Wimbledon:Polo statt Presse

Lesezeit: 1 min

Beim Rasenturnier in Halle hat Roger Federer das Finale verloren. Beim Training in Wimbledon ist er trotzdem guter Dinge. (Foto: Ben Stansall/AFP)

Höchste Tour-Prominenz startet in Wimbledon, doch die Form der allesamt über 30 Jahre alten Federer, Djokovic, Nadal und Murray ist unklar. Bei Serena Williams, 36, lässt sich schon vor Turnierstart eine Verschiebung der Prioritäten beobachten.

Von Gerald Kleffmann, Wimbledon

Es klang nach einer guten Nachricht für den Tennissport vor dem Turnier. Die Big Four, Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic, Andy Murray, planten ihren Start in Wimbledon. Dazu auch Mama Serena Williams nach ihrer Babypause sowie Maria Scharapowa, die 2016 wegen einer Dopingsperre gefehlt hatte und 2017 verletzt war. Es ist eine Weile her, dass diese älteren Größen einträchtig eine Grand-Slam-Veranstaltung schmückten. Dass diese Protagonisten die Aufmerksamkeit auf sich lenken werden, ist abzusehen. Unklar ist dagegen, wozu sie imstande sind. "Es geht darum, ein Momentum aufzubauen", rätselte für sich Djokovic.

Fast schon spektakulär ist ja auch, mit wie vielen Ungewissheiten die Elite ins Rasenturnier geht. "Ich bin ein bisschen überrascht, wie gut ich so früh nach meinem Comeback gespielt habe", sagte zwar der zweimalige Wimbledon-Sieger Murray, der in Eastbourne den Schweizer Stan Wawrinka bezwang. Aber der Schotte gab auch zu, er wisse nicht, ob er nach fast einem Jahr Pause wegen der Hüftprobleme bereit sei für Matches über drei Gewinnsätze. Am Sonntagabend zog er dann seinen Start tatsächlich zurück. Djokovics Form ist besser, nachdem er verschiedene Krisen erlebt hatte. In Queens stand er erstmals seit zwölf Monaten in einem Finale. Der Serbe räumte ein, gedacht zu haben, "es würde nicht so lange dauern". Wawrinka ist seinerseits erst mal froh, nach einer schwierigen Knie-OP ein Knie zu haben. Fit sind Federer und Nadal, doch bei beiden klangen auch Gedanken ans Älterwerden durch. "Mein Karriere-Ende ist näher als je zuvor", sagte der Schweizer in Stuttgart jüngst, wo er gewann, aber wie in Halle (Finalniederlage gegen Borna Coric) nicht restlos glänzte. "Ich bin keine 20 mehr", befand auch der Spanier und rechtfertigte sich für die Auszeit nach dem elften Titelgewinn bei den French Open.

Zuversichtlich äußerte sich Williams, 36 Jahre alt: "Ich spüre vielleicht nicht mehr ganz so viel Druck. Gleichzeitig bin ich fast ein bisschen schockiert, wie sehr ich mir diesen Druck eigentlich wünsche." Das freilich hatte sie gesagt, nachdem sie tags zuvor in Wimbledon eine Pressekonferenz hat sausen lassen. Sie ging lieber mit Meghan Markle deren Mann Prinz Harry beim Polospielen zusehen. Perspektiven und Prioritäten ändern sich eben, auch bei Tennisinstanzen.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: