Tennis:So lässig wie nötig

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Pedro Sousa Tennis IsarOpen 2018 ATP Tennis Herren Challenger TC Grosshesselohe Munich Pu Pedro Sousa Tennis - IsarOpen 2018 - ATP Tennis Herren Challenger - TC Grosshesselohe - Munich - Pullach - Bavaria - Germany - 11 August 2018. *** Pedro Sousa Tennis IsarOpen 2018 ATP Challenger TC Grosshesselohe Munich Pullach Bavaria Germany 11 August 2018 Copyright: xJuergenxHasenkopfx (Foto: Juergen Hasenkopf/imago)

Der Portugiese Pedro Sousa gewinnt die Isar Open gegen den deutschen Davis-Cup-Spieler Jan-Lenard Struff, der seltsam gehemmt wirkt.

Von Matthias Schmid

Pedro Sousa zog schon bewundernde Blicke auf sich, als er sich am Vormittag nur ganz locker einspielte. Ihm unterlief kaum ein Fehler, ganz gleich, ob er schnell, kurz cross oder den Ball mit viel Unterschnitt als Slice schlug. "Ey Mann, spielt der gut", schwärmte ein Junge, der ihn dabei beobachtete. Die nötige Lässigkeit nahm Sousa, 30, dann später mit ins Endspiel der Isar Open in Pullach. Sie trug ihn auch in den kritischen Situationen wie eine Luftmatratze im beschaulichen See, sicher und sehr kommod sah das aus, wie er im Finale des mit 127 000 Euro dotierte Weltranglistenturniers im Münchner Süden gegen den deutschen Davis-Cup-Spieler Jan-Lenard Struff auftrat. Die Zuschauer hatten nie das Gefühl, dass er die Partie verlieren könnte. "Es war meine Woche", sagte Sousa nach dem 6:1,6:3-Sieg selbst über seinen fünften Titel auf der zweitklassigen Challenger-Tour. Dass er die Premiere der Isar Open gewinnen würde, hatte der Profi aus Lissabon selbst nicht gedacht, als er angereist war. Zu viele gute Spieler hätten teilgenommen, staunte er selbst: "Viel besser als ich." Auch Struff war im Ranking mehr als 100 Ränge höher platziert als Sousa. An diesem Tag aber blieb der deutsche Weltranglisten-56. unterlegen.

Das war insofern überraschend, nachdem Struff am Tag davor noch den Kitzbühel-Sieger Martin Klizan in zwei Sätzen besiegt hatte und dabei sein großes Potenzial im Hochgeschwindigkeitstennis andeutete. Er verblüffte dabei die Zuschauer mit schier unmöglichen Schlägen, einmal rannte er nach einem Aufschlag vor ans Netz, um den Return mit einem gefühlvollen Volleystopp abzuschließen - einer der schwierigsten Bälle im Tennis überhaupt. "Ich habe sehr gut und aggressiv gespielt in dieser Woche", sagte sich Struff. Dass er gegen Sousa das Nachsehen hatte, lag vielleicht auch an den Erinnerungen, die in seinem Kopf plötzlich herumschwirrten.

Sousa war es, der "mir eine der schmerzhaftesten Niederlage zufügte, die ich bisher erlebt habe", bekannte Struff vor dem Endspiel. Die beiden waren sich vor gut einem Jahr im Davis Cup begegnet, im Abstiegsspiel der Weltgruppe zwischen Portugal und Deutschland verlor Struff glatt in drei Sätzen. Dass er anschließend mit zwei Siegen im Doppel und im Einzel gegen João Sousa dem deutschen Team doch den Klassenverbleib bescherte, konnte ihn nicht wirklich über die Trübsal hinweghelfen. "Ich hoffe, dass ich mich revanchieren kann", sagte Struff am Samstag.

Doch am Tag später war rasch zu beobachten, dass Sousa der solidere Spieler der beiden war. Struff war seltsam gehemmt, wirkte fahrig und wollte zu schnell den Winner, den direkten Punkt machen. Sousa ist ein Spieler, der sehr gut mit der Geschwindigkeit des Gegners umgehen kann, er ist ein sogenannter Counter Puncher, ein Konterspieler, der sich auf dem langsamen Sand am wohlsten fühlt.

Während Struff am Mittwoch in die USA fliegt, um sich auf Hartplatz in Winston-Salem auf die am 27. August beginnenden US Open vorzubereiten, wird Pedro Sousa nach Meerbusch bei Neuss weiterreisen, wo das nächste Challenger-Turnier auf dem roten Ziegelmehl ansteht. 18 290 Euro und 125 Punkte erhält er für seinen Sieg in Pullach - es ist bisher die höchste Ausbeute seiner Karriere.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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