Tennis:Petkovic sichert mit dramatischem Sieg Klassenerhalt im Fed-Cup

Fed Cup - Romania vs Germany

Großes Herz: Andrea Petkovic bringt Deutschland den entscheidenden dritten Punkt

(Foto: dpa)
  • Angelique Kerber und Andrea Petkovic verhindern den Abstieg der deutschen Tennis-Frauen aus der Weltgruppe.
  • Petkovic wehrt im entscheidenden Einzel zwei Matchbälle gegen Monica Niculescu ab.
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Nach dem Matchball ließ sich Andrea Petkovic völlig erschöpft auf die Knie fallen und küsste das rote Ziegelmehl. In einer völlig verrückten Relegationspartie vor 7500 lärmenden und trommelnden Fans im rumänischen Cluj holte Petkovic am Sonntag für das deutsche Fed-Cup-Team den entscheidenden Punkt zum 3:1. Nach einem 0:6 im ersten Satz und der Abwehr zweier Matchbälle rang die deutsche Nummer zwei in einer nervtötenden Partie Monica Niculescu nieder und sicherte der Mannschaft durch ein 0:6, 7:6 (7:1), 6:3 den Klassenverbleib.

Damit spielt die Auswahl von Bundestrainerin Barbara Rittner auch im kommenden Jahr in der Weltgruppe der besten acht Nationen und kann einen neuen Angriff auf die ersehnte Trophäe in dem Mannschaftswettbewerb starten.

Kerber lässt Halep keine Chance

Nach 2:37 Stunden voller Energie, Adrenalin und Willensstärke verwandelte Petkovic ihren ersten Matchball. Das abschließende Doppel hatte damit nur noch statistischen Wert. "Es ist ein gutes Gefühl, dass wir jetzt 2:1 führen", hatte Kerber vor dem Petkovic-Match gesagt. Die Weltranglisten-Dritte aus Kiel zeigte sich elf Wochen nach ihrem Triumph in Melbourne und eine Woche nach der erschöpfungsbedingten Aufgabe beim Turnier in Charleston rechtzeitig zum Abstiegsgipfel in Transsilvanien wieder in Topform. Am Samstag ließ sie Irina-Camelia Begu beim 6:2, 6:3 keine Chance. Am Sonntag entschied sie das Duell der Spitzenspielerinnen mit Simona Halep überraschend klar 6:2, 6:2 für sich.

Eigentlich die perfekte Vorlage für Petkovic. Die Hessin hatte zum Auftakt gegen Halep 4:6, 7:6 (7:5), 4:6 verloren, aber energische Gegenwehr geleistet. Doch gegen Niculescu erlebte Petkovic anfangs einen regelrechten Albtraum auf dem roten Sandplatz. Gegen die unorthodoxe Spielweise ihrer Gegnerin, sie spielt die Vorhand nur mit Unterschnitt, fand sie zunächst überhaupt kein Mittel. Nach der 30-minütigen 0:6-Demütigung vergrub Petkovic ihr Gesicht unter einem weißen Handtuch und musste die nicht enden wollenden M-O-N-I-C-A-Rufe der enthusiastischen, aber immer fairen Fans ertragen.

Rittner als Psychologin gefragt

Rittner war als Psychologin gefordert und wechselte ab zwischen aufmunternden Worten und Kopfnicken und Jetzt-lieber-nichts-sagen. Der Teamchefin war die Bedeutung des Nervenspiels in der sagenumwobenen Heimat von Graf Dracula bewusst. Auch wenn das deutsche Team das böse Wort vom Abstieg so gut es ging mied, spukte es Rittner im Hinterkopf herum. Wäre das Duell schiefgegangen, hätte die einst Goldene Generation getaufte Auswahl um Kerber, Petkovic, Julia Görges oder die diesmal nicht berücksichtigte Sabine Lisicki frühestens 2018 wieder um den Titel spielen können.

Petkovic aber stellte sich immer besser auf die Schnibbelei Niculescus mit Slice auf Vor- und Rückhand ein. Im zweiten Satz wehrte sie beim Stand von 5:6 zwei Matchbälle ab und rettete sich in den Tiebreak - den sie 7:1 gewann. Der dritte Durchgang dieser denkwürdigen Begegnung begann mit sieben Breaks. Wie schon Kerber zuvor ließ sich aber auch Petkovic von der Atmosphäre in der Halle nicht beeindrucken oder gar einschüchtern.

Schon eine halbe Stunde vor dem ersten Aufschlag veranstalteten die Fans ein Höllenspektakel. Es waren zwar nur die Schieds- und Linienrichter, die den Platz betraten, aber sie wurden mit Lärm aus Trommeln, Tröten und den beliebten Plastik-Klatschwürsten begrüßt. Am Ende riefen die unermüdlichen 150 deutschen Fans "Petko, Petko".

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