Tennis:Paradiesvögel in Pfarrkirchen

Tennis: "So ein richtiges Derby hatte ich lange nicht mehr": Matthias Bachinger freut sich aufs Wochenende.

"So ein richtiges Derby hatte ich lange nicht mehr": Matthias Bachinger freut sich aufs Wochenende.

(Foto: Walter Luger/Gepa Pictures/Imago)

Von Marcos Baghdatis bis Mischa Zverev: In der Herren-30-Bundesliga Süd tummelt sich viel Prominenz. Vier der sieben Teams kommen aus Bayern.

Von Thomas Becker

Den besten Ruf hat Senioren-Tennis nicht gerade: wenig Bewegung, viel Gelaber, gern mal ein Mondball, wenn die Puste weg ist, und die Rückhand natürlich als Slice-Säge, immer - so weit das Klischee. Dass Tennis im fortgeschrittenen Alter auch ganz anders, nämlich großartig, aussehen kann, beweist einmal mehr die Herren-30-Bundesliga Süd. Was da an Personal geboten wird, stellt so manchen U30-Bundesliga-Spieltag in den Schatten: Tommy Haas, Mischa Zverev, Nicolas Almagro, Marcos Baghdatis, Daniel Brands, Matthias Bachinger, Rainer Schüttler, Benjamin Becker, Pablo Cuevas - ein Fest nicht nur für Nostalgiker, sondern für alle Freunde von gepflegtem Sandplatztennis. Vier der sieben Teams kommen aus Bayern, und auch der deutsche Meister wird diesmal im Süden gekürt: am 15. Juli beim TC Pfarrkirchen, dem Titelverteidiger.

Der Truppe aus dem Rottal den erneuten Titelgewinn streitig zu machen, dürfte schwierig werden. Die Verpflichtung des Paradiesvogels Baghdatis vor vier Jahren hat viele Kollegen angelockt: Schon im Vorjahr hatte er mit Alessandro Giannessi und Andreas Seppi prominente Mitspieler, nun hat sich auch noch der Spanier Almagro, 37, die ehemalige Nummer neun der Welt, den umtriebigen Niederbayern angeschlossen. Selbst an Position sechs ist man mit dem Belgier Steve Darcis (einst Nr. 39 der Welt) noch erstklassig aufgestellt. Die beiden einzigen Bayern tauchen in der Meldeliste an Position 13 und 14 auf: Andreas Schwarz und Felix Riedel.

Ohne Letzteren würde es die Pfarrkirchner Erfolgsgeschichte wohl nicht geben, war es doch Teammanager Riedel, der Baghdatis einfach mal auf Facebook angeschrieben hatte. Mittlerweile gehört der 37-Jährige aus Zypern zur Familie und ist sich vor Ort auch für das ein oder andere Nachwuchstraining nicht zu schade. Er trifft immer noch, zuletzt beim 9:0-Auftaktsieg gegen den TV Ober-Eschbach, bei dem die Niederbayern keinen Satz abgaben. Im ersten Heimspiel am Samstag will man nun den TC Bad Homburg mit Schüttler, Becker und Angelique-Kerber-Manager Aljoscha Thron die neue Stärke spüren lassen.

Am selben Tag kommt es in Münchens Süden von 13 Uhr an zum Stadtderby: Großhesselohe gegen Iphitos. Große Namen, viel Tradition, kein Wunder also, dass das Top-Spiel Tommy Haas gegen Mischa Zverev lauten könnte. Sein Debüt am Aumeisterweg hatte Zverev als Nummer drei mit einem glatten Zwei-Satz-Sieg gefeiert, doch an diesem Wochenende wird er wohl den Bruder bei den French Open unterstützen. Neben der Nummer eins, Aldin Setkic, hat Iphitos noch einen guten Bekannten im Team: den früheren Davis-Cup-Spieler Daniel Brands. Beim 3:6 zum Saisonauftakt gegen den TC Dachau unterlag der Hüne jedoch dem Russen Mikhail Kukushkin, der immer noch auf der ATP-Tour spielt, zuletzt bei einem Challenger-Turnier in Italien.

Großhesselohe stellt zum Derby wieder seine Publikumsmagneten auf

Nach zwei 5:4-Siegen zu Saisonbeginn wird Großhesselohe zum Derby wieder die Publikumsmagneten, Haas (unterlag in Spiel eins im Champions-Tiebreak) und den in beiden Einzeln siegreichen Bachinger, aufstellen. Der 36-Jährige hatte bei den BMW Open an der Seite von Dominic Thiem sein letztes Spiel als Profi bestritten, sich tränenreich verabschiedet, um nun vom Großhesseloher Herren-Bundesliga-Team zu den Herren 30 zu wechseln. "So ein richtiges Derby hatte ich lange nicht mehr", sagt Bachinger vorab, "das ist schon ein besonderes Match." Das findet auch Klubpräsident Roland Benedikt, der sich nicht nur auf viele Zuschauer freuen darf, sondern auch die Tabelle im Blick hat: "Ein Sieg würde uns vorzeitig den Verbleib in der Bundesliga sichern."

Den peilen auch die Tennisfreunde Dachau an. Nach zuletzt zwei Auswärtssiegen soll am Samstag gegen den bislang sieglosen TV Ober-Eschbach der erste Heimerfolg her. Top-Spieler Pablo Cuevas hätte nach dem Aus in der ersten Qualifikationsrunde für die French Open wohl wieder Zeit für eine Runde Seniorentennis.

Dass der Ehrgeiz auch jenseits der 30 nicht einfach verschwindet, sieht man an Nicolas Kiefer. Die ehemalige Nummer vier der Welt, auch schon 45, griff unlängst nochmal ins Geschehen ein: mit einem 6:0, 6:0 bei den Herren 40. Beim TC Pfarrkirchen, wo sonst?

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