Tennis:Torte und Titel für Djokovic

Tennis: Wie ein Balletttänzer an der Grundlinie: Novak Djokovic glänzt wieder mit akrobatischen Rettungsaktionen auf dem Tennisplatz.

Wie ein Balletttänzer an der Grundlinie: Novak Djokovic glänzt wieder mit akrobatischen Rettungsaktionen auf dem Tennisplatz.

(Foto: Julian Finney/Getty Images)

Federer in Reha, Nadal mit Fußbeschwerden: Novak Djokovic dagegen gewinnt in Rom sein 1000. Match als Profi - und reist nun als Favorit zu den French Open.

Von Gerald Kleffmann

Als Casper Ruud ans Netz schritt, lächelte er. "Ich bin froh, auch an einem Teil deiner Geschichte mitgewirkt zu haben", sagte der Norweger beim Handschlag zu seinem Gegner. Novak Djokovic rüttelte Ruud daraufhin leicht an der Schulter, dann klopfte er ihm auf die Brust, auch er lachte herzlich, wie die Fernsehkamera einfing. Es war ein besonderer Moment, für beide, auch wenn Ruud nur als Fußnote in die Tennis-Annalen gelangt.

Djokovic hatte mit einem 6:4, 6:3-Erfolg das Finale in Rom gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas erreicht, der Alexander Zverev 4:6, 6:3, 6:3 bezwungen hatte. Bei seinem 55. Endspiel in einem Turnier der Masters-Serie holte er dann auch seinen 38. Titel, durch ein 6:0, 7:6 (5). Auf der ATP Tour war es seine 125. Finalteilnahme, das sind schwer zu greifende Zahlen, die am Samstagabend von einem außergewöhnlichen Wert sogar noch überlagert wurden. Als Djokovic nach dem Match nochmals den Center Court unter dem Beifall der vielen Zuschauer betrat, wartete bereits eine Torte auf ihn. In roter Schrift stand darauf "1000". Strahlend bedankte er sich bei allen, die ihm geholfen hätten, diesen "Meilenstein" zu erreichen. 1000 Siege als Profi, diese Sphäre hatten bei den Männern zuvor nur vier Kollegen erreicht, Jimmy Connors, Roger Federer, Ivan Lendl, und Rafael Nadal.

Tennis: Es ist zu bezweifeln, dass Novak Djokovic diese Torte anlässlich seines 1000. Matchsieges verspeisen wird. Er hat sehr eigene Essgewohnheiten und meidet zum Beispiel glutenhaltige Produkte. Gefreut hat er sich natürlich trotzdem sehr.

Es ist zu bezweifeln, dass Novak Djokovic diese Torte anlässlich seines 1000. Matchsieges verspeisen wird. Er hat sehr eigene Essgewohnheiten und meidet zum Beispiel glutenhaltige Produkte. Gefreut hat er sich natürlich trotzdem sehr.

(Foto: Andreas Solaro/AFP)

"Ich habe Roger und Rafa gesehen, wie sie diese Meilensteine erreicht haben", sagte Djokovic und gab zu: "Ich habe mich schon darauf gefreut, auch die 1000 zu erreichen." Gerade diese drei Profis pflegen ja bekanntlich eine sehr spezielle Rivalität zueinander, die sich im Kampf um die meisten Grand-Slam-Titel am meisten zugespitzt hat, mit noch offenem Endstand. Djokovic und Federer liegen in dieser Kategorie bei je 20 Trophäen, Nadal ist durch seinen nach einer langen Verletzungspause spektakulär errungenen Sieg im Januar bei den Australian Open bei der Ziffer 21 angelangt. Doch so wie sich sowohl Nadal als auch Djokovic in Rom präsentierten, könnte schon bei den kommenden French Open in Paris wieder Gleichstand an der Spitze herrschen. Vieles spricht auf einmal wieder für Djokovic.

Rafael Nadal spricht sogar indirekt von seinem Karriere-Ende

Nadal hatte in Rom zwar sein Viertelfinale gegen den Kanadier Denis Shapovalov beendet, doch unübersehbar hatte es einen Bruch in seinem Spiel gegeben. Bei 2:2, 0:30 im dritten Satz hatte er sich mit schmerzverzehrtem Blick am Seitenrand eine kurze Pause genommen. Er verlor ohne Gegenwehr 2:6 und erklärte danach: "Ich bin nicht verletzt, ich bin ein Spieler, der mit einer Verletzung lebt."

Nadal leidet am Müller-Weiss-Syndrom, einer Verknorpelung des linken Kahnbeins. Seitdem er zurück auf dem Platz sei in dieser Saison, würde ihm der Fuß große Probleme bereiten, erklärte Nadal und thematisierte sogar indirekt ein mögliches, näher rückendes Karriere-Ende, als er betonte: "Ich denke, es wird eine Zeit kommen, in der mein Kopf mir sagt: Es ist genug." An diesem Mittwoch plant Nadal, nach Paris zu reisen, noch ist unklar, ob er um seinen 14. Roland-Garros-Sieg kämpfen kann. Federer wird frühestens im Herbst, beim Laver Cup und beim ATP-Turnier in Basel, nach seiner Knieverletzung zurückkehren, 41 Jahre alt wird er dann sein.

Tennis: "Ich denke, es wird eine Zeit kommen, in der mein Kopf mir sagt: Es ist genug." - Rafael Nadal kämpft bei den French Open um seinen 14. Roland-Garros-Sieg, wenn sein Körper ihn lässt.

"Ich denke, es wird eine Zeit kommen, in der mein Kopf mir sagt: Es ist genug." - Rafael Nadal kämpft bei den French Open um seinen 14. Roland-Garros-Sieg, wenn sein Körper ihn lässt.

(Foto: Alessandra Tarantino/AP)

Djokovic indes strotzt in diesen Tagen förmlich vor Energie, was in seinem Spiel und auch in seinen impulsiven Jubelgesten auf dem Platz zum Ausdruck kommt. Anfang des Jahres hatte ihn der missglückte Einreiseversuch nach Australien, als er als Ungeimpfter letztlich per Gericht des Landes verwiesen worden war, aus der Balance gebracht. Plötzlich konnte er, der dominierende Spieler 2021, nicht um den Titel spielen, sondern musste zuschauen. Auch in den USA konnte er zuerst nicht an den Masters-Events in Indian Wells und Miami teilnehmen, weil auch dort die Einreise als Nicht-Geimpfter damals nicht möglich war. Überraschend trennte er sich noch von Marian Vajda, seinem langjährigen Trainer, Freund und Wegbegleiter. Goran Ivanisevic ist nun der allein verantwortliche Coach in seinem Team. Die ersten vier Monate dieser Saison verliefen nicht erfreulich für Djokovic.

In Monte Carlo stieg er wieder auf der Tour ein, verlor jedoch sofort gegen den jungen Spanier Alejandro Davidovich Fokina, in Belgrad dann im Finale auch gegen den Russen Andrej Rubljow und klagte danach darüber, körperlich eingebrochen zu sein. Schon in Madrid, wo er dem spanischen Aufsteiger Carlos Alcaraz, 19, in einem intensiven Halbfinal-Duell knapp unterlag, wirkte er aber fitter. Und in Rom glänzte er phasenweise wie zu seinen besten Zeiten, wie ein Balletttänzer machte er zudem wieder diese unnachahmlichen Spagate an der Grundlinie bei Rettungsaktionen. "Ich nähere mich jede Woche meinem erhofften Niveau an", sagte er zufrieden, "es geht in die richtige Richtung."

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