand-Slam-Triumphe und auf Rang eins der Weltrangliste geführt. Später trainierte Beltz auch die Spitzenspielerinnen Donna Vekic (Kroatien), Emma Raducanu (Großbritannien) und Anett Kontaveit (Estland). Beltz sei von Beginn an „unser Wunschkandidat“ gewesen, betonte Rücker, „wir sind überzeugt, dass wir in Torben Beltz die perfekte Lösung haben“.
Beltz tritt keine einfache Aufgabe an, die Zeiten, in denen verlässliche Vertreterinnen des DTB wie Kerber, Julia Görges, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki regelmäßig Erfolge feierten, sind längst vorbei. Die am höchsten geführte deutsche Spielerin in der Weltrangliste ist derzeit die 36-jährige Laura Siegemund als 83.; Tatjana Maria, 37, als 87. und Jule Niemeier, 25, als 91. befinden sich als einzige weitere Deutsche ebenfalls in den Top 100. Beltz erinnerte sich durchaus mit Wehmut an die siegreiche Ära der sogenannten goldenen Generation um Kerber, doch gab er sich, wie es seine Art ist, sofort optimistisch und zupackend: „Da wollen wir wieder hin“, sagte er, „wir haben tolle Talente.“ Damit meinte er aufrückende Spielerinnen wie Eva Lys (22/130.) und Ella Seidel (19/141.).
Tennis:Ein Hauch von Vintage-Angie
Vier Einzel verloren und doch den Titel gewonnen: Angelique Kerber erlebt beim United Cup eine ungewöhnliche Rückkehr auf die Tour. Die bald 36-Jährige ist nun selbst gespannt darauf, wie sie bei den Australian Open abschneidet.
Für den DTB ist die Besetzung des Postens des Frauen-Bundestrainers von großer Bedeutung, denn Spitzentrainer einzubinden, ist Teil des 2023 verabschiedeten Leistungssportkonzepts mit dem Titel „Gemeinsam! Weltklasse! Entwickeln!“ - „Wir haben als größter Verband den Anspruch, Weltklasse zu sein“, hob Rücker hervor und präsentierte Zahlen, die der DTB bis 2032 erreichen wolle. Wenn die Olympischen Spiele dann in Brisbane stattfinden, sollen je acht bis zehn deutsche Profis in den Top 100 der Weltrangliste zu finden sein. Bei den Männern sind aktuell vier Deutsche vertreten, Alexander Zverev (27/2.), Jan-Lennard Struff (34/42.), Daniel Altmaier (26/89.) und Yannick Hanfmann (33/96.).
Für den DTB ist ein Erfolg seiner Akteure auch finanziell von Bedeutung
„Die Ausgangssituation ist nicht so schlecht“, sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim, der wie BTV-Präsident Helmut Schmidbauer ebenfalls präsent war, merkte allerdings auch selbstkritisch an: „Es gibt den schönen Spruch: Die Weltrangliste lügt nicht.“ Vor allem, wenn die älteren Profis wie Maria, Siegemund und Struff aufhören, könnte sich die deutsche Lage deutlich verschlechtern, sollten Nachwuchskräfte bis dahin nicht den Anschluss an die erweiterte Weltspitze gefunden haben.
Für den DTB ist ein Erfolg seiner Akteure auch finanziell von Bedeutung, da es letztlich um Fördergelder des Bundes geht. Da insbesondere das Abschneiden bei den Olympischen Spielen als Kriterium gilt, hat der DTB seine Zielvorgaben dem Olympiazyklus angepasst. Bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zum Beispiel soll es zwei Medaillen geben. Arnim sieht noch die vier Grand-Slam-Nationen aus Australien, Frankreich, Großbritannien und den USA vor allem finanziell im Vorteil, er forderte daher: „Wir müssen smarter sein.“ So wolle der DTB etwa deutlich mehr Turniere im unterklassigen Profibereich installieren, um Talenten mehr Wettkampfpraxis zu ermöglichen. Italien beschreitet gerade sehr erfolgreich diesen Weg.
Der Vertrag von Beltz läuft vorerst für ein Jahr bis Ende 2025, was angesichts der Langfristigkeit, mit der der DTB seinen neuen Kurs ausrichtet, widersprüchlich anmutet. Doch Beltz machte klar, dass er natürlich über 2025 hinaus gerne bleiben wolle, jedoch zunächst eine, wie er es nannte, „Art Probezeit“ präferierte. Am 16. Dezember startet Beltz mit einem ersten Lehrgang in Oberhaching in sein neues Amt; Andrea Petkovic, nun Beraterin für DTB-Talente, wird ihn unterstützen.