Am Mittwoch bestritten Jannik Sinner und Carlos Alcaraz beim ATP-Turnier in Peking das Finale, und wie immer, wenn der Italiener und der Spanier gegeneinander antreten, ist danach Bezeichnendes in den sozialen Medien zu beobachten. In der Tennisgemeinde auf der Plattform X etwa präsentieren Interessierte auf ihren Profilen die spektakulärsten Ballwechsel zwischen den beiden, und weil es nun mal sehr viele von diesen gibt, quillt das Netz über.
Der Weltranglistenerste Sinner ist 23 Jahre alt, der Weltranglistenzweite Alcaraz gar erst 21, aber sie leben bereits eine sportliche Rivalität, die an die großen Duelle der Tennisgeschichte erinnert. Einst bekämpften sich Rod Laver und Ken Rosewall (1963 bis 1977), Björn Borg und John McEnroe (1978 bis 1981), Boris Becker und Stefan Edberg (1982 bis 1996), Pete Sampras und Andre Agassi (1989 bis 2002) und dann natürlich, als Trio, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic. Im zehnten Aufeinandertreffen setzte sich nun zum sechsten Mal Alcaraz nach 3:21 Stunden Spielzeit 6:7 (6), 6:4, 7:6 (3) durch. Das elfte Duell könnte bald folgen, Sinner und Alcaraz sind schon nach Shanghai zum Turnier der Masters-Serie weitergereist. Im Übrigen – und das zeigt, dass sich die heutige Generation besser untereinander versteht als manche Akteure früher – teilten sich Sinner und Alcaraz, die 2024 alle vier Grand-Slam-Titel unter sich aufgeteilt haben, diesmal einen Privatjet.

Sinners Leistung war mal wieder deshalb bemerkenswert, da er sich abermals einer Überprüfung seines Dopingfalls gegenübersieht. Er war im März zweimal positiv auf ein Steroid getestet und vor den US Open freigesprochen worden. Ein Schiedsgericht glaubte ihm, dass sein damaliger Physiotherapeut ihm die Kontamination eingebracht hatte. Sinner gewann trotz des Drucks in der Öffentlichkeit das Turnier, nun geht die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) gegen das Urteil in Berufung. „Jetzt wird es wieder nicht einfach sein“, sagte Sinner in Peking, der bis zu seinem Freispruch bereits „schlaflose Nächte“ gehabt habe.
Erstmals äußerte sich nun auch Djokovic zu dem Fall. „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, dass wir ein System haben, das nicht gut funktioniert“, sagte der 24-malige Grand-Slam-Sieger: „Ich schätze, das ist wahrscheinlich etwas, was selbst den Leuten klar ist, die unseren Sport nicht verfolgen. Es gibt viel zu viele Ungereimtheiten, viel zu viele Dachverbände sind involviert, und dieser ganze Fall hilft unserem Sport überhaupt nicht.“