Tennis:Schwanger auf Platz eins

Tennis: Gewann in Melbourne schwanger ihren 23. Grand-Slam-Titel: Serena Williams.

Gewann in Melbourne schwanger ihren 23. Grand-Slam-Titel: Serena Williams.

(Foto: AP)
  • Serena Williams gibt am Geburtstag von Maria Scharapowa bekannt, dass sie schwanger ist - und übernimmt trotzdem am Montag die Nummer eins.
  • Rückblickend macht das den Triumph der Amerikanerin in Melbourne noch größer.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der WTA-Tour.

Von René Hofmann

Im September wird Serena Williams 36. Als professionelle Tennisspielerin tritt sie seit 1995 auf. In einem aber ist die feste Größe der traditionsreichen Sportart ganz auf der Höhe der Zeit: Wichtige persönliche Dinge gibt sie gerne über das Internet bekannt. Im Dezember tat sie ihre Verlobung mit dem Unternehmer Alexis Ohanian auf der Seite kund, die dieser einst mitbegründet hatte. Auf reddit.com veröffentlichte Williams ein sechszeiliges Gedicht, das mit der Nachricht endete, sie habe "Ja" gesagt.

Am Mittwochabend nun schickte Williams über Snapchat ein Selfie in die Welt, das sie in einem gelben Badeanzug zeigte - mit einem deutlichen Bäuchlein. Ihre einzige Botschaft dazu: "20. Woche". Die Nachricht verschwand kurz darauf wieder, was zunächst Verwirrung aufkommen ließ, einige Stunden später aber bestätigte Sprecherin Kelly Bush Novak allen Nachrichtenagenturen, die sich dafür interessierten: Ja, es stimmt, Serena Williams ist schwanger. Im Herbst erwartet sie ihr erstes Kind. In diesem Jahr wird sie kein Tennis mehr spielen. 2018 aber will sie zurückkehren. Die Sprecherin wörtlich: "Serena hat gesagt, dass ich jedem, der fragt, klar sagen soll, dass das klar ist." Aus der Botschaft klingt eine Entschlossenheit, die Serena Williams auf dem Spielfeld immer ausgezeichnet hat.

23 Grand-Slam-Titel hat die Amerikanerin bisher gewonnen. Den letzten im Januar in Melbourne erstürmte sie sich: 14:0 Sätze. Im Finale ließ sie ihrer rund ein Jahr älteren Schwester Venus keine Chance. Wenn es stimmt, dass Serena Williams sich nun in der 20. Schwangerschaftswoche befindet, dann war sie damals bereits im zweiten Monat - was der ohnehin schon beeindruckenden Leistung rückblickend noch einmal eine besondere Note verleiht.

Seit ihrem Triumph in Melbourne hat Serena Williams kein Match mehr bestritten. Für die Turniere in Indian Wells und Miami sagte sie ab, offiziell wegen Kniebeschwerden. Eine Kuriosität der Ranglistenberechnung lässt sie trotz der Pause am Montag wieder zur Nummer eins aufsteigen: Weil sich der Termin des Turniers in Stuttgart geändert hat, verliert Vorjahressiegerin Angelique Kerber, die momentan noch den Spitzenplatz der Weltrangliste inne hat, die Ranglistenpunkte für den Triumph früher als sonst. Das macht den Weg für Williams frei. Es wird ihre 317. Woche als Nummer eins sein.

Kerber gratuliert Williams

Kerber gratulierte, wie andere Tennisgrößen auch, Williams umgehend zum Babyglück. "Ich bin sicher, Serena wird auch eine Weltklasse-Mama auf der Tour im nächsten Jahr sein", sagte Kerber. Der einstige Tennis-Profi Andy Roddick twitterte: "Jetzt wird es also einen Baby-GOAT geben." GOAT steht für Greatest of all time. Die Dänin Caroline Wozniacki, die mit Serena Williams befreundet ist, ließ wissen: "Tante Caro" klänge gut für sie.

Nichts hören ließ zunächst Maria Scharapowa. Für die Russin, die gerade die letzten Tage einer 15-monatigen Dopingsperre absitzt, war der Mittwoch allerdings auch selbst ein besonderer Tag: Sie feierte ihren 30. Geburtstag - und es gibt nicht wenige, die glauben, die Rivalität zwischen den beiden gehe so weit, dass Serena Williams den Zeitpunkt der Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft extra so legte, um der Gegenspielerin mal wieder die Show zu stehlen. Der Tennisplatz ist schließlich auch ein Laufsteg, auf dem es darum geht, wer die meiste Aufmerksamkeit heischt.

Nun wird alles auf Scharapowa schauen

Scharapowa wird in der Zeit, in der Williams nun aussetzt, viele Blicke auf sich ziehen. Besonders viele weltweit bekannte Attraktionen hat die Frauentour derzeit nicht im Angebot. Welchen Stellenwert Scharapowa genießt, zeigt sich schon daran, dass ihr die Turniere in Stuttgart, in Madrid und in Rom trotz ihres Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regularien anstandslos Wildcards zukommen ließen. Ob auch die French Open dies so halten, entscheidet sich am 15. Mai. Scharapowas Chancen auf die begehrte Einladung dürften mit Williams Auszeit-Ankündigung gestiegen sein. Die Stars der Szene bleiben gefragt.

Seinen Glückwunsch an Serena Williams verband Steve Simon, der Chef der Frauentennis-Tour, gleich mit der Botschaft: "Wir freuen uns darauf, dich wiederzusehen!" Bisher haben zwei Frauen als Mütter Grand-Slam-Titel gewonnen: die Australierin Margaret Court (1973 Australian, French und US Open) und die Belgierin Kim Clijsters (2009 und 2010 US Open, 2011 Australian Open).

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